Veröffentlicht am 09.08.2010 12:28

Kochen mit Himmelskraft

Veronika Wolferstetter zeigte beim afrikanischen Fest in der Alten Feuerwache, wie ein Solarkocher funktioniert. (Foto: tg)
Veronika Wolferstetter zeigte beim afrikanischen Fest in der Alten Feuerwache, wie ein Solarkocher funktioniert. (Foto: tg)
Veronika Wolferstetter zeigte beim afrikanischen Fest in der Alten Feuerwache, wie ein Solarkocher funktioniert. (Foto: tg)
Veronika Wolferstetter zeigte beim afrikanischen Fest in der Alten Feuerwache, wie ein Solarkocher funktioniert. (Foto: tg)
Veronika Wolferstetter zeigte beim afrikanischen Fest in der Alten Feuerwache, wie ein Solarkocher funktioniert. (Foto: tg)

Welch ein köstlicher Duft liegt in der Luft. Er zieht Passanten auf den Vorplatz der Alten Feuerwache im Westend. Dort wird im Freien gekocht. Veronika Wolferstetter steht jedoch weder am Grill noch an einem Herd. Ihr schwarzer Topf hängt in einem drehbaren Parabolspiegel. Sie kocht Reis, dünstet Ratatouille und brät sogar Fleisch in einer Pfanne – mit der Kraft der Sonne. Ihr Küchengerät ist ein Solarkocher. Der funktioniert so ähnlich wie ein Brennglas. Parallel laufende Sonnenstrahlen werden gebündelt und auf einen Brennpunkt reflektiert. In dem entstehen Temperaturen von 280 bis 300 Grad Celsius. Staunend und beeindruckt begutachten die Gäste diese außergewöhnliche Kochgelegenheit.

Die propagiert der Verein „EG Solar“, eine Entwicklungshilfegruppe der Staatlichen Berufsschule Altötting. Sie bietet regelmäßig Baukurse für Solarkocher an. Veronika Wolferstetter, Mitglied der Gruppe: „Wir haben bereits in 40 Ländern Werkstätten für Solarkocher gegründet.“ Damit leiste der Verein Hilfe zur Selbsthilfe. Der Stand von Veronika Wolferstetter und Peter Veit aus Altötting war der Anziehungspunkt beim afrikanischen Fest, das am Samstagnachmittag in der Alten Feuerwache stattfand. Der im April gegründete Verein „Afro-European“ hatte alle afrikanischen Vereine in München zu diesem Fest eingeladen.

Elf Vereine kamen

„Wir haben 106 Vereine in München, die sich für Afrika engagieren.“ Wolfram Hagen, Vorsitzender der Initiative und Gründer von „Afro European“, hatte die Werbetrommel gerührt, um den afrikanischen Vereinen ein Forum zu bieten, sich vorzustellen und auszutauschen. Hagen: „Uns interessiert, was machen die für Projekte.“ Hauptziel des „African Roundup“ sei es, die Arbeit der verschiedenen Vereine zu bündeln und das Verständnis unter den einzelnen Volksgruppen zu verbessern. Dass allerdings nur elf Vereine diesem Ruf folgten, hatten die Organisatoren nicht erwartet. Wolfram Hagen nimmt es gelassen: „Es ist ein Anfang. Wir bleiben dran.“ Die Gäste des Festes, unter ihnen viele junge Familien mit Kindern, hatten ihren Spaß. Kinder und Erwachsene, Afrikaner und Europäer, trommelten beim „Drum Circle“ nach Herzenslust.

Suche nach einer Bleibe

Keita Abdoúlage vom Afrikanischen Ältestenrat in München – einem Verein, der sich solidarisch für die Integration der Kinder einsetzt, Afrikaner jeden Alters berät, wenn sie Probleme haben und bei Konflikten in der afrikanischen Gemeinde aktiv wird – ist bei dem Fest ein Anliegen losgeworden: „Wir suchen für unseren Verein ein zentral gelegenes Haus oder eine Unterkunft in München.” Nur so könne er richtig arbeiten. Bisher seien alle Versuche fehlgeschlagen, eine solche Bleibe zu finden.

Auch Ruth Mellentin, eine ehemalige Krankenschwester, ließ sich vom Solarkocher begeistern. „Mich hat das Kochen mit Sonne schon immer fasziniert.“ Die Frau weiß, wovon sie spricht. Sie hat im Kongo – als privates Projekt! – eine Werkstatt für Solarkocher ins Leben gerufen. Als ihr Sohn starb, hatte sie einen „kleinen Schwur“ geleistet: „Ich will etwas Gutes an den Kindern tun.“ Seitdem zieht es Ruth Mellentin immer aufs Neue nach Afrika. So erzählt sie lachend, meist suchten Dorfbewohner die Elektroschnur an dem Himmelskocher. Allerdings sei sie sich nicht sicher, dass ihre Zuschauer ihr wirklich glauben, wenn sie ihnen erklärt: „Das macht die Sonne, die uns Gott schenkt.“

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