Freiherr Hermann von Rotenhan entstammte einem uralten fränkischen Adelsgeschlecht. Der Stammsitz der Rotenhans ist Schloss Eyrich, das noch heute im Besitz der Familie ist. Dort wurde Herrmann 1836 geboren. Er starb im Juni 1914 in München und fand seine letzte Ruhestätte in der Gruft seiner Familie in Eyrich. Eine dezidierte Biografie über Hermann von Rotenhan existiert nicht, doch in den Memoiren einer Enkelin Ingeborg von Badewitz, „Lebensbilder aus Siehten“, sind dem „Großvater Hermann“ einige sehr lebhafte und sympathische Erinnerungen gewidmet. Als Erstgeborener war Hermann eigentlich derjenige, der das Gut der Familie übernehmen sollte, doch er zog eine Karriere als Soldat im Dienste des Bayerischen Königs vor und verzichtete sowohl für sich, als auch für seine Söhne zugunsten seines Bruders Siegmund auf seine Erbansprüche in Eyrich. Seine militärische Laufbahn endete allerdings bereits im Range eines Oberst, da man ihm, so die Enkelin, aufgrund seiner starken Kurzsichtigkeit kein Kommando mehr anvertrauen wollte. Zwar hätte eine geeignete Sehhilfe hier leicht Abhilfe schaffen können, doch eine Brille passte in der damaligen Zeit nicht zum Image eines Offiziers. So wurde Hermann von Rotenhan zum persönlichen Adjutanten des Herzogs Max von Bayern ernannt, dem Vater der Kaiserin Sisi, und stand bis zu dessen Tod im Jahre 1888 als Hofmarschall vor allem im Dienste eines der Söhne des Herzogs, Carl Theodor. Trotz seiner königlichen Herkunft übte Carl Theodor einen bürgerlichen Beruf aus. Er war zu seiner Zeit ein bekannter Augenarzt und residierte die meiste Zeit im herzoglichen Schloss in Tegernsee, wohin ihn sein Hofmarschall begleitete.
Als Hermann von Rotenhan schließlich seinen Abschied einreichte, war er gerade einmal 52 Jahre alt und musste sich fortan mit einer eher schmalen Offizierspension begnügen. Der Enkelin jedenfalls, selbst auf einem großen Gut in Norddeutschland aufgewachsen, kamen die Wohnverhältnisse der Großeltern in der Rückschau vergleichsweise „sehr bescheiden“ vor. Nichtsdestoweniger bewohnten Rotenhan und seine Frau Cecile in der Maxvorstadt, Heßstraße 20, eine aus heutiger Sicht großzügige Wohnung, die sich über zwei Etagen erstreckte. Darüber hinaus wusste der sportlich aktive und vitale Frührentner seine neu gewonnene Zeit äußert effektiv zu nutzen. Er stürzte sich geradezu auf alle möglichen karitativen und ehrenamtlichen Aufgaben und war spätestens seit 1895 wieder vollbeschäftigt, als er zum Vorsitzenden sämtlicher bayerischer Fahrradvereine gewählt wurde. Seine Leidenschaft für das Radfahren hatte schon viel früher begonnen, wovon auch seine Kinder nicht unbeeinflusst blieben. Irmgard von Badewitz notiert:“ „Ich weiß noch, dass bei Mutter Johanna bestaunt wurde, dass sie Fahrrad fuhr. Das gab es damals nicht, dass Damen Fahrrad fahren.“ Nach seiner Pensionierung machte er sich mit militärischer Disziplin und großem Einsatz für den Siegeszug des Rads als Verkehrsmittel in der Stadt stark. „Großvater Hermann begeisterte sich für das Veloziped, begründete Vereine, fasste sie zusammen, erkämpfte, baute und führte Fahrradwege ein und verhalf dem Fahrrad in München zur Existenzberechtigung im Straßenverkehr.“ Die von ihm gegründeten Fahrradwege sorgten nicht nur für sichere Fahrt in der belebten Innenstadt, sondern sollten die Städter auch für Radtouren in die Natur begeistern. Daher ließ er ausgehend vom Zentrum in alle Himmelsrichtungen Radwege anlegen. Eine dieser von Rotenhan eingeweihten Radstrecken führte von München über Neuried nach Gauting. Dort befindet sich auch ein Bildnis des Radl-Freiherrn, das der Bayerische Radfahrerverband ihm zu Ehren bereits 1928 aufstellen ließ.
Das Denkmal an der heutigen Münchner Straße auf Höhe der Hausnummer 69 wurde von dem damals viel beschäftigten Bildhauer Josef Wittmann entworfen und zeigt eine Bronzebüste des großen Fahrradpioniers auf einem hohen, viereckigen Betonsockel mit Inschrift. Um einiges eindrucksvoller und unmittelbarer fiel indes die Verehrung durch die Münchner Radfahrer bei der Beerdigung Rotenhans aus. Auf dem Weg zum Bahnhof, von wo aus der Leichnam nach Schloss Eyrichshof gebracht werden sollte, folgte dem Trauerzug eine riesige Traube von Radfahrern, die aus allen Teilen der Stadt herbeigekommen waren, um dem Radl affinen Freiherrn die letzte Ehre zu erweisen. Irmgard von Badewitz erinnert sich: „Es waren Hunderte! Es mussten wohl Menschen aus allen Schichten gewesen sein, die Großvater Hermann zugetan waren.“ Somit wurde Hermann von Rotenhan nicht nur einer der wichtigsten Förderer einer seit je her Radler freundlichen Landeshauptstadt, sondern vielleicht sogar zur Triebfeder der allerersten Stadtradl-Aktion überhaupt.