Veröffentlicht am 11.07.2022 16:11

„Sie bewegen und verändern etwas in unserer Gesellschaft zum Besseren”


Von Johannes Beetz [job] (johannes.beetz@muenchenweit.de, job)
SPD-Bezirksrätin Helga Hügenell und SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzender Florian von Brunn (beide links) mit Wolfram Kastner (Dritter von links) und den Preisträgern der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco. (Foto: SPD)
SPD-Bezirksrätin Helga Hügenell und SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzender Florian von Brunn (beide links) mit Wolfram Kastner (Dritter von links) und den Preisträgern der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco. (Foto: SPD)
SPD-Bezirksrätin Helga Hügenell und SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzender Florian von Brunn (beide links) mit Wolfram Kastner (Dritter von links) und den Preisträgern der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco. (Foto: SPD)
SPD-Bezirksrätin Helga Hügenell und SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzender Florian von Brunn (beide links) mit Wolfram Kastner (Dritter von links) und den Preisträgern der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco. (Foto: SPD)
SPD-Bezirksrätin Helga Hügenell und SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzender Florian von Brunn (beide links) mit Wolfram Kastner (Dritter von links) und den Preisträgern der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco. (Foto: SPD)

Ganz nach der Chuzpe von Franz Xaver Krenkl und seinem Ausruf „Wer ko, de ko!” ehrte die SPD heuer den Aktionskünstler Wolfram Kastner und die Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco für ihr ehrenamtliches Engagement und Zivilcourage mit ihrem Krenkl-Preis. Der SPD-Landtagstimmkreis Giesing richtet die Verleihung aus, die von Hans Well und den Wellbappn umrahmt sowie von Bezirksrätin Helga Hügenell moderiert wurde.

„Unsere Preisträger sind engagierte Kämpfer:innen für soziale Demokratie, für Offenheit und Freiheit”, würdigte MdL Florian von Brunn die Geehrten, „sie bewegen und verändern etwas in unserer Gesellschaft zum Besseren, ganz praktisch, mutig und tatkräftig zugleich – Wer ko, der ko!”

Schicksale in die Gegenwart bringen

Wolfram Kastner führt seit 1994 regelmäßig Aktionen und Kunstprojekte zur Erinnerung an die deutsche Vergangenheit und zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit durch, ab 1995 kamen Aktionen und Kunstprojekte zur Erinnerung an verfolgte jüdische Menschen in Deutschland und Österreich sowie zur Reflektion der NS-Geschichte dazu, erinnerte von Brunn. „Kastner kämpft mit künstlerischen Interventionen und Aktionen für eine Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit und gegen die Persistenz von Nazitum und falscher Heldenverehrung, er kämpft für Demokratie und Toleranz, für eine Geschichte aus radikal demokratischer und freiheitlicher Perspektive und für gemeinsames Erinnern aus der Perspektive der Opfer”, so der SPD-Vorsitzende. Kastner verhindere, dass „Gras über die Geschichte wächst“ und bringe das Schicksal dieser Menschen, die da gelebt haben, wo wir heute auch leben, in die Gegenwart. So ergänze er die kollektive Erinnerung.
Von Brunn wies u.a. auf das Bemühen Kastners und seiner Mitstreiter im Verein „Das andere Bayern” um eine angemessene Würdigung Kurt Eisners hin. Der erste Ministerpräsident eines demokratischen Bayerns - ein Pazifist und demokratischer Sozialisten - werde von der offiziellen Politik und „Hofgeschichtsschreibung” vielfach missachtet und übergangen, kritisierte von Brunn.

Praktisches Zeichen gegen Engstirnigkeit

Das Bellevue di Monaco ist ein Wohn- und Kulturzentrum für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge und interessierte Münchner in der Müllerstraße 2 bis 6. Entsprungen sei das Projekt aus zwei verschiedenen Quellen: zum einen ist der Wohnungsnot in München und zum anderen der Diskussion über leerstehende Wohnungen und Häuser der Stadt, so von Brunn. Bellevue die Monaco wurde im März 2015 als Sozialgenossenschaft gegründet. 2016 verpachtete die Landeshauptstadt die Häuser an der Müllerstraße für die nächsten 40 Jahre an die Sozialgenossenschaft. Danach erfolgte die Sanierung; seit 2018 bietet das Bellevue etwa 40 Menschen Unterkunft und ist mit Beratungsangeboten, Veranstaltungsräumen und einem großen Kulturprogramm „ein Ort für Debatten über wichtige Themen wie Flucht und Migration, Ausgrenzung und Einwanderung, Extremismus und Populismus in dieser Stadt”, würdigte von Brunn die Geehrten.
„Sie setzen damit ein wichtiges politisches Zeichen gegen Rassismus und Engstirnigkeit und für ein tolerantes und weltoffenes München.” Die Genossenschaft zeige tagtäglich, wie man Menschlichkeit und Offenheit ganz praktisch in die Tat umsetzen kann – und wie man existierende Strukturen und Gebäude für einen sozialen Zweck sinnvoll nutzen kann – ohne große Planungen und Bürokratie.

Zuletzt 2015 verliehen

Die SPD München-Süd zeihnet mit ihrem „Krenkl-Preis” seit 1990 Menschen aus, die sich mit Mut und Hartnäckigkeit gegen die Obrigkeit durchsetzen. Zuletzt wurde der Preis 2015 vergeben. Damals ehrte die SPD den Rechtsanwalt Werner Dietrich und den Journalisten Ulrich Chaussy, die jahrzehntelang kämpften, damit das Oktoberfest-Attentat von 1980 nicht als das Verbrechen eines Einzeltäters ad acta gelegt wird.

Woher kommt's?

Die SPD im Münchner Süden erinnert mit dem Krenkl-Preis an Franz Xaver Krenkl (1780-1860): Der Münchner Rennstallbesitzer erlangte Berühmtheit, als er die Kutsche von Kronprinz Ludwig im Englischen Garten überholte. Als der Kronprinz ihn mit den Worten „Weiß er nicht, dass das verboten ist?“ ermahnte, gab Krenkl nur sein „Majestät, wer ko, der ko!” zurück. Dieser Ausruf wurde zum geflügelten Wort für Zivilcourage.

Bisherige Preisträger

Die Preisträger der letzten Jahre:
2013 Hans Well
2012 Michael Lerchenberg
2010 Konstantin Wecker und Malte Pennekamp (Sprecher der bayerischen „Studierendenvertretungen”)
2009 Klaus Hahnzog, Hartmut Wächtler und Hedwig Krimmer (Bündnis für Versammlungsfreiheit Bayern)
2008 Jutta Speidel
2007 Marianne Koch
2006 Ruth Drexel
2004 Elisabeth und Günther Hölzl
2003 Miroslav Nemec
2002 Doris Gronegger (Verein für selbständiges Leben)
2001 Klasse 6d des Luise-Schroeder-Gymnasiums.

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