Veröffentlicht am 18.08.2008 11:47

Die Theresienwiese bleibt gesperrt


Von TG
Radler und Fußgänger sollen weite Umwege machen, weil die Bierhallen und Jahrmarktsbuden angeblich nur so sicher aufgestellt werden können. (Foto: tg)
Radler und Fußgänger sollen weite Umwege machen, weil die Bierhallen und Jahrmarktsbuden angeblich nur so sicher aufgestellt werden können. (Foto: tg)
Radler und Fußgänger sollen weite Umwege machen, weil die Bierhallen und Jahrmarktsbuden angeblich nur so sicher aufgestellt werden können. (Foto: tg)
Radler und Fußgänger sollen weite Umwege machen, weil die Bierhallen und Jahrmarktsbuden angeblich nur so sicher aufgestellt werden können. (Foto: tg)
Radler und Fußgänger sollen weite Umwege machen, weil die Bierhallen und Jahrmarktsbuden angeblich nur so sicher aufgestellt werden können. (Foto: tg)

Schon wieder ist ein Teil Münchens zum Sperrgebiet erklärt worden: „Baustelle betreten verboten!” heißt es in bärbeißigem Deutsch an der Theresienwiese. Und etwas milder: „Bitte benutzen Sie die Rad- und Gehwege um die Theresienhöhe herum!“ Die Schilder, die rund ums Wies’ngelände darauf hinweisen, dass der Aufbau der fabrikhallengroßen Zelte für das Oktoberfest noch bis zum 19. September dauern wird, ärgern nicht wenige Anwohner. Zum ersten Mal ist die asphaltierte Wiese wegen der Montage der Hallen zur „Wies’n“ komplett gesperrt. Ein Bürger beschwerte sich deswegen beim Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe in einem Brief mit den Worten: „Die Theresienwiese wird für den ‘Wies’n-Aufbau’ zu einer Art Festung umfunktioniert. Sämtliche Zugangswege zum normalen Überqueren sind entweder gesperrt oder mit Absperrgittern blockiert.“ Er wohne seit 18 Jahren auf der Schwanthalerhöhe und habe den Platz – bis auf die Zeit, in der das Oktoberfest stattfindet – fast täglich mit seinem Fahrrad überquert. Der Mann: „Es ist das erste Mal in der Geschichte der Wies’n, dass so etwas geschieht.”

Die Tatsache, dass das Fremdenverkehrsamt das Areal aus „Sicherheitsgründen” habe sperren lassen, sei ein provozierendes Ärgernis für die Bürger. Er könne sich nicht an gravierende Unfälle erinnern. Der Briefschreiber: „Die Argumentation ist eine Luftnummer und eine Bevormundung sowohl der Bürger als auch der Besucher Münchens, die die Theresienwiese sehen wollen.“ Aus diesem Grund fordert er: „Die Theresienwiese muss für die Bürger frei zugänglich bleiben.“

„Scheinsicherheit”

Auch der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) hält nichts davon, die Theresienwiese abzuriegeln. Wie der aufgebrachte Anwohner führt auch der BA-Vorsitzende Ludwig Wörner (SPD) den Erbvertrag zwischen dem ehemaligen bayerischen Königshaus und der Stadt München ins Feld. Der, so wird gesagt, besage, dass die Bürger Münchens immer freien Zugang zur Theresienwiese haben sollen. Wörners Vorschlag: „Warum sperrt man nicht die Baufelder und lässt zwei Durchfahrten frei?“ Dass die Baustelle gegen Unfälle gesichert sein müsse, sei klar, allerdings sieht der BA-Vorsteher die derzeitige Situation kritisch: „Wenn trotzdem jeder mit dem Rad durchkommt, ist das eine Scheinsicherheit.“ Auch die Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt und Verkehr, Myriam Schippers (Grüne) bemängelte, die Absperrgitter hätten Schlupflöcher, was Radler dazu verleiten könnte, die Baustelle zu überqueren. Darüber hinaus erinnerte sie daran, dass der BA 8 und der BA 2 (Ludwigvorstadt-Isarvorstadt) gefordert haben, die Durchfahrtswege offen zu halten. Wörner riet dazu, sich mit dem BA 2 zusammenzutun. „Lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung finden, die beiden Seiten gerecht wird und der Sicherheit dient.“ Die Verwaltung müsse die Beschlüsse der Lokalparlamente sofort vollziehen. Dabei gehe es ebenfalls um die Tage, an denen Bierhallen und Jahrmarktsgeschäfte abgebaut werden. Im BA herrscht Einigkeit darüber, dass im kommenden Jahr zeitig überlegt und organisiert werden müsse, auf welche Weise das Gelände während des Auf- und Abbaus der Bierhallen und der sonstigen Jahrmarktsgeschäfte überquert werden könne.

„Öffnung am Sonntag?”

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft hat dem Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt mittlerweile mitgeteilt, der Dringlichkeitsantrag, die Theresienwiese mit zwei Querverbindungen für Bürger zugänglich zu machen, sei abgelehnt worden. Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek schreibt an den BA-Vorsitzenden Alexander Miklosy: „Die Einrichtung einer sicheren Radl- beziehungsweise Fußgängerfurt ist hier nicht möglich.“ Die beantragten Strecken würden quer durch Baustellen verlaufen. Dort müssten jedoch Zeltteile gelagert und Lasten von Staplerfahrzeugen und Kränen hin und her bewegt werden, begründet Wieczorek die Absage. Wegen des zeitgleichen Aufbaus des Zentral-Landwirtschaftsfestes sei auch eine Nord-Süd-Quere der Wies’n heuer nicht möglich. Das Ausstellungsareal des Bauernverbandes werde aus Sicherheitsgründen ebenfalls eingezäunt. Der Amtsleiter: „Ich bitte um Verständnis dafür, dass den Bürgern aus Sicherheitsgründen Umwege in der Auf- und Abbauzeit der Wies’n nicht erspart werden können.“ Der BA 2 hat nun einen neuen Anlauf genommen: Er beantragte, die Matthias-Pschorr-Straße sonntags zu öffnen, damit die Leute die „Wiese” wenigstens am arbeitsfreien Tag des Wochenendes zwischen Theresienhöhe und Bavariaring überqueren können.

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