Das Westend soll in der Schießstättstraße 22 eine neue Bibliothek bekommen. Trotz unterschiedlicher Auffassungen über den neuen Standort haben die Abgeordneten des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) das Konzept des Kulturreferates akzeptiert. Überraschend sagte auch der Vorsitzende des Gremiums, Ludwig Wörner (SPD), bei der jüngsten Sitzung „Ja” zum neuen Standort. Er hatte vehement dafür gefochten, die beliebte Bücherei in der Schrenkstraße in ihrem Umfeld zu belassen, sie nicht an den Rand des Viertels zu drängen. Der BA-Vorsteher: „Bei etwas gutem Willen hätte man die Sozialregion zusammenhalten können.“ Doch nun sei es wie es sei. „Das Thema ist durch. Es wäre Käse jetzt anders zu entscheiden.“
Zuvor hatte der Geschäftsführer der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS), Helmut Steyrer, von Wörner in die Diskussion gebrachte Standorte verworfen. Steyrer: „Nach eingehender Prüfung halten wir ausschließlich den Standort in der Schießstättstraße für geeignet.“ Dort gebe es eine genügend große zusammenhängende Fläche. Das Areal sei erschlossen und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Was das Raumprogramm betreffe, erklärte Steyrer, komme die MGS – sie wird das Gebäude errichten – mit zwei Geschossen aus. Die neue Bibliothek werde 600 Quadratmeter Nutzfläche umfassen. Das sei doppelt so viel Platz, wie sie jetzt habe.
Im sanierungsbedürftigen Gebäude in der Schrenkstraße ist neben der Bücherei auch das Multikulturelle Jugendzentrum untergebracht. Wegen des mangelhaften Schallschutzes kommt es deshalb immer wieder zu Konflikten zwischen den Nutzern beider Einrichtungen. Auch deshalb meint Steyrer: „Der jetzige Standort hat keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten.“ Andere Grundstücke der MGS im Umfeld der jetzigen Bibliothek hält Steyrer, der sich mit dem Leiter der Münchner Stadtbibliotheken, Werner Schneider, abgestimmt hat, für nicht geeignet. „Das denkmalgeschützte Haus in der Westendstraße 74 hätte bei einem Umbau völlig entkernt werden müssen“, so Steyrer. Auf dem sich anschließenden Grundstück werde ein Neubau für genossenschaftliches Wohnen errichtet werden. Für das Objekt in der Landsberger Straße 55 sei bereits eine andere Nutzung vorgesehen. „Dort entsteht ein Neubau mit drei Baukörpern für Demenz-Wohngemeinschaften.“ Das Grundstück in der Landsberger Straße scheide unter anderem schon deshalb aus, weil der Neubau einer Bibliothek viergeschossig hätte geplant werden müssen. Der MGS-Chef: „Das schließt sich von vornherein aus, denn wir brauchen Barrierefreiheit.“ Schließlich könne auch auf dem Grundstück in der Tulbeckstraße 7 a keine neue Bücherei entstehen, weil es keine großen zusammenhängenden Flächen aufweise.
„Das ist ein wahnsinniger Schritt nach vorn, dass wir jetzt eine hochwertige Bibliothek bekommen“, freut sich die Vorsitzende des Unterausschusses Kultur, Sarah Seeßlen (Grüne). Als positiv wertet sie ebenso, dass die Jugendarbeit ausgeweitet werden könne, weil das Sozialreferat das Gebäude in der Schrenkstraße später übernehme. Seeßlen: „Ich finde das Konzept sehr schlüssig.“ Ihr Fraktionskollege Daniel Günthör gewinnt der neuen Situation gleichfalls nur Gutes ab. „Das Raumangebot verdoppelt sich, Einkaufszentren sind in der Nähe und auch der Weg zum Neubaugebiet an der Alten Messe ist kürzer.“ Er ist sich sicher: „Dadurch wird die Bibliothek neue Kunden gewinnen.“ Die Grüne Anja Kaiser ergänzte: „Der Bereich wird durch die Bibliothek aufgewertet.“ Anders als Wörner, der bei der Diskussion beklagt hatte, die ehemals gute Zusammenarbeit des BA mit der alten Führung der MGS sei dahin, sprach sich die Fraktion der Grünen der MGS gegenüber anerkennend aus. „Sie haben gute Arbeit geleistet. Wir bedanken uns als Fraktion.“ Aus dem vom BA zur Diskussion gestellten Fußweg von der Parkstraße zur neuen Bücherei in der Schießstättstraße wird nichts werden. Steyrer: „Wir haben das geprüft. Das sind private Grundstücke. Es besteht wenig Bereitschaft bei den Eigentümern, uns entgegenzukommen.“