Veröffentlicht am 15.03.2011 10:33

„Hervorragende Arbeit“

Joachim Unterländer in der Küche des Clean Projekt Neuhausen. (Foto: sb)
Joachim Unterländer in der Küche des Clean Projekt Neuhausen. (Foto: sb)
Joachim Unterländer in der Küche des Clean Projekt Neuhausen. (Foto: sb)
Joachim Unterländer in der Küche des Clean Projekt Neuhausen. (Foto: sb)
Joachim Unterländer in der Küche des Clean Projekt Neuhausen. (Foto: sb)

Die Zukunft des Clean Projekt Neuhausen soll über das Hartz IV-Bildungspaket sichergestellt werden. Das zumindest fordert der CSU-Landtagsabgeordente Joachim Unterländer zusammen mit Susanne Mayer und Pia Philipp (beide CSU) vom Bezirksausschuss Neuhausen (BA 9). „Das mittlerweile vom Bundestag und Bundesrat beschlossene Bildungspaket zu Hartz IV ist trotz seiner schwierigen Entstehungsgeschichte ein großer Fortschritt, da die Umsetzung und Verantwortlichkeit auch in den Händen der Kommunen liegt, was von unserer Seite immer befürwortet und unterstützt worden ist“, schreibt Unterländer an die Sozialreferentin der Landeshauptstadt München, Brigitte Meier. Es sei ihm völlig bewusst, „dass die Umsetzungskriterien und Richtlinien seitens der Landeshauptstadt München derzeit noch nicht vorliegen können“, so Unterländer weiter. „Aus Kenntnis des Projektes und seiner Einmaligkeit sowie der Benutzerstruktur durch Kinder und Jugendliche ergibt sich jedoch, dass über die städtische und von Seiten des Bezirks erfolgte Förderung der Weg in dieser Richtung weitergegangen werden sollte.“

Bei einem Ortstermin erkundigten sich die drei CSU-Politiker bei den Verantwortlichen des Clean Projekts Neuhausen, Anne Weiß sowie Lennart Knorr und Adrian Knorr, über die finanzielle Lage der Einrichtung. Und die ist prekär. Insbesondere die Finanzierung der Lernhilfe und des Küchenpersonals für die Mittagsbetreuung ist noch nicht sichergestellt. Es fehlen für das Schuljahr 2011/12 mindestens 45.000 Euro. „Wir müssen unsere Finanzierung auf eine solide Basis stellen“, erklärt Weiß. „Von Seiten der Stadt werden wir aber auf absehbare Zeit keine Zuschusserhöhung bekommen.“ Im Schnitt kämen 60 Kinder pro Tag zum Mittagessen, das für die Kinder kostenlos ist. Die meisten nutzen auch noch die Hausaufgabenbetreuung. Verköstigt werden die Schüler in Intervallen. „Unser Platz reicht nicht aus, dass alle auf einmal essen können. Da mussten wir uns etwas einfallen lassen“, so Weiß.

„Die ursprüngliche Idee des Clean Projekt Neuhausen war es, Jugendliche mit Hilfe von Sport und Fitness von Drogen wegzubringen“, erzählt Weiß. Gegründet wurde das Projekt 1993 von jungen Leuten. Der ersten Räume, die bezogen wurden, waren in der Schulstraße. 1996 erfolgte dann der Umzug in die Andreestraße 5. „Nur wenige hatten dem Verein damals eine Zukunftsperspektive geben“, erinnert sich Weiß, die in Neuhausen seit 1978 im Bereich Drogenprävention aktiv ist.

Gestiegene Kosten durch Mittagsbetreuung

„Die Finanzierungsprobleme sind dadurch entstanden, weil wir bis vor vier Jahren noch keine Mittagsbetreuung und auch keine Lernhilfe angeboten haben“, sagt Lennart Knorr. Der Medizinstudent ist zusammen mit Anne Weiß im Vorstand des Trägervereins. „Wir hatten hier eine offene Jugendarbeit und den Fitnessbetrieb. Das hat sich mittlerweile geändert.“ Deshalb seien die Kosten auch höher. Die Kinder, die das kostenlose Angebote im Clean Projekt Neuhausen nutzen, kommen hauptsächlich aus den Übergangsklassen der Winthirschule. Sie können meist kein oder kaum Deutsch. „Daneben haben wir aber auch Realschüler und Gymnasiasten, die zum Mittagessen kommen“, so Weiß. Zwar kommen die meisten Kinder und Jugendliche aus Neuhausen, „doch im Grunde betreuen wir Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet“, sagt die Sozialpädagogin und Psychologin.

Neben der Finanzierung für die Hausaufgabenbetreuung durch Stadt und Freistaat, einer Sachmittelförderung durch das Referat für Gesundheit und Umwelt als Drogenpräventionsprojekt und einer Personalkostenförderung durch den Bezirk Oberbayern finanziere das Stadtjugendamt als bedeutsame Stadtteiljugendeinrichtung das Projekt mit 50 Prozent der anfallenden Kosten, so Unterländer in seinem Schreiben an Sozialreferentin Brigitte Meier. Eine weiter notwendige Erhöhung zur Bedarfsdeckung sei allerdings von der Landeshauptstadt München – obwohl vom Bezirksausschuss unterstützt – abgelehnt worden.

Keine Erhöhung der Regelförderung

Der Stadtrat habe am 23. Juni 2010 beschlossen, die Zuwendungen an Dritte im Jahr 2011 auf dem Stand des Jahres 2010 einzufrieren, begründet Oberbürgermeister Christian Ude die nicht erfolgte Zuschusserhöhung. Es sei zu erwarten, dass bis Ende 2013 weder ein Ausbau noch eine Kürzung der Förderung vorgenommen werde. Über Ausnahmen entscheide der Stadtrat zwar im Einzelfall. Doch für das Jahr 2011 sei die Antragsfrist bei weitem überschritten. Somit bestehe keine Möglichkeit mehr für eine Erhöhung der Regelförderung.

„Man darf sich gar nicht vorstellen, was es bedeuten würde, wenn so eine Einrichtung wegfallen würde“, betont BA-Mitglied Susanne Mayer. „Die Arbeit im Clean Projekt Neuhausen kann man nicht hoch genug einschätzen.“ Die Einrichtung in der Andreestraße leiste hervorragende Arbeit für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, ergänzt Unterländer. Die Betreuung der Kinder, insbesondere aus den Übergangsklassen der Winthirschule, sei mangels einer ausreichenden Versorgung alternativlos und stelle nicht nur eine soziale Entlastung, „sondern eine dringende pädagogische Notwendigkeit dar“, so der Landtagsabgeordnete weiter. Darüber hinaus sei auch mit dem Fitnessprogramm, das entsprechend pädagogisch begleitet wird, ein echter präventiver Ansatz gegen Gewalt und Suchtentwicklung gegeben. Denn auch wenn sich die Schwerpunkte der Arbeit im Clean Projekt Neuhausen scheinbar verschoben haben: „Die Drogenprävention ist nach wie vor aktuell“, betont Lennart Knorr. „Wenn die Zahlen zurückgehen, haben wir gute Arbeit geleistet.“

Das Projekt müsse über alle politischen Grenzen hinweg gefördert und unterstützt werden. „Wir müssen eine Finanzierung mit Perspektive erreichen“, betont Unterländer. „Hier brauchen wir vor allem die Unterstützung der Landeshauptstadt München, aber natürlich auch den Freistaat Bayern.“

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