Wichtiger denn je


Von Benjamin Schuldt
Julia Pirzer, Vorsitzende Gerlinde Reichart und Johanna Fuchs (von links) von Eine Welt Kirchheim: Der Verein betreibt zwei Läden und organisiert Veranstaltungen. (Foto: bas)
Julia Pirzer, Vorsitzende Gerlinde Reichart und Johanna Fuchs (von links) von Eine Welt Kirchheim: Der Verein betreibt zwei Läden und organisiert Veranstaltungen. (Foto: bas)
Julia Pirzer, Vorsitzende Gerlinde Reichart und Johanna Fuchs (von links) von Eine Welt Kirchheim: Der Verein betreibt zwei Läden und organisiert Veranstaltungen. (Foto: bas)
Julia Pirzer, Vorsitzende Gerlinde Reichart und Johanna Fuchs (von links) von Eine Welt Kirchheim: Der Verein betreibt zwei Läden und organisiert Veranstaltungen. (Foto: bas)
Julia Pirzer, Vorsitzende Gerlinde Reichart und Johanna Fuchs (von links) von Eine Welt Kirchheim: Der Verein betreibt zwei Läden und organisiert Veranstaltungen. (Foto: bas)

Immer heißere Sommer, immer heftigere Unwetter – die Auswirkungen des Klimawandels sind auch längst hierzulande spürbar. Noch härter trifft es die Menschen in Entwicklungsländern wie Haiti oder Uganda. In beiden Staaten unterstützt Eine Welt Kirchheim Hilfsprojekte. Die jüngsten Krisen haben die Arbeit des Vereins erschwert.
Eine Welt Kirchheim hat in der Gemeinde gleich zwei Filialen: Sowohl im Pfarrheim St. Andreas (Pfarrer-Casper-Mayr-Platz 2) als auch im Pfarrheim St. Peter (Maria-Glasl-Straße 16) bietet ein Eine-Welt-Laden ein breites Sortiment an Lebensmitteln wie Kaffee, Tee, Schokolade, Honig oder Gewürzen, aber auch Handwerksartikel wie Schmuck, Tücher, Keramik oder Seifen an. Als Aushängeschild gilt der Kaffee – hiervon sind rund 500 Sorten aus aller Welt bestellbar. Hinter jedem Produkt stehe eine Kooperative, erklärt Julia Pirzer vom Verein Eine Welt Kirchheim: „Auf der Bandbreite fairer Produkte sind unsere Produzenten sehr fair.” Das bedeutet, dass die Ware sozial und ethisch verträglich hergestellt wird. Die Lebensmittel sind zu einem großten Teil bio-zertifiziert.
Die Läden machen aber nur einen Teil der durchgehend ehrenamtlichen Arbeit des Eine-Welt-Vereins aus. Auch die Organisation von Veranstaltungen gehört dazu, von Konzerten über Basare bis Kunstausstellungen. „Das ist wichtig, um Spenden zu bekommen, aber auch, um sich in der Öffentlichkeit zu zeigen”, sagt die Vorsitzende Gerlinde Reichart. Anfang August hatte der Verein unter dem Motto „Songs for a better world“ zu einem Benefizkonzert eingeladen. Obwohl dieses wegen schlechten Wetters vom Pfarrhof St. Andreas in den Pfarrsaal verlegt werden musste, kamen etwa 100 Personen. „Wir waren positiv überrascht”, meint Reichart. Das eingenommene Geld fließt direkt in die Hilfsprojekte des Vereins. Aktuell unterstützt Eine Welt Kirchheim jeweils ein Schulprojekt in Uganda und in Haiti: Bildung ist ein wichtiger Faktor gegen Armut. Vorrangiges Ziel des Vereins ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

Ernteausfälle und kriminelle Banden

Wie so viele Vereine hat auch Eine Welt Kirchheim unter der Corona-Pandemie gelitten. Die regelmäßigen Veranstaltungen konnten längere Zeit nicht stattfinden, der Einkauf in den kleinen Läden wurde erschwert. „Wir haben vorübergehend auf Lieferservice umgestellt”, erzählt Julia Pirzer. Besonders schwer betroffen waren und sind von den aktuellen Krisen jedoch die Menschen, die der Verein unterstützen möchte. Im ostafrikanischen Uganda hat die Pandemie mit ihren Einschränkungen zahlreiche kleinere Unternehmen in die Pleite getrieben – das zarte Wirtschaftswachstum wurde so massiv eingebremst. Der Ukraine-Krieg wiederum hat für ausbleibende Getreidelieferungen und steigende Preise gesorgt. Dazu wirkt sich der Klimawandel auf dem afrikanischen Kontinent mit Flutkatastrophen oder langen Trockenperioden besonders gravierend aus. Durch ausgefallene oder schlechte Ernten stehen viele Familien, die oft Selbstversorger sind, buchstäblich vor dem Nichts. Auch in Haiti ist die Lage kritisch: Das Land auf der Karibikinsel Hispaniola wird immer wieder von heftigen Wirbelstürmen und Erdbeben getroffen. Die politische Situation ist äußerst instabil: In der Hauptstadt Port-au-Prince terrorisieren kriminelle Banden die Bürger durch Gewalt und Entführungen, viele haben die Flucht ergriffen. Fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner des Landes leidet laut den Vereinten Nationen unter akutem Hunger.

Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern

Über 30 Jahre nach seiner Gründung 1991 scheint die Arbeit des Eine-Welt-Vereins also wichtiger denn je. Bei ihren Projekten setzen die Kirchheimer auf Kooperationen mit langjährigen Partnern vor Ort. Ansprechpartner wie Pater Thomas C. Varghese aus Uganda sind gelegentlich zu Besuch in Kirchheim, berichten dann von der Situation in ihren Ländern. Umgekehrt packen manche der insgesamt 100 Vereinsmitglieder bei Einsätzen in Haiti oder Uganda selbst vor Ort mit an. Die Reisen finanzieren sie dabei aus eigener Tasche, ebenso sind die Mitarbeiter der Läden ehrenamtlich und ohne Vergütung tätig. Schließlich sollen möglichst alle Einnahmen des Vereins für die Hilfsprojekte verwendet werden.
Um auf sich aufmerksam zu machen, haben mehrere Dachorganisationen des fairen Handels eine „Faire Woche” ins Leben gerufen, an der sich auch der Kirchheimer Verein beteiligt: Wer vom 15. bis 29. September in den Eine-Welt-Läden in Kirchheim und Heimstetten ein Päckchen Kaffee oder Tee kauft, erhält einen Gutschein für eine Tasse Heißgetränk im Café Peteranderl. Dieses veranstaltet der Eine-Welt-Verein traditionell zum Räterfest im Pfarrsaal St. Peter, heuer am Sonntag, 8. Oktober, von 14 bis 16 Uhr.

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