Zum 47. Mal in Folge ist München die sicherste Großstadt Deutschlands. Dies hat die Münchner Polizei in ihrem Sicherheitsreport für 2022 mitgeteilt. Zwar ist die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zu 2021 gestiegen, mit Blick auf die Zeit vor der Corona-Pandemie jedoch um sechs Prozent gesunken.
Jährlich zieht das Polizeipräsidium München eine Bilanz über das Vorjahr und fasst die wichtigsten Aspekte in einem Sicherheitsreport zusammen. Dieser umfasst sowohl die Kriminalstatistik als auch die Verkehrsunfallstatistik. „Mit dem Sicherheitsreport und den daraus gewonnenen Erkenntnissen wollen wir auch unsere zentralen Botschaften und Strategien vorstellen”, informiert die Münchner Polizei. „In München zu leben, heißt sicherer zu leben“, betonte Polizeipräsident Thomas Hampel bei der Vorstellung des Sicherheitsreports. Die Häufigkeitszahl (Straftaten je 100.000 Personen der Bevölkerung) lag 2022 mit 4.951 im Vergleich zu 2019 um etwa sieben Prozent niedriger. Im bundesweiten Vergleich steht das Polizeipräsidium München erneut auf einem Spitzenplatz unter den deutschen Großstädten.
Dabei unterstrich der Polizeipräsident, dass dies keine Selbstverständlichkeit sei – bewältigte die Münchner Polizei doch neben über 310.000 Einsätzen, die über die Einsatzzentrale im täglichen Dienst koordiniert werden, eine Vielzahl von besonderen Einsatzlagen. Im Jahr 2022 wurden über 2.200 Versammlungen und 4.700 Veranstaltungen betreut, was einer Gesamtzunahme von 20 Prozent entsprach. Die Bandbreite reicht von Fußballspielen und anderen Sportereignissen wie den European Championships über den Schutz von Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Münchner Sicherheitskonferenz bis hin zu Demonstrationen im Kontext mit Corona, dem Krieg gegen die Ukraine oder Aktionen von Klimaaktivisten.
Es sei abzusehen gewesen, dass die Deliktszahlen nach dem Wegfall der meisten Infektionsschutzmaßnahmen wieder steigen würden, sagte der Polizeipräsident bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Zur besseren Einordnung der Entwicklung wurde deshalb primär der Vergleich zum Berichtsjahr 2019, also vor der Pandemie, herangezogen. Die Zahl der Gesamtstraftaten ist demnach mit 91.532 im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent gestiegen, mit Blick auf 2019 ist aber ein Rückgang um 6,2 Prozent zu verzeichnen.
Die Aufklärungsquote liegt mit 61,6 Prozent nach Angaben des Polizeipräsidiums weiterhin auf einem hohen Niveau. 2022 konnten bei 91.532 registrierten Straftaten insgesamt 56.380 Fälle geklärt werden. Diesen Taten konnten 41.680 Tatverdächtige zugeordnet werden. Ein besonderes Augenmerk richtet die Polizei dabei auf die Mehrfach- und Intensivtäter, die 3,4 Prozent der Tatverdächtigen ausmachen. Diese sind für 18,8 Prozent aller geklärter Straftaten verantwortlich. Dies unterstreiche die Bedeutung personenorientierter Ermittlungen und die Wichtigkeit der engen Zusammenarbeit mit anderen Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden, erklärte Hampel.
In manchen Deliktsbereichen bietet es sich zur besseren Einordnung an, einen längeren Vergleichszeitraum von zehn Jahren heranzuziehen. So auch im Bereich der Gewaltkriminalität, welcher in Anbetracht der festgestellten Entwicklung einen Tätigkeitsschwerpunkt der Münchner Polizei bildet. Zur Gewaltkriminalität zählen Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung, Raub und räuberische Erpressung, Vergewaltigung, sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung im besonders schweren Fall, aber auch Mord und Totschlag. Mit 4.510 Straftaten nahmen diese Delikte gegenüber 2021 um 29 Prozent und zu 2019 um 16,6 Prozent jeweils deutlich zu. Im Zehn-Jahresvergleich zu 2013 stiegen die Delikte im Bereich Gewaltkriminalität dagegen nur um 1,9 Prozent.
Innerhalb des Deliktfeldes liegt die auffälligste Zunahme bei den Raubdelikten, welche mit 703 Taten den Höchststand der vergangenen zehn Jahre markieren. Dazu gehören auch Delikte der räuberischen Erpressung oder des räuberischen Diebstahls. Zudem habe sich die Altersstruktur der Tatverdächtigen in diesem Bereich deutlich gewandelt, heißt es in dem Report. So waren im Jahr 2013 unter 556 ermittelten Tatverdächtigen lediglich 19 Kinder sowie 95 Jugendliche und 72 Heranwachsende. Sorge bereitet der Polizei, dass im Jahr 2022 unter den 626 ermittelten Tatverdächtigen 33 Kinder, 164 Jugendliche und 66 Heranwachsende waren. Vereinfacht gesagt: Die Kriminellen werden immer jünger.
„Wir haben daher bereits 2021 Einsatzkräfte unterschiedlicher Dienststellen in einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe (EG Jumper) zusammengeführt, um mit einem personenorientierten Ansatz Ermittlungskompetenzen zu konzentrieren, Schnittstellen abzubauen und in Abstimmung mit unseren Partnern wie der Stadt München auch präventive Maßnahmen besser bündeln zu können”, erläuterte Hampel. „Der EG Jumper gelang es im Zusammenhang mit jugendtypischen Aggressionsdelikten weitere Ermittlungsansätze zu Mehrfach- und Intensivtätern zu gewinnen sowie Straftaten im öffentlichen Raum zu reduzieren.“
Die polizeiliche Kriminalstatistik kann jedoch keine Antworten zu Ursachen der Delinquenz von Kindern und Jugendlichen liefern, da sie keine kriminologischen Aspekte berücksichtigt. Das Aufhellen von Strukturen sowie polizeiliche Präsenz sei wesentlich für eine erfolgreiche Prävention, sagte Thomas Hampel: „Sicherheit durch Präsenz und Ansprechbarkeit heißt unsere Devise, die wir gemeinsam mit den Jugendbeamten der Inspektionen und in Abstimmung mit der Stadt und der Justiz umsetzen. Unsere langjährigen Projekte „zammgrauft“ und „aufgschaut“ sind feste Bestandteile des Schulunterrichts an Grund- und weiterführenden Schulen. Aber auch Erwachsenen vermitteln wir in Trainings für Zivilcourage mit „Herz und Verstand“, dass Gewalt keine Lösung ist.“