1. November 1970: Drei junge Enthusiasten in orangefarbenen Overalls steigen in einen nagelneuen Hubschrauber vom Typ BO 105. Per Funk melden sie: „Christoph 1 einsatzklar“. Ihre Mission: Menschenleben retten, wenn jede Sekunde zählt. Es war die „Stunde Null“ der schnellen Hilfe durch Hubschrauber in Deutschland. 38 Jahre später bekommt Christoph 1 am Klinikum München-Harlaching ein neues Heim: Nach zwölfmonatiger Bauzeit ist ein Luftrettungszentrum entstanden, das modernsten Anforderungen entspricht. „Mit der Eröffnung geht der Geburtsort der Luftrettung in Deutschland in eine zweite Ära“, sagte ADAC-Vizepräsident Werner von Scheven bei einer Feierstunde anlässlich der Hangareinweihung.
Auf rund 800 Quadratmetern bietet der Neubau alles für einen zeitgemäßen Flugbetrieb. Herzstück ist die großzügige Hubschrauberhalle mit Unterstellkapazitäten für eine zweite Maschine. Besonderheit von Christoph 1: Als einer von bundesweit drei ADAC-Hubschraubern ist der Münchner Helikopter vom Typ BK 117 mit einer Seilwinde zur Patientenbergung in den bayerischen Alpen ausgerüstet. In separaten Schulungs- und Seminarräumen können sich die Crews intensiv auf die Bergrettungseinsätze vorbereiten, die ein Höchstmaß an Konzentration und Routine abverlangen. Darüber hinaus verfügt die neue Station über ausreichend Ruheräume sowie eine Hygiene- und Desinfektionseinheit nach den aktuellen Standards der Notfallmedizin. Insgesamt 27 Notärzte, sieben Rettungsassistenten, drei Bordtechniker und drei Piloten arbeiten im turnusgemäßen Wechsel auf der Station. Für den Neubau hat die gemeinnützige ADAC-Luftrettung 2,4 Millionen Euro investiert.
Was als Probelauf im Jahr 1968 begann, hat sich in Deutschland zum größten Rettungsdienst im Bereich Luftrettung entwickelt. Jedes Jahr fliegt die gemeinnützige ADAC-Luftrettung mehr als 30 000 Einsätze. Im Jahr 2006 waren es sogar 39 000. Mit der Indienststellung des ersten zivilen und ständig einsatzbereiten Rettungshubschraubers Christoph 1 am 1. November 1970 in München-Harlaching initiierte der ADAC den Ausbau des öffentlich-rechtlichen Luftrettungsdienstes. Heute ist der ADAC an 32 Stationen in Deutschland mit insgesamt 44 eigenen Rettungs- und Intensivhubschraubern vertreten. Dazu gehören auch eine Station in Suben/ Österreich, die der Automobilclub zusammen mit dem ÖAMTC betreibt sowie eine Station in Groningen/ Niederlande. Seit Gründung des Luftrettungsdienstes gab es in Deutschland insgesamt weit mehr als 1,2 Millionen Rettungsflüge. Über 850 000 Menschen erhielten dadurch nach Unfällen oder Erkrankungen im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder zu Hause schnelle Hilfe.
Tag für Tag, von 7 Uhr morgens bis Sonnenuntergang, sind die Rettungsteams im weltweit dichtesten Luftrettungsnetz einsatzbereit. In weniger als zwei Minuten nach dem Alarm heben die Maschinen ab. Der Einsatzradius beträgt in der Regel 50 Kilometer. Die Alarmierung erfolgt über die nächstgelegene Rettungsleitstelle. Der wesentliche Vorteil eines Rettungshubschraubers ist seine Geschwindigkeit. Außerdem ist er unabhängig von Straßenverläufen, Verkehrsstaus oder topografischen Begrenzungen. Er bringt Notarzt und Rettungsassistent auf schnellstem Wege zum Verletzten. So gewinnt das Rettungsteam kostbare Zeit, die in vielen Fällen über Leben oder Tod entscheidet.
Ein Hubschrauber ist mit allem ausgerüstet, was der Arzt zur Notfallbehandlung braucht: Sauerstoff- und Beatmungseinheit, EKG-Gerät, Defibrillator, Vakuum-Matratze. Er bietet außerdem Raum für die Aufnahme von bis zu zwei Patienten, die er in kürzester Zeit in Spezialkliniken transportieren kann. Die ärztliche Behandlung wird während des Fluges fortgesetzt, so dass für den Patienten kein Transportrisiko besteht. Die Besatzung der Rettungshubschrauber, alle mit Namen Christoph, sind in der Regel mit einem Piloten, einem Notarzt und einem Rettungsassistenten besetzt. Hubschrauber, die wie Christoph 1 zusätzlich mit einer Rettungswinde ausgerüstet sind, haben immer auch einen Techniker mit an Bord. Seine Aufgabe besteht darin, die Winde zu bedienen und den Piloten bei einem Flugmanöver zu dirigieren. Darüber hinaus ist er während des Windeneinsatzes verantwortlich für die Sicherheit an Bord.