Sie sind die Kommunalpolitiker, die ihre Ohren wirklich stets nah an den Münchnerinnen und Münchner in ihrem Viertel – und damit an deren Problemen – haben: die Abgeordneten der Bezirksausschüsse. Ihr ehrenamtliches, oft über Jahre laufendes Engagement verdiene hohe Anerkennung. Es habe eine Vorbildfunktion. So lobte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) am vorigen Donnerstag in der Ratstrinkstube mehrere Bezirksausschussmitglieder und zeichnete sie mit Dankurkunden für eine mindestens 18-jährige Tätigkeit in einem Stadtteil-Parlament aus. Denn: „Sie haben sich um die kommunale Selbstverwaltung verdient gemacht.”
Eine Medaille in Bronze erhielt der 81-jährige Josef Thurner für seinen über 30 Jahre dauernden Einsatz im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8). Der gehöre, mit seiner über 42-jährigen ehrenamtlichen Arbeit in dem Lokalparlament, wohl zu einer aussterbenden Spezies, mutmaßte Strobl, als sie die „einmalige Leistung“ des mehrfach ausgezeichneten Gewerkschafters und Sozialdemokraten würdigte. Die Ehrungen für eine derart lang andauernde Tätigkeit in einem Stadtteilgremium werde es künftig vermutlich kaum mehr geben, denn: Die Bereitschaft, sich kommunalpolitisch zu betätigen, sei stark zurückgegangen. „Dass Sie sich dieser langjährigen Aufgabe widmen oder gewidmet haben“, erklärte die Bürgermeisterin den Preisträgern, „ist von der Stadt nicht hoch genug einzuschätzen. Dadurch, dass Sie sich für ihr Viertel einsetzen, wirken sie der Politikverdrossenheit entgegen.“ Strobl: „Ich danke Ihnen herzlich auch im Namen des Münchner Stadtrats und im Namen von Oberbürgermeister Christian Ude.“
Über die Urkunde des Freistaates Bayern „für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung“ – unterzeichnet vom Bayerischen Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann – aus der Hand der Bürgermeisterin freuten sich neben Thurner: Stadtrat Reinhard Bauer vom BA Feldmoching-Hasenbergl, Theodor Beckers vom BA Milberthofen-Am Hart, Michael Behr vom BA Hadern, Karlheinz Jacobs vom BA Au-Haidhausen, Jochen Reisinger vom BA Neuhausen-Nymphenburg und Christa Schlierenkämper vom BA Aubing-Lochhausen-Langwied. Die Stadträte Andreas Lotte und Alexander Reissl nahmen an der Feierstunde ebenso teil wie Vorsitzende von Bezirksausschüssen, aus deren Reihen Mitglieder geehrt wurden. So Ingeborg Staudenmeyer (BA 9), Antonie Thomsen (BA 11), Johann Stadler (BA 20), Adelheid Dietz-Will (BA 5) und Markus Auerbach (BA 24).
„Wir kennen uns alle, sind also sozusagen unter uns“, sagte die Bürgermeisterin beim Blick in die Runde „kommunalpolitischer Profis“. Die Bezirksausschüsse und ihre Mitglieder sind für Strobl „ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Münchner Stadtrat und der gesamten Stadtbevölkerung“. Allerdings seien die Interessen der Stadtviertel nicht immer mit den „gesamtstädtischen” deckungsgleich, räumte sie ein. „Es gibt schon die eine oder andere Hakelei.“ Desto mehr freue es sie, wenn Menschen für den BA kandidierten. „Wir versuchen diese umfangreiche Tätigkeit zu unterstützen.“ Den Preisträgern, die bereits aus der aktuellen Politik ausgeschieden sind, wünschte die Bürgermeisterin: „Hoffentlich fehlt euch etwas.“
Josef Thurner, der mit der zu Ende gegangenen Legislaturperiode aus dem BA Schwanthalerhöhe ausgeschieden ist, würde tatsächlich etwas fehlen, wenn er nur noch privatisieren sollte. Thurner: „So lange meine Gesundheit mitmacht, will ich politisch und gewerkschaftlich weiterhin aktiv sein. Ich möchte das nicht missen.“ So wird Thurner einmal mehr für den neu zu wählenden Seniorenbeirat kandidieren.