Nach dem Ausscheiden von Chris Unterberg als Trainer der 1. Herrenmannschaft der DJK Pasing konnten die Verantwortlichen um Edi Ayerle mit Beppo Gutsmiedl einen langjährigen Pasinger für den Trainerposten gewinnen. Der 24-jährigeSportwissenschaftler und A-Lizenz-Inhaber übernimmt ab 1. Juli das Kommando beiden Herren. Er sprach mit Johannes Beetz über seine neue Aufgabe.
Sie haben bislang die U 17 in Ingolstadt trainert. Warum sind sie weg von den Schanzern?
Beppo Gutsmiedl: Beim FC Ingolstadt war ich fest angestellt und hatte / habe eine tolle Zeit mit super Kollegen. Nachdem ich im März das Staatsexamen (Sport und Wirtschaft) geschrieben hatte, musste ich mich entschieden, ob ich ins Referendariat gehe - und daneben kann man nicht mehr hauptangestellt als Trainer arbeiten. Mein Vertrag bei den Schanzern läuft zum 30. Juni 2022 aus.
Das mit dem Referendariat war eine Kopfentscheidung, da es mittel- bis langfristig gesehen einfach das Sinnvollste ist. Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, in einigen Jahren nur im Fußball zu arbeiten.
Was unterscheidet das Training mit Junioren von dem mit Herren?
Beppo Gutsmiedl: Ich habe von U16 bis U21 beim TSV 1860 München und dem FC Ingolstadt 04 in den letzten Jahren alles trainiert - als Trainer und Co-Trainer. Bei Burghausen war ich dann unter Wolfgang Schellenberg Co-Trainer in der Regionalliga-Mannschaft. Bei den Herren ist es einfach athletischer und kampfbetonter als im Jugendfußball, wo deutlich mehr Wert gelegt wird auf eine gute und solide technische Grundausbildung.
Bei den Jugendmannschaften passieren natürlich noch deutlich mehr Fehler als im Herrenbereich und man hat es mit Menschen zu tun, die auf dem Sprung ins „richtige Leben” stehen.
Sie haben Sport und Wirtschaft studiert – und am Anfang auch Mathe. Ist Sport und Mathe eine Kombination, die ein besonderes Händchen für Taktik verspricht?
Beppo Gutsmiedl: Mathe war in der Schule mein Lieblingsfach. Wenn man komplexe Probleme lösen möchte, braucht man immer eine Taktik oder Strategie. Ich bin ein organisierter Mensch und mir macht es großen Spaß, im Fußball Strategien zu entwickeln.
Die DJK Pasing bezeichnen Sie als Ihren „Herzensverein“ und „geilsten Club der Welt“. Warum ist sie das?
Beppo Gutsmiedl: Ich bin nur 500 Meter entfernt vom DJK-Gelände aufgewachsen und habe dort mit vier, fünf Jahren das Fußballspielen angefangen. Ich war jede Minute meiner Freizeit dort und später jahrelang Jugendtrainer. Es gibt einen starken Zusammenhalt mit allen Leuten, die dort sind, und ich habe im und durch den Verein unfassbar viel Unterstützung auf meinem Lebensweg erfahren. Es macht Spaß, dort zu sein und Zeit mit meinem Hobby und meinen Freunden zu verbringen.
Was ist Ihre erste Erinnerung an die DJK?
Beppo Gutsmiedl: Als Kind wollte ich zunächst gar nicht Fußballspielen, aber zum Glück hat es mein Vater doch geschafft, mich für den Fußball zu begeistern. Vom ersten Training an hat es großen Spaß gemacht - begonnen habe ich unter dem Herrn Höllinger, welcher einen unfassbar guten Draht zu uns Kindern hatte.
Wie schnell haben sie sich für die Unterschrift bei Pasing entscheiden? Mussten sie lange überlegen?
Beppo Gutsmiedl: Chris Unterberg hat wirklich einen Top-Job gemacht. Ich hatte damals und schon vor einigen Jahren mit ihm Kontakt und war begeistert, als er die Erste Mannschaft übernommen hat. Aus beruflichen Gründen musste er aufhören.
Edi hat sich bereits Anfang des Jahres bei mir gemeldet und es gab einige Gespräche. Für mich machte letztlich nichts anderes Sinn, als zu meinem Heimatverein zu kommen, wenn ich nicht hauptberuflich im Fußball arbeite. Ich habe richtig Bock, in Pasing etwas zu bewegen.
Abteilungsleiter Edi Ayerle nennt Sie „einen absoluter Glücksfall für den Verein“. Setzt Sie das unter Druck oder gehen sie eher gelassen an die neue Aufgabe heran?
Beppo Gutsmiedl: Es ist eine große Ehre, wenn Edi mich so betitelt. Alle bei der DJK kennen mich von klein auf und seit 20 Jahren. Ich denke, dass ich hier und von allen Verantwortlichen das vollste Vertrauen genieße und keiner wird mir den Hals umdrehen, wenn ich mal ein Spiel verliere. Ich kann hier im Verein einfach allen vertrauen. Ich spüre keinen Druck, ich freue mich einfach auf die Aufgabe, die wir gemeinsam und als Team anpacken werden.
Welche Ziele haben Sie sich und dem Team für die nächste Saison gesetzt? Gibt es ein Minimalziel?
Beppo Gutsmiedl: Ich persönlich und mit meiner Mannschaft strebe immer nach dem Maximalen. Man muss natürlich sehen, was die Bedingungen und der Kader hergeben. Edi und ich haben das klare Ziel, oben mitzuspielen und anzugreifen, die Planungen und Gespräche laufen hier auf Hochtouren. Wir waren im Winter schon an den Relegationsplätzen dran, haben dann aber eine nicht so gute Rückrunde gespielt. Aufstieg oder nicht – das hängt immer von vielen Faktoren ab. Ich möchte aber keiner sein, der hier und in Pasing die Kreisliga verwaltet.
Die Saison endet jetzt im Mai, sie war von Corona geprägt. Wird die nächste befreiter, intensiver?
Beppo Gutsmiedl: Ich gehe stark davon aus, dass einer sorgenfreieren Saison nichts im Weg steht. Wir freuen uns doch in allen Bereichen, dass man wieder unbeschwerter leben kann. Dass heißt natürlich nicht, dass sich keiner mehr anstecken kann. Damit wird man leben müssen und zurechtkommen können.
Als Trainer freut man sich vielleicht noch mehr über einen Sieg als die Spieler – und Niederlagen schmerzen womöglich auch viel mehr. Wie geht man mit Niederlagen um? Da ist Sport ja ein Schule fürs Leben.
Beppo Gutsmiedl: Niederlagen gehen mir persönlich sehr nahe, da ich einfach als Trainer dafür verantwortlich bin und die Schuld bei mir selbst suche. Das hätte ich früher nie gedacht. Die letzten Jahre haben mich da extrem geprägt.
Wenn man ein wichtiges Spiel verliert, erlebt man schwere Nächte und Tage, denn man investiert ja einfach unglaublich viel in diesen Sport. Jeder muss für sich lernen, wie er damit umgeht. Da gibt’s kein „richtig“ oder „falsch“.
Manche können direkt nach einem Spiel abschalten – ich nicht. Ich denke über ein Spiel auch danach immer noch ein, zwei Tage sehr viel nach. Wenn das nicht so wäre, hätte man kein Feuer mehr, dann müsste man doch gleich aufhören.
Haben Sie ein Vorbild als Trainer?
Beppo Gutsmiedl: Vier, fünf Profi-Trainer faszinieren mich sehr, jeder hat seinen eigenen Stil und diesen will ich auch für mich kreieren.
Zum Beispiel fasziniert mich Diego Simeone, da er mit scheinbar unterlegenen Mannschaften sehr viele Spiele mit einer eigenen Identität für sich entscheidet. Darüber hinaus bin ich fasziniert von Jose Mourinho, der einfach unfassbar viele Titel geholt hat, oder von Julian Nagelsmann, der sehr jung und in einem ähnlichen Alter wie ich bei 1860 als Jugendtrainer angefangen hat.
Ich selbst habe einfach unfassbar viel gelernt von Wolfgang Schellenberg (aktuell Akademieleiter in Klagenfurt) beim TSV 1860 und in Burghausen, den ich als Mentor und Förderer von mir bezeichnen würde, sowie von Roberto Pätzold beim FC Ingolstadt, dem ich ebenfalls sehr viel zu verdanken habe.
Wer wird in der nächsten Saison Ihr Lieblinsgegner?
Beppo Gutsmiedl: Ich freue mich besonders auf die direkten Nachbarschaftsduelle mit Laim oder der TSG. Diese kleinen Derbys finde ich cool. Ich freue mich, dort auf alte Weggefährten zu treffen.
Trainer sind wie Puzzlespieler: Sie müssen die richtigen Dinge an den richtigen Stellen zum richtigen Zeitpunkt zusammenbringen. Jeder Spieler hat ein körperliche Stärke – wie Sie den „starken linken Fuß“. Was braucht’s daneben noch, damit man ein guter Fußballer ist?
Beppo Gutsmiedl: Sechs Dinge sind für mich für einen starken Spieler, der in den jeweiligen Ligen den Unterschied macht, entscheidend: Athletik, Technik, Taktik, Spielintelligenz, Trainings- und Spielleistung und die Persönlichkeit. Diese sechs Talentkriterien entscheiden für mich, wie weit es ein Spieler schaffen kann.