Veröffentlicht am 03.07.2017 13:02

Vom Ausflugslokal zum Kulturhotel

Sein fünf Jahren nahezu verwaist, dämmert das malerische Forsthaus im Mühltal einer unbestimmten Zukunft entgegen. (Foto: Eisinger)
Sein fünf Jahren nahezu verwaist, dämmert das malerische Forsthaus im Mühltal einer unbestimmten Zukunft entgegen. (Foto: Eisinger)
Sein fünf Jahren nahezu verwaist, dämmert das malerische Forsthaus im Mühltal einer unbestimmten Zukunft entgegen. (Foto: Eisinger)
Sein fünf Jahren nahezu verwaist, dämmert das malerische Forsthaus im Mühltal einer unbestimmten Zukunft entgegen. (Foto: Eisinger)
Sein fünf Jahren nahezu verwaist, dämmert das malerische Forsthaus im Mühltal einer unbestimmten Zukunft entgegen. (Foto: Eisinger)

Schon viel zu lange in verwunschenem Dornröschenschlaf versunken, schlummert das ehemalige Forsthaus Mühltal seinem bedauerlichen Verfall entgegen. Dabei war es einmal eine Art Institution im Raum Starnberg. Als Startpunkt oder Ausflugsziel für Wanderungen und Spaziergänge hatte das Mühltal eine eigene S-Bahn-Haltestelle, woran sich heute nur noch wenige erinnern, und das Gasthaus war nicht nur für seine Fisch- und Wildspezialitäten beliebt, sondern vor allem wegen seiner einzigartigen, wild-romantischen Lage. In den flippigen Siebzigern beherbergte das Forsthaus sogar eine Diskothek. Im legendären „Waldkeller“ feierte die Starnberger Jugend bis in die frühen Morgenstunden, unbehelligt von Sperrstunden und einer ruhegestörten Nachbarschaft, wenn man von den armen Rehen im Wald und den Forellen im munter sprudelnden Wasser einmal absieht. Im gesamten Raum Starnberg gibt es daher wohl auch kaum einen Erwachsenen, der nicht seine ganz persönlichen Erinnerungen mit dem alten Forsthaus verbindet und wehmütig beobachtet, wie es nun seit Jahren verlassen, vergessen und dem Verfall anheimgegeben scheint.

Interkulturelle Begegnungsstätte

Dabei hätte es durchaus das Zeug zu mehr. Davon ist nicht nur die Geschäftsführerin des Flüchtlings- und Migrantenvereins Hilfe von Mensch zu Mensch, Sadija Klepo, überzeugt. „Dieser Ort hat etwas Magisches“, sagt sie und weiß wovon sie spricht. Ihr Verein kümmerte sich bis Ende 2016 um rund 60 Asylbewerber, die dort einquartiert waren. Von ihr stammt daher die Idee, das Haus in ein Kulturhotel und eine interkulturelle Begegnungsstätte umzuwandeln. Auch Elisabeth Carr, Leiterin des Kulturinitiative „KunstRäume am See“, begeistert sich für den Gedanken das ehemalige Forsthaus mit seiner einzigartigen Atmosphäre in einen Veranstaltungsort umzuwandeln. „Mit dem Konzept eines Kulturhotels würde dieses schöne, historische Haus zu neuem Leben erweckt und ein echter, kultureller Anziehungspunkt in unserer Region.“ Die Eignung als Eventlocation hat das Forsthaus schon mehrere Male überzeugend bewiesen. Sowohl einige Veranstaltungen der „KunstRäume am See“, zuletzt die Abschlussparty der Junispiele, als auch die „Balkantage“ des Vereins Hilfe von Mensch zu Mensch habe hier bereits stattgefunden.

Das Projekt braucht Starthilfe

Um das legendäre Forsthaus am Ende tatsächlich in eine Begegnungsstätte für Einheimische und Flüchtlinge umgestalten zu können, ist der Verein Hilfe von Mensch zu Mensch allerdings dringend auf Starthilfe, angewiesen, egal ob in Form von Tatkraft, Kreativität oder finanzieller Unterstützung. „Das Forsthaus an der Würm ist ein bezaubernder Ort mit viel Geschichte. Es wäre großartig, wenn es gelänge hier gemeinsam mit Kreativen aus der Region und Geflüchteten eine ganz besondere Location daraus zu machen.“, findet auch Daniela Tewes, Projektleiterin Kommunikation der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg. Zudem sieht das Konzept des Vereins vor, Flüchtlinge im Landkreis auch dahingehend zu unterstützen, dass sie nicht nur eine Unterkunft, sondern einige von ihnen auch eine Arbeitsstelle in Mühltal finden. Das Projekt fand anfangs großes Interesse bei vielen örtlichen Trägern und Privatpersonen. Doch nach ersten Ortsterminen und Gesprächen mit Landratsamt und Jobcenter zeigte sich, dass für die Umsetzung wohl doch etliche Sanierungsarbeiten nötig und Investitionen getätigt werden müssen. Zwar hoffen die künftigen Betreiber ihr „Kulturhotel Mühltal“ später selbst tragen zu können. Doch ohne gesicherte Einnahmen in der Anfangsphase, lässt sich das Kulturprojekt wohl sicher nicht umsetzen. Als letzte Rettung appelliert der Verein nun an alle Behörden, Firmen und Privatpersonen, denen der Erhalt des Forsthauses am Herzen liegt, sich mit Sachspenden, ehrenamtlichen Tätigkeiten und finanziellen Zuwendungen an der Realisierung dieses einzigartigen und innovativen Projektes zu beteiligen. Erreicht wird damit gleich zweierlei, nämlich sowohl die soziale, als auch die denkmalpflegerische gute Tat.

Hilfe zur Selbsthilfe

Initiator und Ansprechpartner für das Projekt Kulturhotel Mühltal ist der Flüchtlings- und Migrantenverein „Hilfe von Mensch zu Mensch“, der sich bereits seit 25 Jahren dafür einsetzt, dass Migranten und Flüchtlinge ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen können. Die Hilfsorganisation mit Sitz in München widmet sich vor allem der Förderung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die durch Krieg und Verfolgung in soziale Notlagen geraten sind. Dabei lautet das Motto immer: Hilfe zur Selbsthilfe und so soll auch das Forsthaus im Mühltal nicht dauerhaft am Tropf der Allgemeinheit hängen, sondern so bald wie möglich finanziell auf eigenen Beinen stehen.

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