Veröffentlicht am 27.01.2009 13:39

Herties Zukunft ist ungewiss


Von TG
Im „Hertie” in der Fürstenrieder Straße fanden Laimerinnen und Laimer bisher ein vielfältiges Angebot. Doch seine Tage sind möglicherweise gezählt. (Foto: tg)
Im „Hertie” in der Fürstenrieder Straße fanden Laimerinnen und Laimer bisher ein vielfältiges Angebot. Doch seine Tage sind möglicherweise gezählt. (Foto: tg)
Im „Hertie” in der Fürstenrieder Straße fanden Laimerinnen und Laimer bisher ein vielfältiges Angebot. Doch seine Tage sind möglicherweise gezählt. (Foto: tg)
Im „Hertie” in der Fürstenrieder Straße fanden Laimerinnen und Laimer bisher ein vielfältiges Angebot. Doch seine Tage sind möglicherweise gezählt. (Foto: tg)
Im „Hertie” in der Fürstenrieder Straße fanden Laimerinnen und Laimer bisher ein vielfältiges Angebot. Doch seine Tage sind möglicherweise gezählt. (Foto: tg)

Wenn die Laimer Pech haben, dann gilt der Slogan „Zum Glück gibt’s Hertie“ bald nicht mehr. Noch allerdings wirbt das „Nachbarschafts-Warenhaus“ Hertie auf seiner Homepage für ein Einkaufserlebnis „direkt vor der eigenen Haustür“. Den Hertie-Filialen in Laim und in Giesing droht jedoch die Schließung. Die Kaufhäuser in der Fürstenrieder Straße und an der Tegernseer Landstraße hatten erst kürzlich den Besitzer gewechselt. Sie wurden von der Development Partner AG in Düsseldorf und der Münchner Bucher Properties GmbH erworben. Die Übernahme vermittelte das Maklerunternehmen Atisreal.

Hertie hatte im Sommer des vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet, nachdem der Haupteigentümer – die Dawnay Day Group, eine britische Investmentgruppe – in finanzielle Bedrängnis geraten war. Wegen der Immobilienkrise hatten die Briten dem kriselnden Hertie-Konzern immer mehr Gelder entzogen. Ob die Laimer und die Giesinger auch künftig wohnortnah Dinge des täglichen Bedarfs bei Hertie kaufen können, wird sich sehr wahrscheinlich noch in dieser Woche entscheiden. Jedenfalls hat der Insolvenzverwalter von Hertie, Biner Bähr, angekündigt, er werde sich in diesen Tagen zur Zukunft der Warenhauskette äußern. Dem wollen die neuen Besitzer der Hertie-Häuser nicht vorgreifen. Winfried Siebers, Alleinvorstand der Development Partner AG, teilte der Presse mit, erst danach lasse sich sagen, ob und wie lange, welche Filialen weiter betrieben werden. Sein Unternehmen sei allerdings „daran interessiert, die Häuser zu entwickeln”. Das bestätigt der geschäftsführende Gesellschafter von Bucher Properties, Martin Bucher.

Hertie-Häuser ohne Mietvertrag

„Wir nehmen grundsätzlich nicht zu einzelnen Standorten Stellung, bevor wir nicht das Gesamtkonzept für Hertie vorgestellt haben“, betont Wolfgang Weber-Thedy, Sprecher der Hertie GmbH mit Sitz in Essen. Das werde voraussichtlich noch in dieser Woche geschehen. Die Hertie GmbH entstand im März 2007, nachdem 74 Warenhäuser aus der Karstadt Warenhaus GmbH ausgegliedert worden waren. Für die – jedes mit weniger als 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche – sollte ein neues Konzept ausgearbeitet werden. Hieß es seinerzeit. Die Kaufhauskette beschäftigt 4800 Mitarbeiter.

Seltsamerweise meldet die Atisreal Holding GmbH jetzt: „Hertie akzeptiert erstmalig die Kündigung der Mietverträge für die Warenhäuser.“ Dadurch gebe es „erstmalig Sicherheit hinsichtlich der Verfügbarkeit der Immobilien für den Markt“, ist von Christoph Meyer, Mitglied der Geschäftsführung von Atisreal zu hören. Dessen Unternehmen soll sämtliche Hertie-Liegenschaften vermarkten. Hertie zahle seit Mai keine Miete mehr, so Meyer. Deshalb habe Dawnay Day die Mietverträge für alle Hertie-Warenhäuser gekündigt. Dazu sagt Ralf Bettges von der Development Partner AG: „Wir wissen nicht, ob wir eine Immobilie mit oder ohne Mietvertrag vom Voreigentümer bekommen werden.” Das festzustellen, dauere, weil die entsprechenden Grundbucheintragungen noch nicht vorgenommen worden seien.

Christoph Meyer: „Die Warenhaus-Kette hat die Kündigung am 19. Januar akzeptiert. Seitdem nutzt sie die Räume ohne Mietvertrag.” Das betreffe auch die verkaufen Häuser in Laim und in Giesing. Die Chance, dass mit Hertie neue Mietverträge zustande kommen, hält Meyer für gering: „Hertie hat sich durch die Akzeptanz der Kündigung in eine schlechte Verhandlungsposition manövriert.” Und: „Alles hängt in der Schwebe. Im Laufe der Woche werden wir wissen, ob Hertie die Läden weiter betreiben will.“ Jetzt komme es darauf an, inwieweit der Insolvenzverwalter Klarheit über die Zukunft der einzelnen Hertie-Standorte schaffe.

Information für die Mitarbeiter

58 Hertie-Warenhäuser stehen auf Meyers Liste noch zum Verkauf an. Trotz Krise sei das Investoreninteresse groß, so Meyer. Es gebe ständig Verkaufsverhandlungen mit Entwicklern, Investoren und namhaften Filialisten als Nachmieter. „Wir gehen davon aus, dass damit noch mehr Dynamik in den Verkaufsprozess kommen wird, da zahlreiche Interessenten nur auf ein klares Signal gewartet haben”, betont er. Die Sorge der Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze ist groß. In Laim kündigte Hertie-Geschäftsleiter Günter Dechant an, er werde am Donnerstag, 29. Januar, die 80 Mitarbeiter der Filialen in Laim und in Fürstenried darüber informieren, wie es weitergehen solle: „Wir werden von der Konzernspitze unmittelbar vorher informiert werden.“ Für Laim würde das Aus für Hertie bedeuten, dass die Fürstenrieder Straße weiter verarmt. In jüngster Zeit haben dort eine Reihe von Traditionsgeschäften dicht gemacht. Laim verlöre ein weiteres Stück Identität. Für Laimerinnen und Laimer, die nicht mobil sind, wäre das besonders schlimm. Sie müssten in diesem Fall, selbst um notwendige Kleinigkeiten zu kaufen, ins Stadtzentrum fahren. Negatives Beispiel für die Krise des Einzelhandels ist die seit zwei Jahrzehnten leerstehende Ruine des ehemaligen Beck-Kaufhauses.

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