Nachdem im Artikel „Würmtalhof” aus Platzgründen die Karte aus dem Jahr 1926 herausgenommen werden musste, wurde beschlossen, Karte und Text zu den Wirtschaften zu trennen. Dazu im Folgenden eine kurze Beschreibung der einzelnen Gaststätten, zu denen zwar noch viele Einzelheiten aus dem Stadtarchiv vorliegen, bei dieser Kurzfassung aber leider keinen Platz finden können. Für die Bearbeitung der Karte sei Herrn Otto Birk herzlich gedankt, zusätzliche Informationen zur Archivarbeit trug der Allacher Heimatforscher Josef Tausch bei, zahlreiche Einzelheiten sind dem Kapitel „Historisches Häuserverzeichnis” (S. 163-187) von Herrn Ernst Rudolphs Stadtteilbuch, entnommen. Herr Rudolph trug zudem viel Neues zum Gelingen dieser Sammlung bei. Herr Andreas Thiel aus Dachau stellte dankenswerter Weise fast alle auf der historischen Karte abgebildeten Wirtschaften als Ansichtskarten aus seiner privaten Sammlung zur Verfügung.
Während der Würmtalhof (Werbe-Spiegel v. 15.05.13, S.5) erst 1928 zum Kreis der Gasthäuser in unserem Stadtbezirk kam, waren andere seit Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten in Betrieb. Dabei handelt es sich in Allach um den Angermaier, die Schießstätte, den Alten Wirt (Naßl), den Höcher, die Bahnhofsgaststätte, in Untermenzing um den Alten Wirt (Trinkl), die Dampfsäge, das Haus Zur Schwaige, die Inselmühle westlich der Bahnlinie und um die Grüne Eiche (NordWestAnzeiger v. 02.09.2009), den Ottohof und die Gaststätte Schmidbauer (Werbe-Spiegel v. 13.03.13, S. 24) östlich der Bahnlinie. Kleinere Bierlokale, die mit Unterstützung von Herrn Rudolph und Herrn Bader wieder entdeckt wurden, sind nicht berücksichtigt, sie sind hier unter „Anderes” zu finden.
Bei dieser Zusammenstellung der Alten Dorfwirtschaften handelt es sich nicht nur um die Dorfwirtschaften/ Tavernen aus früheren Jahrhunderten innerhalb unserer Dorfbereiche, sondern auch um Gastwirtschaften, die im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts eröffnet wurden und schon im erweiterten Dorfbereich lagen oder noch liegen. Die Reihenfolge der Zusammenstellung geht vom Norden nach Süden und von Westen nach Osten und ist auf der vorausgehenden Karte zu verfolgen.
Das frühere Gasthaus mit anschließendem Wirtschaftsgebäude, jetzt Eversbuschstr.178, ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus mit angebauter italienischer Kleingaststätte „Antica Osteria”. Es wurde 1890 erbaut, 1894 von M. Angermaier gekauft und 1906 als bestgeführte Gaststätte an das Bürgerliche Bräuhaus weiterverkauft. 1919 kaufte sie Fritz Wagner, der das Haus dann, zuletzt 1989, nur noch als Metzgerei führte. Einige Jahre gastierte im ersten Stock, wegen Platzmangels der Eversbuschschule, eine Schulklasse im oberen Stockwerk; aber auch Krauss-Maffei brachte 1939 dort Arbeiter unter.
Nach langwierigen Recherchen ist festzustellen, dass die „Waldrestauration Allach zum Bauern in der Au” ab Herbst 1904 auf einem 500 qm großen Grundstück als Almhütte mit Bierschänke und Kiesplatz, auf weiteren 13.000 qm als Waldung mit Biergarten angesiedelt war. Zur Orientierung: Der östl. Teil der heutigen Streberstraße verläuft mittig durch das damalige Grundstück. Der Abbruch erfolgte 1928 durch den damaligen Eigentümer Fritz Wagner (s.o.). Von 1928 bis 1944 wurde das Grundstück nach und nach aufgeteilt und bebaut. Diese Wirtschaft war aus der Erinnerung aller befragten Allacher verschwunden.
Am 05.05.1900 begann man mit dem Bau der neuen Schießstätte für den „Schützenbund München”. Die Schießstätte Allach wurde bereits im Jahre 1901 feierlich eröffnet und gehörte seither zu einer festen Größe im Schützenwesen und im Kreis unserer Dorfwirtschaften. Als einziges Lokal westlich der Würm präsentiert es sich als zweigeschossiger, stuckgegliederter Satteldachbau im Landhausstil mit Laube am niedrigeren Queranbau; Toreinfahrt und Torpfeiler stammen vermutlich aus demselben Jahr. Die Schießstätte ist heute wieder gut bewirtschaftet und verfügt über einen einladenden Biergarten unweit der Würm.
Eine Nennung eines Wirts an dieser Stelle finden wir erstmals 1574, nach anderen Quellen sogar 1509. Interessant ist noch, dass 1612 für das Haus ein Sebastian Spitzweg genannt wird und der Name Spitzweg mit der Wirtschaft bis 1753 verbunden war.
Im Jahre 1878 taucht ein Sebastian Lang auf, gefolgt von einem Alois Drexler, dessen Witwe 1886 von Josef Naßl geheiratet wird. Nach verschiedenen Pächterproblemen übernahm Maria Naßl 1918 die Wirtschaft wieder selbst und übergab sie dann 1923 ihrem Sohn Josef Naßl, der das umfangreiche Wirtschaftsobjekt 1927 an die Augustinerbrauerei verpachtete. Am 30.11.1938 fand im Gasthaus Naßl für die gesamte Einwohnerschaft die Eingemeindungsfeier nach München statt. Seit 1959 ist dort (Eversbuschstr. 156) kein Gasthaus mehr; davor steht der Allacher Maibaum.
Laut Protokollbuch der Gemeinde Allach beantragte im Jahr 1908 Josef Naßl, Inhaber der Naßlwirtschaft in Allach (s.o.), eine Waldschänke, „Allacher Alm” genannt, weil inzwischen mit dem Bau der Waldkolonie für die sächsischen Gießereiarbeiter der Firma Krautheim begonnen worden war. Bekannt wurde die Gegend auch, weil die Gemeinde Allach 1922 der Freien Turnerschaft ein Grundstück an der Allacher Alm zur Verfügung stellte. Ende der 30er Jahre wurde die Alm durch einen Gleisbau der Reichsbahn von Norden her eingeengt, abgerissen wurde sie nach Auskunft von Anwohnern und Besuchern in den 60er Jahren.
Rudolph schreibt, dass das kleine Höcherhäusl (im Bild neben dem späteren Neubau), kurzzeitig eine Krämerei und ab 1879 ein Gasthaus von Werling war. Deshalb von 1879 bis 1899 der Name „Zum Werlingerwirt”, der dann von Höcher übernommen wurde. 1936 wurde die alte Gaststätte wegen Verkehrsbehinderung abgerissen. Der Risterwirt, den die Höchertochter heiratete, übernahm 1923 die auf dem südlichen Grundstück gelegene neue, von Höcher 1905 erbaute Restauration. Im Jahre 2009 wurden alle Nebengebäude des denkmalgeschützten Hauses (heute Eversbuschstr. 138) wegen Neubebauung abgebrochen.
Die Bahnhofsgaststätte, vielfach noch unter dem Namen „Palme” bekannt, stammt vermutlich aus der Zeit des Bahnhofbaus, in meinen Akten taucht sie erst am 27.02.1904 auf. Damals erhoben die Gastwirte Georg Trinkl und Gregor Obermair, der am Allacher Bahnhof die Restauration betrieb, Einspruch gegen die Erteilung einer Wirtschafts-Konzession an die Schützengesellschaft „Zur Grünen Eiche” in Untermenzing Nr. 45. Nach Angaben von J. Tausch gibt es eine Zeitungsmeldung, nach der bereits 1872 in der Bahnhofsgaststätte eine Person erstochen wurde. Die Wirtschaft überstand mit einigen Problemen die NS- und die Nachkriegszeit und ist heute ein seit Jahren florierendes italienisches Speiselokal am Oertelplatz 1.
Am 20. März 1926 ersuchte ein Herr Johann Bäumer um eine „Konzessionsgenehmigung zum Betrieb einer Gastwirtschaft mit Fremdenbeherbergung”, was damals eine 11. Wirtschaft bedeutete. Das Grundstück hatte er bereits 1925 gekauft. Bäumer wurde nicht nur als letzter Allacher Bürgermeister bekannt (1935-1938), sondern hatte eine auffällige NS-Karriere. Wie man heute sieht, besteht das Gebäude von 1928 noch, wurde 1992 durch die jetzigen Eigentümer, Familie Trautner, von Grund auf renoviert, 2014 die Fassade erneuert und erfreut sich auch heute noch guten Besuchs an der Eversbuschstr. 91.
Die Schützengesellschaft, die ursprünglich Georg Trinkls Sommerwirtschaft als Vereinsgaststätte hatte, baute 1903, nach nicht enden wollenden Streitereien mit Trinkl, direkt nebenan auf ihrer Sommerschießstätte ein Vereinshaus und errichtete in diesem eine Wirtschaft für Vereinsmitglieder (NWA v. 02.09.2009). Nach Franz Loibl kommen zwischen 1903 und 1920 Pächter in rascher Folge, dann erfahren wir von einer Zeit längerer Pächtertätigkeit, die mit M. Ziegler beginnt. Mit Babette Löh endet die Geschichte der „Grünen Eiche” im Mai 1964. Auf dem gesamten Gelände, das dem Grafen von Haimhausen gehörte, baute man die Reihenhaussiedlung an der Grandauerstaße, in der seit 1971 auch der Autor wohnt.
Rudolph schreibt, dass der Grund seit 1825 im Besitz der Untermenzinger Wirtsfamilie Trinkl und ab 1863 mit Metzgerei war und 1867 durch einen Neubau ersetzt wurde. 1985 wurde der Gasthof „Zum alten Wirt” samt Metzgerei verkauft. Bis zum Abbruch und Neubau des jetzigen Warenmarkts im Jahre 1993 wurde das Haus zwischendurch gewerblich genutzt.
Heute befinden sich in einem Neubau verschiedene Lebensmittelläden (heute Eversbuschstr. 58). Der Schreiber erinnert sich, dass er noch in den 80er Jahren in der Gaststätte unter dem Namen „Kastanie” mit der Familie gut, aber teuer essen konnte. Zu dieser alten Wirtschaft konnten bis heute leider keine Bilder gefunden werden.
Als Mühle hatte das Gebäude bereits eine lange Vergangenheit, bis es ab 1862 Inselmühle hieß. Die erste Nennung eines Wirtes finden wir 1445. Nach einem großen Brand brachte 1910 der neue Besitzer Erich Unseld im alten Mühlengebäude eine bürgerliche Gaststätte und in den Folgejahren ein Familienbad (sog. Wellenbad) unter. Der Mahlbetrieb machte 1923 und das Familienbad 1964 zu. In den 80er Jahren übernimmt der Bauunternehmer Kerscher das gesamte Anwesen, lässt es umbauen, und seit 1985 beherbergt die Inselmühle ein Restaurant, ein Hotel und einen weithin bekannten Biergarten.
Rudolph schreibt von einem Brand und Bau eines hölzernen Hauses um 1774 auf dem Gelände „Beim Anwehrer”. Um 1880 erstellte ein Brandl den Neubau eines Gasthauses mit Metzgerei und Fremdenstallungen, zu dem 1883 eine Sägemühle hinzukam. 1890 erben J. Brandl und Rosalie Loder das Anwesen, auf dem dann Ende der 90er Jahre bereits einige Badehütten und ein Wellenbad, ein Schießstand, eine Kegelbahn und ein Biergarten entstehen. Nach jahrelangem Betrieb wird 1973 der Gastwirtschaftsbetrieb aufgegeben und das Gebäude gewerblich genutzt. Dann steht es einige Zeit leer, wird 2009 renoviert und ist in diesem erfreulichen Zustand an der Eversbuschstr. 29-31 zu sehen.
1928 stellte der Untermenzinger Heinrich Schmidbauer den Antrag auf Errichtung einer Schankwirtschaft, die ihm ohne Probleme genehmigt wurde. In den Jahren zwischen 1928-1940 wurde die Gaststätte sicher zur großen Zufriedenheit der Gäste geführt, weil außer einem Antrag Schmidbauers auf Einrichtung eines Biergartens nichts bekannt ist. Danach kommt es zu einem häufigen Pächterwechsel, bis lange Jahre die bekannte Familie Berthold die Gaststätte führte. Heute finden wir dort (Allacher Str. 177), nach weiteren Pächtern, ein türkisches Restaurant mit Wirtsgarten unter dem Namen „Harem”.
Die Errichtung der Gaststätte „Ottohof” liegt bisher noch im Dunklen, muß aber schon in den 20er Jahren geschehen sein. Weder im Stadtarchiv noch bei alten Anwohnern in der damaligen Ottostraße war etwas zu erfahren. Einige Pächter, z.B. Martin und Centa Strasser (1950-1962), konnten in Erfahrung gebracht werden und die Aussage, dass die Gaststätte zuletzt von Johann Georg Reichert (1.07.1980 - 31.12.1991) geführt wurde. Auf dem Grundstück finden wir heute unter den alten Kastanienbäumen des ehemaligen Biergartens eine moderne Wohnbebauung aus den 90er Jahren unter Penzoltstr. 2-4.
Auf dem ehemaligen Kirschgelände (NWA v. 19.08.2009, S. 4) war jahrzehntelang das Lokal „Zur Dampfsäge”, das nicht nur ab 1925 Vereinslokal des neu gegründeten FV Untermenzing war, sondern Arbeiter der Firma Kirsch & Söhne zur Einkehr einlud und für viele Festlichkeiten Gelegenheit bot (WS v. 19.03.2014, S. 9), vermutlich auch zur Eingemeindungsfeier der Untermenzinger. Nach vorliegenden Unterlagen der Geschwister Ostermair wurde die Gastwirtschaft „Zur Dampfsäge” 1921 von Johann Trinkl nach Plänen von Korbinian Beer erbaut, in den folgenden Jahren durch Georg Trinkl viele Erweiterungen und Umbauten vorgenommen, aber 1992 vom Schwiegersohn Ostermair endgültig zum Abriss verkauft.
Allacher Stüberl (Eversbuschstr. 123), Angerlohstüberl (Angerlohstr. 22), Löwenbräustüberl (Jennerstr. 3a), Gasthaus Reusch (Ecke Brücke-/Theodor-Fischer-Straße), Bierwirtschaft (Eversbuschstr. 15), Hotel Eversbuschhof (Eversbuschstr. 74), Bierausschank (Eversbuschstr. 123), Flaschenbierdepot (Esmarchstr. 17), Gastwirtschaft in Bad Karlsfeld (Zum Schwabenbächl), Zum Gocklwirt (Ramannstr. 26), Cafe Steger (Angerlohstr. 19), Kaffeeschänke Zimmermann (Eversbuschstr. 60) und andere noch nicht recherchierte.
Diese Kurzfassung ist als eine vorläufige „Wirtschaftsgeschichte” unseres Stadtteils zu sehen und bedarf noch einer Reihe von Ergänzungen. Hinweise und Korrekturen werden gerne entgegen genommen.