Das Löhe-Haus in der Blutenburgstraße 71 ist nicht nur ein historisches Gebäude, sondern zugleich ein Haus voller Geschichten. 1912 wurde das Haus als Evangelische Krippen- und Bewahranstalt für etwa 250 Kinder eingeweiht. Seither beherbergte es u.a. ein Knabenheim, eine Schule für Säuglingsschwestern, eine intensivtherapeutische Station und ein heilpädagogisches Zentrum. Heute haben zahlreiche soziale Einrichtungen dort ihren Sitz. Im Juni feiert das Gebäude nun 100-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses besonderen Jubiläums lädt die Innere Mission München am Freitag, 15. Juni, ab 14 Uhr, zu einem Tag der offenen Tür ein. Mit einem bunten Programm für Groß und Klein wird in und um das Löhe-Haus gefeiert. U.a. gibt es ein Gewinnspiel zur Geschichte des Löhe-Hauses und der Diakonie, Drehorgelspieler, Spiele sowie Eis und Kuchen. Neben einer Ausstellung mit historischen Bildern und Dokumenten aus dem Löhe-Haus wird auch der Imagefilm der Inneren Mission gezeigt. Denn die Geschichte des Löhe-Hauses steht zugleich auch für die Entwicklung der evangelischen Kinder- und Jugendfürsorge der Inneren Mission in München.
Die Wurzeln des Löhe-Hauses reichen sogar bis ins Jahr 1890 zurück. Damals – sechs Jahre nach Vereinsgründung – kaufte der Verein der Inneren Mission für 50.000 Mark ein ehemaliges Wirtshaus an der Blutenburgstraße. Der Wirtsraum wurde in eine Kinderbewahranstalt umgewandelt, die Räume im ersten Stock in eine Krippe. Doch schon bald stellte sich heraus, dass das alte Wirtshaus für ein Kinderheim wenig geeignet war. Daher beschloss der Verein einen Neubau und begann im Januar 1909 dafür Geld zu sammeln. 180.000 Mark kamen in gut drei Jahren zusammen, mit denen der Bau eines neuen Hauses finanziert wurde. Schon ein knappes Jahr nach Beginn der Bauarbeiten zogen im März 1912 die ersten Kinder in das neue Gebäude. Diakonissen aus Neuendettelsau betreuten die Kinder der Tagesanstalten und des Kinderheims. Nach dem Gründer der dortigen Diakonie, Pfarrer Wilhelm Löhe, wurde auch das neue Gebäude benannt.
Im Erdgeschoss befanden sich die Tagesanstalten mit Tageskrippe und Bewahranstalt für Kinder, in den oberen Stockwerken wurde das Kinderheim für 100 Kinder eingerichtet. Dort zog auch das Knabenheim für 50 schulpflichtige Jungen ein.
Das Haus hatte Architekt Heinrich Volbehr, beraten von den Oberschwestern und dem Hausarzt, nach den Bedürfnissen der verschiedenen Einrichtungen entworfen. So zierten u.a. überdachte Balkone das Haus, die von den Schlafsälen und Spielzimmern der Kinder zugänglich waren und ermöglichten, den Tag draußen zu verbringen. Die 19 Säle und größeren Räume für die Kinder waren vom Gang und voneinander durch Glaswände abgetrennt, so dass die Schwestern sie von außen überblicken konnten. Auch verfügten alle Zimmer über Zentral-Warmwasserheizung und -versorgung für die Waschtische, Wannen- und Brausebäder. Überall gab es elektrische Beleuchtung, ein Haustelefon verband sämtliche Stockwerke.
Vom Zweiten Weltkrieg blieb auch das Löhe-Haus nicht unbeschädigt. In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1943, dem Erntedanksonntag, traf eine 20 Zentner schwere Luftmine das Gebäude. „Wir sind alle mit dem Leben davon gekommen, wir Großen und Kleinen! Gott hat sichtlich seine Hand über uns gehalten und die Verderben bringende Bombe so gelenkt, dass sie wohl unser Haus zerstören, aber uns keinen Schaden tun konnte“, schrieb Oberschwester Martha Kern in einem Brief.
In das zerstörte Löhe-Haus zogen im März 1944 die Hauptverwaltung der Inneren Mission, die Evangelische Jugendhilfe und die Nähstube, außerdem hatten dort die Deutsch-Amerikanische Petroleumsgesellschaft, die Kohlenhandlung Montana sowie ein Teil der Firma Meiller ihren Sitz. Im Sommer 1946 begann der Wiederaufbau des Löhe-Hauses, in das 1948 etwa 125 Säuglinge und Kleinkinder wieder einziehen konnten.
1970 war ein einschneidendes Jahr für das Löhe-Haus, denn nach mehr als 80 Jahren endete der Dienst der Neuendettelsauer Diakonissen in der Blutenburgstraße. Zwei Jahre lang trug die Innere Mission das Kinderheim weiter und vermietete das Haus dann an die Aktion Sonnenschein.
Seit dem Auszug der Aktion Sonnenschein im Jahr 1977 haben verschiedene soziale Einrichtungen ihren Sitz im Löhe-Haus. In der einstigen Tageskrippe ist jetzt ein Montessori-Kindergarten untergebracht. In der ersten und zweiten Etage hat die Offene Behindertenarbeit ihre Büros und eine Freizeitstätte. Auch die Innere Mission ist immer noch mit mehreren Einrichtungen präsent. „Das Löhe-Haus war von Anfang an ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der diakonischen Arbeit in München“, sagt Günther Bauer, Vorstand der Inneren Mission. „Und ist es heute immer noch.“
Am Freitag, 15. Juni, wird das 100-jährige Jubiläum dieses geschichtsträchtigen Hauses mit einem vielseitigen Programm für Klein und Groß gefeiert. So gibt es u.a. ein Brotmobil für Kinder. Jeweils um 14 und um 16 Uhr kann hier Teig geknetet und Brot gebacken werden. Um 14.30 Uhr und um 16.30 Uhr finden Führungen durch die Sozialpsychiatrischen Dienste Neuhausen/Nymphenburg statt. Um 15 und um 17 Uhr gibt es Führungen durch die therapeutischen Wohngemeinschaften im Dachgeschoss des Löhe-Hauses. Die Offene Behindertenarbeit stellt ihre Angebote in einer Ausstellung vor.
Am Sonntag, 17. Juni, wird um 10 Uhr in der Christuskirche (Dom-Pedro-Platz 4) ein Gottesdienst mit dem Titel „100 Jahre Löhe-Haus: Menschen helfen – Netze knüpfen“ gefeiert.
Weitere Informationen stehen im Internet unter www.im-muenchen.de/loehehaus.
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