Nach ihrem Auftakt am vergangenen Sonntag, der ganz im Zeichen des harmonischen Miteinanders von Jung und Alt, frech interpretierter klassischer Musik und zeitgenössischer Heimatliteratur stand, ziehen die „Junispiele schön jung“, die in diesem Jahr zum dritten Mal stattfinden, nochmals ganz neue Seiten auf. Nicht nur jung, sondern sogar blutjung sind nämlich drei der kommenden Events, bei denen der innovative, experimentelle Ansatz der Junispiele besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Dies gilt sowohl in Hinblick auf das Alter der Akteure als auch für die Kunstformen, die ganz bewusst auf ein junges, unverbrauchtes Publikum abzielen, was in der eher konservativ geprägten Kulturszene Starnbergs ansonsten eher weniger der Fall ist. Gleichzeitig gewähren die Junispiele aber auch älteren Semestern, zu denen gemessen am Alter einiger Akteure wohl schon diejenigen gehören, die jenseits ihres 30-ten Geburtstages sind, ebenso spannende wie unterhaltsame Einblicke in das Fühlen und Denken einer sich gerade erst formierenden neuen Künstlergeneration.
Den Anfang in dieser Reihe progressiver Kunstschaffender macht der Poetry Slam Crack Ko Bylanzky, der selbst aus seinem Namen schon eine Kunstform gemacht hat, denn eigentlich heißt er ja Bernhard Althoff. Der in München geborene Wortkünstler gehört zu den Arrivierten seiner Zunft. In Zusammenarbeit mit einem alten Kumpel aus Schultagen, veranstaltet er seit gut zehn Jahren bereits den „Munich Slam“, der monatlich im Club „Substanz“ stattfindet und zu den größten regelmäßig stattfindenden Poetry-Slam-Veranstaltungen Europas gehört. Auch andere Poetry Slams und vor allem die 1998 und 2006 ausgetragenen Poetry-Slam-Meisterschaften für den deutschsprachigen Raum wurden von ihm initiiert und organisiert. Bylanzky ist aber nicht nur Veranstalter, sondern in erster Linie auch Dichter und steht in dieser Eigenschaft auch für Schul-Workshops zur Verfügung. Für alle, die es noch nicht wissen: ein Poetry Slam ist ein Dichterwettstreit, also eine Kunstform, die es bereits in der Antike gegeben hat. Dabei tragen mehrere Poeten ihre selbst geschriebenen Texte vor Publikum vor, das am Ende entscheidet, wer den Siegerkranz davonträgt. Im Rahmen der Junispiele tritt Ko Bylansky am Samstag, 24. Juni, um 20 Uhr in der Stadtbücherei (Hauptstraße 10) auf. Seine Mitstreiter werden dabei zum Teil auch Newcomer aus dem Gymnasium Starnberg sein, die bereits einen Kurs bei ihm besuchen durften. Aber auch andere junge Poeten aus Starnberg und Umgebung, können während der Junispiele beim Meister in die Lehre gehen. Am Tag vor seinem Auftritt, am Freitag, 23. Juni, bietet Ko Bylanzky um 13 Uhr zusätzlich einen Workshop in der Stadtbücherei an.
Auf welch faszinierende Weise, sich die Jugend nicht nur alte Kunstformen, sondern auch alte Kunst zu erschließen vermag, beweist auch die junge Kunsthistorikerin Ella Beaucamp, die am Mittwoch, 28. Juni, in der St. Josefkirche der Jugend die Augen öffnet für eine der verspieltesten Epochen der Kunstgeschichte. Anhand des vom großen Barockarchitekten Johann Michael Fischer auf dem Schlossberg gebauten Kirchlein, für das der nicht minder berühmte Bildhauer Ignaz Günther seine filigranen Heiligenfiguren beisteuerte, lässt die Tutzingerin das Rokoko lebendig werden. Musikalisch unterstützt wird sie dabei vom Bläserquartett „Summa cum gaudae“, das seinen Namen Programm werden lässt und seine Besucher buchstäblich zu höchster Freude führt. Die kunsthistorische Führung mit Konzert beginnt um 19 Uhr und ist kostenlos.
Zum Finale der Junispiele am Freitag, 30. Juni, hat Veranstalterin Elisabeth Carr einen besonders verwunschenen Ort aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, das ehemalige Forsthaus im Mühltal. Der legendäre Waldkeller wird ab 20 Uhr zum Schauplatz einer spontanen Mischung aus Musik und Performance. Die Stars des Abends sind der junge Sänger und Gitarrist Luis Bandomer und der Chor „Stimm(ungs)macher“, der sich aus jungen Migranten zusammensetzt. Karten für die Abschlussparty, die um 19 Uhr beginnt, gibt es mit etwas Glück sogar gratis und zwar beim aktuellen Gewinnspiel des Starnberger Anzeigers.