Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe noch nie einen Leserbrief geschrieben. Ihre letzte Ausgabe hätte ich nach einem Blick auf die Schlagzeile fast mit dem Gedanken “ist halt Saure-Gurken-Zeit” weggelegt. Nachdem ich den Artikel allerdings gelesen hatte, kann ich ihn nicht unkommentiert lassen.
Ich bin in unserem Viertel zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Auto unterwegs. Wenn es irgendwelche gefährlichen Situationen gibt, liegt das natürlich immer am falschen Verhalten der jeweils Anderen, das wechselt mit meinem Verkehrsmittel. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Nur: Die meiste, ja die fast ausschließliche Schelte trifft die Radfahrer. Jüngstes Beispiel: Die Beschwerde einer (!) Bürgerin beim Bezirksausschuss nimmt die halbe Titelseite ihres Blattes ein.
Natürlich ist die Dame mit ihrem Zorn nicht alleine, ärgerlich ist nur: Wenn man den Artikel zu Ende liest, stellt sich heraus, dass sie offensichtlich die Änderungen der Verkehrsregeln am Rad- uund Gehweg Dom Pedrostraße falsch verstanden hat und die “rücksichtslosen” Radfahrer dort zu Recht fahren. Wenn es anderen auch so geht, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Auch in der nachrichtenarmen Urlaubszeit hilft eine solche Titelschlagzeile dem rücksichtsvollen Miteinander nicht weiter. Widersprechen möchte ich auch der These, dass Fußgänger immer die gefährdetsten Verkehrsteilnehmer sind. Meine Tochter fährt jetzt mit dem Rad zur Schule. Wenn ich sehe, wie man sich zwischen sich plötzlich öffnenden Autotüren und achtlos auf den Radweg tretenden Fußgängern durchschlängeln muss, wünsche ich mir fast die Grundschulzeit zurück, als sie noch zu Fuß unterwegs war. Sicher hab mir auch damals Sorgen gemacht; die Sorge, mein Kind könnte auf dem Gehsteig von einem Radler angefahren werden, war allerdings nicht dabei.
Claudia Freymüller, Neuhausen