Kraft schöpfen, abschalten, zur Ruhe kommen, sich eine Atempause gönnen. Mitten in der Großstadt? Unmöglich! Falsch. Denn: Die Leute von der Schwanthalerhöhe brauchen von ihren Wohnungen aus nur ein paar Schritte zu gehen und schon sind sie im Bavariapark. Mitten in einem Idyll. Dort können sie sich ohne jeden Aufwand den Staub von ihren Schuhen schütteln und sich von den Mühen des Tages erholen. Auf der großen Liegewiese lässt sich’s unbehelligt Sonnenbaden. In lauschigen Ecken können Abgekämpfte allein oder mit dem Zamperl ein Nickerchen machen. Oder einfach nur eine „Runde ums Grün drehen”. Aufmerksamen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen allerdings wird in jüngster Zeit nicht entgangen sein, dass sich die „Grünanlage” verändert hat.
Zum Stadtgeburtstag ist der Park, den König Ludwig I. zwischen 1825 und 1831 unter dem Namen „Theresienhain“ seiner Ehefrau zu Ehren anlegen ließ, einer Schönheitskur unterzogen worden. Um seinen geschichtlichen Wert langfristig zu erhalten, gab das Baureferat ein „Parkpflegewerk“ in Auftrag. Seit dem vorigen Jahr wird der Park ständig aufgehübscht und nach historischem Vorbild wieder hergestellt. Alles jedoch, was getan wird, so sagt das städtische Baureferat, ist, anders als in der Vergangenheit, auf Nachhaltigkeit angelegt. Dazu gehört, dass neue Gehölze gepflanzt und die alten pflegend beschnitten werden. Im September sollen die Arbeiten am rund 61 000 Quadratmeter großen Gelände abgeschlossen sein. Das Ganze wird 495 000 Euro kosten. Es soll aus der „Sonderrücklage für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Theresienhöhe“ finanziert werden. Hinter der „Parkpflege“ steht der Gedanke, einen „echten” Bürgerpark zu schaffen.
Aufgrund seiner Geschichte war der Bavariapark nicht immer öffentlich zugänglich. Erst 1853, als die monumentale Statue der Bavaria aufgestellt worden war, ist er in Bavariapark umbenannt worden und 1908 als Ausstellungsgarten dem benachbarten Messegelände angegliedert. Zur Ausstellung „München 1908“ bekam der Park ein neues Gesicht. Er wurde zum „Englischen Garten“ umgestaltet und mit Plastiken aus Stein von zeitgenössischen Münchner Künstlern ausgestattet. 1998 zog die Messe nach Riem. Seitdem ist der Park vollständig öffentlich zugänglich. Der ursprünglich im Norden gelegene Zentraleingang ist wieder nach dort verlegt worden. Er ist fast fertig. Die bronzene Skulptur zweier Pferde, die zuvor im Park ein Schattendasein fristeten, ist nun Mittelpunkt eines Platzes, der von mehreren Bänken umgeben ist. Wer sich an dieser Stelle niederlässt, genießt einen unvergleichlichen Blick aufs Verkehrsmuseum und auf die „Sweet Brown Snail“, eine 4,50 Meter hohe Fiberglas- Schnecke des Künstler-Duos Jason Roades & Paul McCarthy. Gleich nebenan lässt es sich unter Kastanien im Biergarten gut sitzen. Neu ist auch eine Brunnenskulptur auf der Nordseite des Parks. Sie wird flankiert von zwei Bänken und ist bereits jetzt ein beliebter Rückzugsort zum Zeitunglesen oder für ein Schläfchen zwischendurch.
Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) beschloss parallel zur aktuellen Umgestaltung des Parks weitere Baumpflanzungen und will Sitzbänke aufstellen lassen. Ein entsprechender Antrag der Grünen ist jüngst einstimmig verabschiedet worden. Sie wünschen sich, dass entlang des Oda-Schäfer-Weges weitere Bäume, bevorzugt Hochstamm-Obstbäume, wie Apfelbäume, den Grünstreifen beleben. Das werde den Naherholungswert für die Menschen im achten Stadtbezirk erhöhen und für die Tier- und Pflanzenwelt weitere Lebensräume schaffen. Gleichzeitig beantragt der BA, die geplanten Sitzgelegenheiten auf der Westseite des Bavariaparks, entlang des Hans-Dürrmeier-Weges mit Rückenlehnen ausstatten zu lassen. Die vorliegende Planung sieht Sitzbänke ohne Rückenlehne vor. Myriam Schippers, Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt und Verkehr, berichtete von einem Ortstermin mit dem Baureferat. Demnach werden bis September neue Lampen die Wege des Parks beleuchten. Schippers: „Es sollte eher ein gedämpftes Licht sein, das die Tierwelt zur Ruhe kommen lässt aber gleichzeitig noch ein Sicherheitsgefühl vermittelt.“ Schon jetzt dürfen sich die Parkbesucher auf das Frühjahr freuen. Im ganzen Park werden im Herbst Frühblüher, wie Schneeglöckchen und Krokusse gepflanzt werden.