Den Vergleich mit der nationalen Konkurrenz wie Berlin, Hof München oder gar der internationalen in Cannes muss das Fünf-Seen-Filmfestival, das heuer bereits zum elften Mal stattfindet, eigentlich schon lange nicht mehr scheuen. Obendrein punktet das FSFF gegenüber anderen Festivals seiner Art klar durch seine landschaftlich malerische und zugleich anheimelnde Umgebung, was die Reise ins Starnberger Land für die Filmschaffenden dieser Welt, nicht allein zur Promotion-Tour, sondern gleichzeitig zum willkommenen Kurzurlaub werden lässt.
An erster Stelle stehen aber auch in diesem Jahr wieder die exquisite Filmauswahl, die prominenten Gäste, die zahlreichen Premieren und Sonderveranstaltungen, die dem Festival sein unverwechselbares Profil verleihen und klar die Handschrift von Festivalleiter Matthias Helwig tragen. Zum besonderen Flair des Festivals trägt aber vor allem, wie Matthias Helwig nachdrücklich betont, vor allem das Publikum bei und nicht unwesentlich auch die Spielstätte, die allesamt um die fünf Seen herum verteilt liegen. Dazu zählen nicht nur die Breitwand Kinosäle in Starnberg, Herrsching und Seefeld, sondern auch die Schlossberghalle, der Weßlinger Pfarrstadl das Filmforum Landsberg und wie schon in den Jahren zuvor etliche Open-Air-Leinwände.
Ganz neue Möglichkeiten bietet zudem das spektakuläre neue Arthouse-Kino Breitwand Gauting mit fünf in modernster Technik ausgestatten Sälen, wodurch auch die Zahl der gezeigten Filme nochmals in die Höhe schnellt. Rund 180 Filme aus aller Welt, mehr sogar als kürzlich beim Münchner Filmfest, werden während des 11. Fünf Seen Film Festivals zwischen Donnerstag, 27. Juli und Samstag, 5. August, über die Leinwand flimmern. Elf davon feiern hier ihre Deutschlandpremiere, 18 weitere sind erstmals in Süddeutschland zu sehen. Manche davon wird man anderswo vielleicht nie mehr zu sehen bekommen. Eröffnungsfilm ist am Donnerstagabend der amerikanische Spielfilm „Maudie“, der mit anrührender Story und Starbesetzung bereits bei anderen Festivals die Zuschauer begeisterte und wohl auch beim FSFF zu den Favoriten um den Publikumspreis gehören wird. Der Publikumspreis ist einer von insgesamt neun Wettbewerbe der für eine zwar kleine, aber dennoch sehr begehrte Anerkennung des filmischen Schaffens der Akteure sorgt. Und auch hier hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal etwas getan, denn im Rahmen der Reihe „Fokus Drehbuch“ wird erstmals der D-A-CH-S-Preis als weiterer Hauptpreis für das beste deutschsprachige Drehbuch vergeben.
Als Gastland hat Helbig in diesem Jahr Ungarn, ausgewählt und das, obwohl und gerade, weil die Regierung Orban diesem Land in letzter Zeit hauptsächlich negative Schlagzeilen bescherte. „Umso wichtiger ist es,“ so Matthias Helwig bei der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag, „zu zeigen, dass die Identität dieses Landes nicht von lauter Orbans bestimmt wird“. Seinem Gastland Ungarn, das neben so renommierten Filmemachern wie Istvan Szabo und Bela Tarr schon längst eine neue, junge Generation international erfolgreicher Regisseure hervorgebracht hat, widmet das FSFF am Freitag, 28. Juli, einen Begrüßungsempfang mit Botschafter im Kino Breitwand Starnberg. Außerdem werden natürlich ungarische Filme in allen Wettbewerbssektionen zu sehen sein, sodass eifrige Kinogänger nach dem Festival beim Stichwort Ungarn nicht mehr nur an Lipizzaner und Piroschka denken werden. Das hinderte Helwig jedoch nicht daran, auch die bekannte, bittersüße Romanze „Ich denke oft an Piroschka“ in der Sektion „in Memoriam“ aber sicher auch als Beispiel für die klischeehafte Wahrnehmung des Landes ins Programm mit aufzunehmen. Außer auf Ungarn richtet das Festival in diesem Jahr sein besonderes Augenmerk erneut auf Taiwan und unser alpenländisches Nachbarland Südtirol sowie in guter alter Breitwand Herrsching Tradition auch wieder auf Indien.
Besonders freut sich die Festivalleitung heuer über das Kommen zweier sehr renommierter und hoch verdienter Ehrengäste. Zugesagt haben diesmal nämlich die Ausnahmeschauspielerin Eva Mattes und der ansonsten eher öffentlichkeitsscheue ungarische Starregisseur István Szabó. Zum Glück durfte Helbig hierbei auf die Schützenhilfe von Dr. Ildikó Hajto zurückgreifen. Die seit vielen Jahren in Starnberg lebende, aus Ungarn stammende Zahnärztin im Ruhestand ist von frühster Jugend an mit Szabó befreundet. Ihr Bruder und István Szabó haben gemeinsam die Filmhochschule besucht. In vollstem Vertrauen in das überschwängliche Urteil seiner Landsfrau in Bezug auf das FsFF sagte der Oskar-Preisträger ohne Federlesens zu. Das Festival widmet István Szabó ebenso wie Eva Mattes, die durch ihre Filme mit Rainer Werner Fassbinder und Werner Herzog Weltruhm erreichte und zuletzt in der Rolle der Tatort-Kommissarin Klara Blum zu sehen war, jeweils eine umfassende Werkschau. Gemeinsam sind die beiden Ehrengäste außerdem beim Filmgespräch am See am Sonntag, 30. Juli, zugegen. Die illustre Runde, zu der sich auch Regisseur Kai Wessel gesellen wird, diskutiert in der Tutzinger Akademie für politische Bildung über das Thema „Am Rande der Gesellschaft“.
Darüber hinaus herrscht auch in diesem Jahr kaum Mangel an weiteren prominenten Gästen, die dem Festival mit ihrem Besuch Referenz erweisen und obendrein im Fünf Seen Land für ein bisschen glamourösen Starkult sorgen werden. Insgesamt stellen rund 60 Filmemacher aus Deutschland und Europa ihre Werke vor und beantworten Fragen aus dem Publikum, das sich also wieder einmal auf einen intensiven, heißen Filmsommer freuen darf.