Das Zitat „Gott ist tot!“ stammt aus der Feder Friedrich Nietzsches und findet sich in seinem Werk „Und dann sprach Zarathustra“. Darauf Bezug nehmend veranstaltet die evangelisch-lutherische Auferstehungskirche (Gollierstraße 55) eine künstlerische Aktion vor Ostern. Unter dem Titel „Gott ist tot“ sollen sinnbildlich das Dilemma und die Schwierigkeiten im Umgang mit Religion im aktuellen Kontext aufgezeigt werden. Dafür werden in der Kirche nacheinander fünf symbolhafte Bauelemente in einem performativen Akt mit schwarzen Tüchern verhüllt. Das Taufbecken (als Symbol für Wasser/ Leben), die Kanzel (steht für das Wort), das Kreuz (Tod und Verklärung) an der Ostseite, das Bild vom Abendmahl (Gemeinschaft) hinter dem Altar sowie der Altar selbst (symbolisiert das Opfer aber auch die Beziehung von Gott und Mensch)sollen nacheinander den Schleier tragen.
„Der Pfarrerssohn Nietzsche sah im Christentum seiner Zeitepoche eine sinnentleerte und lebensfeindliche Religion und haderte Zeit seines Lebens mit der von falschen Moralvorstellungen geprägten Kirche“, erklärt Pfarrer Bernd Berger von der Auferstehungskirche. „Im Gegensatz dazu beschäftigte er sich mit den alten Religionen der antiken Welt und sah darin die Wurzeln für einen neuen Humanismus.“ Im Kontext enthält das Zitat von Nitzsche aber mehr als nur den Ausspruch „Gott ist tot“. Dort heißt es: „Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet.“
Mehr denn je sei die Diskussion über ein gelebtes Christentum aktuell. Durch die Verhüllung und abschließende Enthüllung der fünf Elemente, will die Auferstehungskirche zur Überlegung und zur Diskussion anregen. Was passiert mit dem Kirchenraum, was passiert mit uns, wenn diese symbolhaften Elemente verhüllt und dadurch temporär nicht mehr vorhanden/erlebbar sind? Wie gehen wir mit dem Verlust um? Ist Gott tot? Kommen wir vielleicht dadurch zu einer anderen, neuen Erfahrung?
Teil des Kunstprojekts sind neben der Verhüllung der Elemente Performances bzw. Wort- und Klangaktionen. Die performativen Aktionen finden an den folgenden Dienstagen statt: 29. März (mit Chossys Wunderkammermusik), 5. April und am Karfreitag, 15. April 2022 (mit Anna Rehker am Cello) jeweils um 19 Uhr.
Erst in der Osternacht werden in einem umgekehrten Prozess die Verhüllungen wieder entfernt, Kanzel und Altar wieder freigelegt. Die Kirche ist dann wieder vollständig.