Veröffentlicht am 14.08.2017 11:38

Behufte Therapeutinnen


Von me
Der monatliche Besuch der Esel im Malteserstift St. Josef ist für die Bewohner ein besonderes Highlight. (Foto: Eisinger)
Der monatliche Besuch der Esel im Malteserstift St. Josef ist für die Bewohner ein besonderes Highlight. (Foto: Eisinger)
Der monatliche Besuch der Esel im Malteserstift St. Josef ist für die Bewohner ein besonderes Highlight. (Foto: Eisinger)
Der monatliche Besuch der Esel im Malteserstift St. Josef ist für die Bewohner ein besonderes Highlight. (Foto: Eisinger)
Der monatliche Besuch der Esel im Malteserstift St. Josef ist für die Bewohner ein besonderes Highlight. (Foto: Eisinger)

Gina und Lolo werden schon sehnsüchtig erwartet. Die beiden europäischen Zwergeselinnen kommen ein Mal im Monat zusammen mit ihrer Besitzerin Anahid Klotz von der Asinella Eselfarm aus Pähl auf einen Kurzbesuch ins St-Josef-Stift nach Percha, um sich von den Bewohnern des Malteser Seniorenheims nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen. Da wird gekrault und geschmust, getätschelt und gestriegelt und die braven Grautiere lassen alles mit sanftem Gleichmut über sich ergehen. Dazu klimpern sie mit ihren samtbraunen Augen, als gäbe es auch für sie nichts Schöneres, als diesen Moment der Nähe auszukosten. Mit von der Partie ist normalerweise auch Berri, die aprikotfarbene Königspudeldame, doch heute wird sie vertreten vom stürmischen Rüden Samson, der obgleich ebenso sanft und lieb wie die behuften Kolleginnen, nur schwer sein quirliges Temperament im Zaume halten kann.

Die Senioren sind entzückt

Wenn die Esel kommen, herrscht Ausnahmezustand im Malteserstift. Zusätzlich zum diensthabenden Personal kommen viele ehrenamtliche Helfer ins Haus, um den Bewohnern zu helfen, pünktlich um 15 Uhr in der Eingangshalle zu sein, wo die Esel an diesem Nachmittag erwartet werden. Draußen regnet es zu stark um das Treffen wie üblich im Garten zu veranstalten. Den Eselinnen ist das einerlei. Guter Dinge trotten sie hinter Anahid Klotz durch die Eingangstür, als sei so ein Wohnzimmer ihr angestammtes Lebensumfeld. Dort harren bereits rund 30 Senioren, überwiegend Damen, erwartungsvoll in ihren Sesseln oder Rollstühlen aus. Einige von ihnen klatschen begeistert in die Hände als die Grautiere erscheinen. Dann machen Lolo und Gina bedächtig die Runde, schieben ihrer weichen Mäuler ganz nah an die Gesichter der alten Herrschaften, ganz so als wollten sie jeden einzelnen Bewohner persönlich mit einem Küsschen begrüßen.

Die Senioren sind entzückt. Manche lächeln stillvergnügt, andere, mit Bürste und Kamm bewaffnet, machen sich tatkräftig daran, Lolos und Ginas Fell auf Hochglanz zu striegeln, was eigentlich gar nicht nötig ist, denn die beiden Langohren sehen in ihrem glatten Sommerfell ohnehin aus wie aus dem Ei gepellt aus. Und während die behuften Therapeutinnen entspannt von Patient zu Patient schlendern, erzählt Anahid Klotz munter, was sich seit dem letzten Besuch auf der Pähler Eselfarm zugetragen hat. Die große Neuigkeit heute lautet: Samson wird Vater, sodass beim nächsten Besuch im Oktober vielleicht schon ein Pudelwelpe die Kuschelrunde komplettieren wird. Und dann darf der clevere Pudelmann zeigen, was er sonst noch kann: suchen, finden, Männchen machen und natürlich Eselreiten. Applaus und Leckerchen sind ihm sicher.

Esel sind ideale Therapietiere

Geduld und Sanftmut sind die entscheidenden Eigenschaften, die Lolo, Gina und viele ihrer Artgenossen zu idealen Therapietieren machen und bei vielen alten und hochbetagten Menschen ein großes Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit erwecken. „Besonders auf demenziell erkrankte Senioren wirkt die stoische Gelassenheit der Eselinnen enorm beruhigend und entspannend,“ sagt Betreuungsassistentin Ingrid Hauke-Eberl, die im Malteserstift die Freizeitangebote für die Senioren fachlich begleitet. Die nonverbale Kommunikation mit den Tieren liefert den Bewohnern aber auch untereinander reichlich Gesprächsstoff, sodass die Esel nicht selten für neue Freundschaften in der Gemeinschaft sorgen, weiß Hauke Eberl. Der Kontakt zur Eselfarm hatte schon vor ihrer Zeit Tradition. Gina, Lolo und ihre Kollegen absolvieren ihr monatliches Besuchsprogramm im Malteserstift bereits seit rund zehn Jahren und es sieht nicht danach aus, als sei ihr Fanclub in St. Josef ihrer inzwischen überdrüssig geworden. Im Gegenteil. Mittlerweile haben sich noch rund dreißig weitere Senioren im Foyer eingefunden, um zumindest einen Blick auf die kuscheligen Eselstuten werfen zu können. Für die Nachzügler legen Lolo und Gina nochmals eine Ehrenrunde ein, bevor sie nach einer guten Stunde von den Bewohnern winkend und mit Kusshändchen verabschiedet werden.

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