Sein Name klingt idyllisch, nach Natur und Freiheit ‒ doch schön ist der Alpenplatz nicht unbedingt. Das Pilotprojekt einer saisonalen Fußgängerzone soll den Platz aufwerten, doch gibt es noch einige andere Probleme: Um die Nutzung schwelt ein Konflikt zwischen den Generationen, und auch der Schleichverkehr durch das Viertel stößt den Anwohnern sauer auf.
Der Alpenplatz liegt westlich der Tegernseer Landstraße, in grauer Vorzeit spielten dort mal die Fußballer des TSV 1860. Einst eine Hundewiese, ist das Rasenviereck inzwischen als Münchens kleinste Erholungsfläche ausgewiesen. Nach dem Winter gleicht der Platz aber eher einem Acker, den Kinder und Jugendliche zudem als Spielplatz nutzen. Ältere Anwohner fühlen sich verdrängt.
"Der Platz ist in einem verheerenden Zustand", klagte eine Nachbarin beim Infoabend, zu dem das Giesinger Stadtteilmanagement und der Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten (BA 17) die unmittelbaren Anwohner eingeladen hatte. Die Gaststätte Edelweiß war so gut gefüllt, dass einige Besucher stehen mussten. "Ältere Mitbürger trauen sich nicht mehr auf den Platz", meinte eine Dame. Bälle, sogar Bobby Cars, würden dort durch die Luft fliegen. Generell sei eine von vier Straßen umgebene Wiese kein Spielplatz für Kinder - wofür der Alpenplatz tatsächlich auch nicht ausgewiesen ist. Allerdings steht dort seit drei Jahren eine Spielkiste, die schon mal zugesperrt war und dann von Jugendlichen aufgebrochen wurde. Manch einer borgte sich um acht Uhr abends daraus Bobby Cars aus, erzählte eine Anwohnerin.
Letztlich trat das zutage, was Joachim Lorenz vom BA 17 als "sehr stark konkurrienden Nutzungsdruck" zwischen verschiedenen Gruppen zusammenfasste. Jüngere Anwohner, selbst Eltern, meldeten sich zu Wort, um eine Lanze für den Nachwuchs zu brechen. Eine Mutter von drei Kindern meinte, dass die Kleinen ihr Spielzeug selbst auf die Wiese mitbringen sollten, dann sei auch die Kiste überflüssig. "Die Kinder treffen auf dem Alpenplatz ihre Freunde", betonte ein Vater. Er reagierte damit auf Kommentare, die Eltern sollten ihre Kinder doch zum Spielen in den Kronepark schicken.
Genau in der Zeit, in der die Kinder zum Spielen rausgehen, beginnt auf der Tegernseer Landstraße der Verkehr in der Rush Hour. Viele Autofahrer biegen verbotenerweise nach links in die Edelweißstraße ab, um auf dem Weg den Nockherberg runter die Ampel beim Ostfriedhof zu umgehen. Den Schleichverkehr rund um den Alpenplatz zu regulieren, ist eine dringliche Aufgabe - darin waren sich in der zeitweise hitzigen Diskussion alle Bürger einig.
Das eigentliche Thema des Infoabends geriet ein wenig in den Hintergrund. Ein Pilotprojekt der Stadt sieht vor, ab Anfang Juli für zehn Wochen am Alpenplatz Münchens erste saisonale Fußgängerzone zu errichten, also einen kleinen Straßenabschnitt zeitweise für den motorisierten Verkehr zu sperren. Hier könnten dann Bänke, Stühle oder Pflanzentröge aufgestellt werden, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Uneinigkeit herrscht allerdings darüber, welcher Abschnitt gesperrt werden soll: Der BA 17 hatte beantragt, durch eine Sperrung der südlichen Edelweißstraße den Alpenplatz und den Edelweißplatz besser miteinander zu verbinden. Die Stadt favorisiert nach einem Ortstermin jedoch eine Sperrung im nördlichen Bereich des Alpenplatzes. Dafür gab es von Anwohnern und Stadtteilpolitikern Kritik, auch weil Parkplätze wegfallen würden. Einen Versuch sei das Projekt aber wert, lautete schließlich der Konsens. Das letzte Wort hat der Stadtrat. B. Schuldt