Wer am vergangenen Freitag von 16 bis 21 Uhr im Café Hüller war, konnte damit auch gleich etwas für die Umwelt tun. Der Verein Green City hat nämlich zum ersten Mal in Haidhausen einen Carrotmob veranstaltet, bei dem sich der Wirt verpflichtet, einen bestimmten Anteil des Umsatzes in energiesparende Maßnahmen zu investieren.
Gekommen sind rund 150 Gäste, erwirtschaftet werden konnten knapp 1.350 Euro. Wie so oft bestellt Rechtsanwalt Ingolf Bode nach Feierabend in dem kleinen Lokal in der Eduard-Schmid-Straße sein Bier. »Ich komme häufig hierher«, erzählt er. Was er nicht weiß: 90 Prozent des Geldes, das er an diesem Tag für sein Getränk bezahlt, werden für umweltgerechte Maßnahmen in der Gaststätte verwendet. »Von dem Begriff Carrotmob habe ich noch nie etwas gehört«, gibt er zu.
Der erste Carrotmob fand im März 2008 in San Francisco statt. Der Initiator Brent Schulkin besuchte 23 Läden und erzählte jedem Besitzer, dass er ein Netzwerk von Verbrauchern gründet, die alle kommen, um in einem Geschäft des Viertels Geld auszugeben. In welchem hänge von der Frage ab: »Wer ist bereit, am meisten für die Umwelt zu tun?«
Der Name Carrotmob leitet sich von einem Sprichwort ab, wonach es zwei Arten gebe, einen Esel zum Vorwärtsgehen zu bewegen. Entweder man schlägt ihn aufs Hinterteil oder man bietet ihm eine leckere Karotte. Im übertragenen Sinn sollten also Firmen, Geschäfte, Unternehmen nicht durch Boykotte und Proteste zum Umdenken in Sachen Umweltschutz bewegt werden, sondern durch in Aussicht gestellten Profit.
Viele der Gäste im Haidhauser Café Hüller sind gezielt zu der Aktion gekommen. Christine Leyermann und ihr 13-jähriger Sohn Emile etwa haben über die Guerilla-Gärtner, die auch von Green City unterstützt werden, von der Aktion erfahren. Felix, Lara und Wolf, die ihre Nachnamen nicht verraten wollen, sind da, um Felix Geburtstag zu feiern. Der Carrotmob sei ein guter Grund, heute ein Glas mehr zu trinken, erklärt Wolf und lacht.
Damit möglichst viele Besucher kommen, hat Green City im Vorfeld kräftig die Werbetrommel gerührt. »Ein Carrotmob ist das Gegenteil von Boykott«, erklärt Margit Steiner vom Verein. Ziel sei es, während eines gewissen Zeitraums viele Menschen an einen Ort zu bringen und sie dazu zu bewegen, etwas zu konsumieren. Unterstützung erhalten die Gaststätten außerdem vom Energieberater Wolfgang Wulfes bei der Klärung, welche Umbaumaßnahmen sinnvoll sind. Das Haidhauser Café etwa soll eine neue Tiefkühltruhe und Energiesparlampen bekommen, auf Ökostrom umsteigen und an einigen Stellen im Keller wärmegedämmt werden.
Von den Wirten wird für einen Carrotmob ein besonderes Programm erwartet. Geboten waren diesmal unter anderem Kartoffeldruck und Kinderschminken für die kleinen Besucher, abends spielte der Berliner Gitarrist Martin Goldenbaum.
Ausgewählt habe man für die Aktion dieses Lokal, weil der Betreiber mit 90 Prozent von allen angefragten Gaststätten den höchsten Umsatzanteil für die Sanierung zugesagt habe, berichtet Friederike Hülsmann von Green City. Café-Inhaber Andreas Hüller war am Ende des Tages sichtlich erfreut, als ihm ein »negativer Kohlendioxid-Scheck« über die zwölf Tonnen CO2, die das Café in Zukunft jährlich einsparen wird, überreicht wurde. Mit dem eingenommenen Geld können fast alle Energiesparmaßnahmen, die Wulfes vorher empfohlen hatte, umgesetzt werden.
In München gab es Carrotmobs bereits in Sendling und im Westend. Doch auch Haidhausen sei eine gute Gegend dafür, sagt Hülsmann. »Die Bewohner denken nachhaltig und sind offen für Neues.« Vorstellbar sei etwa, demnächst am Weißenburger Platz eine solche Aktion zu veranstalten. Julia Stark
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