Ohne Schützen, ohne Jäger und ohne Trachtler gäb’s kein Brauchtum in Bayern. Die Traditionspflege ist untrennbar mit ihnen verbunden. Wenn sie feiern, hocken Schützen, Jäger und Trachtler, wie viele andere Menschen ebenfalls, am liebsten im Biergarten. Nirgendwo sonst drückt sich bayerische Lebensart so ursprünglich aus, wie bei einer Maß Bier unter Schatten spendenden Kastanien. Und so vereinigten sich am vorigen Sonntag beim „1. Schützen-, Jäger- und Trachtlerball“ im „Königlichen Hirschgarten“ Brauchtum und Biergarten aufs Schönste. Ein buntes Fahnenmeer, festliche Trachten und schmissige Blasmusik fügten sich zusammen und verbreiteten eine unvergleichliche Stimmung. Von der ließ sich auch der Wirt des Hirschgartens, Hans Eichmeier, geradezu wegtragen: „Ich bin begeistert von der wunderbaren Atmosphäre, die sie mitbringen.“
Rund 360 Schützen, Jäger und Trachtler waren in einem Festzug eine halbe Stunde vom Steubenplatz am Eingang des Hirschgartens bis hin zum lauschigen Wirtsgarten marschiert. „Ohne Sie hätten wir es nicht geschafft, dieses Fest auf die Beine zu stellen. Herzlichen Dank dafür, dass sie mitmarschiert sind“, sagte Ingeborg Staudenmeyer, die sozialdemokratische Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-/Nymphenburg (BA 9) zur Festgemeinde. Sie hatte die Idee zu dem Ball. Den veranstaltete der BA, wobei er intensiv von der Geschichtswerkstatt Neuhausen und den Schützen- und Trachtenvereinen im „Gau Neuhausen-Altstadt im Bayerischen Sportschützenbund“ unterstützt worden war. Fünf Böllerschüsse vom „Schützenkranz München Moosach“ eröffneten das Biergartenfest. Als Ehrengäste begrüßte die BA-Vorsteherin die Prinzen Luitpold und Leopold von Bayern, den Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Uhl (CSU), die SPD-Landtagsabgeordneten Franz Maget und Ludwig Wörner sowie die SPD-Stadträte Diana Stachowitz und Helmut Schmid.
Die geballte Zurschaustellung bayerischer Tradition kam nicht von ungefähr. Es gab vier Jubiläen zu feiern: Vor 50 Jahren hatte der Wittelsbacher Ausgleichsfonds die etwa 40 Hektar große Wald- und Grünfläche des Hirschgartens der Stadt München vermacht. Seit 125 Jahren wird im „Königlichen Hirschgarten“ Augustiner Bier ausgeschänkt. Seit 20 Jahren ist der gelernte Koch Hans Eichmeier aus Landshut „Hirschgartenwirt” und damit der „dienstälteste Wirt“ in ein- und derselben Gaststätte im neunten Stadtbezirk. Der vierte Festanlass: 15 Jahre „Kaltenberg Bier“ aus der Brauerei Prinz Luitpolds im Hirschgarten. Franz Schröther von der Geschichtswerkstatt Neuhausen: „Damit gibt es wieder eine Verbindung des Hauses Wittelsbach zum Hirschgarten.“ Und: Erst in der Woche zuvor sei das Weißbier aus der Brauerei Prinz Luitpolds zum Besten der Welt gekürt worden.
Nicht immer war der Hirschgarten eine Gastwirtschaft im Freien, in die jedermann seine Brotzeit mitbringen darf. Daran erinnerte Franz Schröther. „Das Gelände war nach dem Krieg übersät mit Bombentrichtern. Wir liebten es als Kinder, mit unseren Rädern dort das Steilwandfahren zu praktizieren.“ Gleichzeitig dankte er dem Stadtrat dafür, dass er beschlossen habe, daraus einen Erholungspark und Landschaftsgarten für alle Münchner zu machen. Seine Hymne auf den Biergarten steigerte sich bis zu dem Satz: „Der Biergarten ist eine Münchner Tradition. Einen Biergarten außerhalb Münchens gibt es überhaupt nicht!“ Schröther regte an, das „Hirschdenkmal“, einen fünf Meter hohen Obelisken, den König Ludwig I. gestiftet hatte und der bei einem Bombenangriff 1944 zerstört worden war, wieder aufzustellen. „Das würde dem Hirschgarten gut anstehen.“
Ins Loblied: „Das ist ein schönes Fest, genießen Sie die Atmosphäre“, stimmte auch Stadtrat Helmut Schmid ein: „Der Hirschgarten ist etwas Einmaliges, ein besonderes Ereignis. Es ist wunderbar, da zu sein.“ Im Übrigen erklärte er Ingeborg Staudenmeyer zu „meine(r) Ur-Ur-Enkelin, weil ich bis 1978 BA-Vorsitzender war“. Er appellierte an die versammelten Brauchtumspfleger, eine „wichtige Tradition“ aufrechtzuerhalten. Und er, ein Sozialdemokrat, zitierte den einstigen CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß mit dem Satz: „Ein Tag ohne Bier ist eine Gefahr für die Gesundheit.“ Hans Eichmeier nahm das Fest zum Anlass, den Gästen seines Lokals für ihre 20 Jahre andauernde Treue zu danken. Dabei vergaß er auch seine Mitarbeiter nicht. „Viele sind schon 17 Jahre hier. Ich spreche ihnen allen meinen Dank und meine Anerkennung aus.” Und die Musik der Blaskapellen aus Finsing und aus Stockdorf sowie von Parforce-Bläsern aus dem Kreis Starnberg spielten dazu: „Mein Heimatland“ und den Hirschmarsch. Die Volkstanzgruppe des Heimatvereins „Almrausch-Stamm“ zeigte unter anderem einen Schuhplattler. Der Tanzboden füllte sich rasch, nachdem Ingeborg Staudenmeyer den Tanz eröffnet hatte. Am Schießstand konnten Jung und Alt attraktive Preise gewinnen. Als alles vorüber war, zog Ingeborg Staudenmeyer das Fazit: „Es war eine gelungene Veranstaltung.“