Im Westend macht ein kurzes Sträßchen mit hohen, meist alten Gebäuden neuerdings von sich reden: die Fäustlestraße. Es kann sein, dass deren Häuser doch – wie von drei Hausbesitzern gewünscht – ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Die Abgeordneten des Bezirksausschusses 8 (BA Schwanthalerhöhe) setzten sich bei dessen jüngster Sitzung dafür ein, den für den Nachbarstadtteil Neuhausen geplanten Anschluss durch den Tunnel an der Donnersberger Brücke über die Fäustlestraße zu führen. Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Stadtwerke (SWM), des Kreisverwaltungsreferates (KVR) und der Polizei sowie Mitgliedern des BA-Verkehrsausschusses, hatte sich herausgestellt, dass die von den SWM ins Auge gefasste Trassenführung von der Guldein- zur Trappentreustraße und weiter über die Kreuzung an der Landsbergerstraße zum Anschlusstunnel am Hauptzollamt wegen des hohen Verkehrsaufkommens und wegen der damit verbundenen Behinderungen auf der Landsberger Straße nicht in die Tat umzusetzen ist.
Myriam Schippers von den Grünen und Thomas Hofstätter, Vorsitzender der CSU-Fraktion, befürchten ein Verkehrschaos. Hofstätter: „Es müsste jeweils eine Fahrspur gesperrt werden. Das gäbe einen enormen Rückstau auf der Landsberger Straße.“ Die Grüne wandte ein: „Sogar Fußgängerinseln müssten zurückgebaut werden.“ Das sehen die anderen Fraktionen des BA ebenso. Deswegen lehnte der BA die Trassen-Variante sowohl über die Trappentreustraße als auch über die Bergmannstraße geschlossen ab. Er plädiert dafür, die Stadtwerke prüfen zu lassen, ob die Leitungen nicht doch durch die Fäustlestraße zum Anschlusstunnel geführt werden können.
„Wir sollten uns auf die Fäustlestraße festlegen“, fordert Thomas Hofstätter. „Damit wäre allen gedient. Und wir werden einem Bürgeranliegen gerecht.“ Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Wunsch einer Hausbesitzerin in der Fäustlestraße, die den BA gebeten hatte, sie zu unterstützen.
Wie berichtet, kämpft die Ärztin Barbara Busch seit einem Jahr darum, dass ihr Haus ans Fernwärmesystem angeschlossen wird. Die Stadtwerke lehnten das ab. Grund: Das sei unwirtschaftlich. In der gut hundert Meter kurzen Straße gibt es bislang nur drei Interessenten für das Fernwärmeangebot der SWM. Um ihre Häuser dennoch angeschlossen zu bekommen, müssten sie tief in die Tasche greifen. 25.000 Euro soll der Anschluss für sie kosten. Üblich sind 3000 Euro. Den Aufpreis, den sie zahlen soll, empfindet Barbara Busch als „Ungleichbehandlung“. Mittlerweile haben die Stadtwerke ihr allerdings signalisiert, sie seien daran interessiert, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.
Unabhängig davon, ob die Fernwärmeleitungen doch noch von der Westendstraße durch die Fäustlestraße gelegt werden, steht fest: Die Fäustlestraße wird im Sommer grün werden. Sie soll eine Wanderbaumallee erhalten. Der Bezirksausschuss einigte sich auf das Sträßchen, weil es „ eine der wenigen Straßen im Viertel ist, die noch keine Bäume hat“, so Thomas Hofstätter. Fernwärme und dauerhaftes Grün böten sich geradezu an, meint der CSU-Abgeordnete. Denn: „Die Fäustlestraße ist in einem mehr als sanierungswürdigen Zustand. Nach diesen Maßnahmen müsste dann die Straße nicht gleich wieder kaputt gemacht werden.” Auch der BA-Vorsitzende Ludwig Wörner (SPD) hält die Allee für eine gute Idee: „Wir wollen den Leuten zeigen, wie die Straße mit Bäumen ausschauen kann.”
Seit 18 Jahren setzt sich der gemeinnützige Verein „Green City“, für eine ökologische Stadtgestaltung und eine bessere Lebensqualität in der Stadt ein. Deshalb begrünen heimische Bäume in Töpfen jeweils für einige Wochen bisher baumlose Straßen und Plätze. Im vergangenen Jahr hatten die Menschen in vier Münchner Stadtvierteln dies Vergnügen. Der BA 8 hat darüber hinaus weitere „Baumwünsche“ frei. Er kann über 21 000 Euro für Neupflanzungen und Baumpflegemaßnahmen verfügen. Dies Geld zahlen die Stadtwerke als Ersatz für Bäume, die in der Ridlerstraße standen und beim Verlegen der Fernwärmeleitungen gefällt worden waren. Hofstätter schlägt vor „zum Beispiel einen Trog am Nordportal des Trappentreutunnels neu zu bepflanzen”. Der CSU-Fraktionsvorsitzende: „Da wächst nur noch Unkraut.“ Frisches Baumgrün soll die Bürger des Westends bald auch in der Gollierstraße im Abschnitt zwischen Ridler- und Astallerstraße erfreuen. Dort sollen demnächst die verbliebenen Tramgleise ausgebaut und der Fahrbahnbereich und die Parkbuchten erneuert sowie neue Bäume gepflanzt werden. Die Wahl des BA fiel auf Gingkos. Denn, so Hofstätter: „Der Gingko hat sich in unserem Stadtklima bestens bewährt.“