Veröffentlicht am 17.02.2009 11:15

„Interessen der Bürger vertreten!“


Von LS
„Dieses Bad ist nicht zu retten, weil es politisch nicht gewollt ist.“ Peter Krahl (SPD), Mitglied der Bad Allach AG, spricht vielen Allacher und Untermenzinger Bürgern aus der Seele. (Foto: ls)
„Dieses Bad ist nicht zu retten, weil es politisch nicht gewollt ist.“ Peter Krahl (SPD), Mitglied der Bad Allach AG, spricht vielen Allacher und Untermenzinger Bürgern aus der Seele. (Foto: ls)
„Dieses Bad ist nicht zu retten, weil es politisch nicht gewollt ist.“ Peter Krahl (SPD), Mitglied der Bad Allach AG, spricht vielen Allacher und Untermenzinger Bürgern aus der Seele. (Foto: ls)
„Dieses Bad ist nicht zu retten, weil es politisch nicht gewollt ist.“ Peter Krahl (SPD), Mitglied der Bad Allach AG, spricht vielen Allacher und Untermenzinger Bürgern aus der Seele. (Foto: ls)
„Dieses Bad ist nicht zu retten, weil es politisch nicht gewollt ist.“ Peter Krahl (SPD), Mitglied der Bad Allach AG, spricht vielen Allacher und Untermenzinger Bürgern aus der Seele. (Foto: ls)

Das Allacher Bad und kein Ende. Seit das Referat für Arbeit und Wirtschaft Ende des vergangenen Jahres eine Beschlussvorlage zur endgültigen Schließung des Allacher Sommerbades vorgelegt hat, wird über die Zukunft der Freizeitoase diskutiert. Nachdem die Entscheidung in die Februarsitzung vertagt wurde, fasste der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft gegen die Stimmen von CSU, FDP und Linke am 10. Februar folgenden Beschluss: Die Stadtwerke München (SWM) bauen das Sommerbad Allach vollständig zurück und verkaufen das Gelände an die Stadt München. Das Baureferat realisiert eine öffentliche Grünflächen mit Spiel- und Liegewiesen und legt einen Seitenarm der Würm an. Auch Stadtrat Christian Müller (SPD) hatte sich für die Schließung des Bades ausgesprochen – zum Unmut der Mitglieder des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), die gemeinsam mit vielen Bürgern bis zuletzt für einen Erhalt des Bades gekämpft haben.

In der vergangenen Sitzung des BA 23 kam es zur Auseinandersetzung mit Stadtrat Müller. Als Erster machte Christoph Kubuschok (CSU) seinem Ärger Luft: „Ich verstehe Ihr Verhalten nicht. Ich erwarte von Ihnen als Vertreter von Allach-Untermenzing, dass Sie die Interessen der Bürger vertreten!“ Er findet es „unverständlich, wie man ein 80-jähriges Schwimmbad, dass von den Bürgern aufgebaut wurde, kaltschnäuzig schließen will.“ Die „Planer und Politiker“, die im Wirtschaftsausschuss über die Zukunft des Bades entschieden haben, hätten kein Herz für die Bürger. „Es ärgert mich zutiefst, dass sich ein Stadtrat, der für den Münchner Westen zuständig ist, so verhält“, so Kubuschok.

„Entscheidung nicht leicht gemacht“

„Ich tue dies nicht mit Freude“, sagte Christian Müller über seine Entscheidung gegen das Allacher Sommerbad, die er unter anderem auf Hygienebedenken zurückführt. „Wie soll künftig im Allacher Bad ohne größere Investitionen die notwendige Hygiene gewahrt werden?“, fragt sich der SPD-Stadtrat. Die Dusch- und WC-Container seien durchgerostet, eine wirklich hygienische Reinigung nicht mehr möglich. Müller fürchtet, dass die veralteten Filter- und Reinigungsanlagen einen möglicher Keimeintrag im Schwimmbecken nicht so schnell reinigen können und sich dadurch Kinder und andere Badegäste infizieren könnten. Christian Müller ist selbst Mitglied im Aufsichtsrat der Badbetreiberin Bad Allach AG, hält es jedoch „für nicht verantwortbar, dass die Bad Allach AG in derzeitiger, ehrenamtlicher Form den Betrieb aufrecht erhält.“ Müller: „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht.“

Als weiteren Grund für die Schließung des Bades führt Christian Müller ebenso wie das Wirtschaftsreferat in seiner Beschlussvorlage die gesunkenen Besucherzahlen auf. „Eine wirklich Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem Bad sieht wohl anders aus“, so der Stadtrat, der laut eigener Aussage selbst regelmäßiger Nutzer des Bades war und „dessen Familie gern und oft ins Bad gegangen ist“. Mit Lusssee, Langwieder See, Birkensee, Waldschwaigsee und Karlsfelder See habe das Allacher Bad zudem sechs Badeseen in der näheren Umgebung, „die mit dem Rad in 15 bis 30 Minuten erreichbar sind“. „Die Seen haben mit dem Bad-Klientel gar nichts zu tun!“, konterte Christoph Kubuschok. „Die Seen sind kalt, außerdem brauchen Kinder bis zehn Jahre und alte Leute Aufsicht.“ Das sieht auch Fritz Schneller (SPD) so: „Ich kann nicht im Mai im See baden – nur mit Neoprenanzug.“

„Kein Pappenstiel“

„Ich habe alle Rahmenbedingungen ernsthaft gewürdigt“, betonte Christian Müller. Nach deren Abwägung sei er zu dem Schluss gekommen, dass eine Schließung die beste Lösung sei. Vier Millionen Euro – so viel soll laut Gutachten der Stadtwerke die Sanierung des Allacher Sommerbades kosten – seien „kein Pappenstiel“. Dieses Gutachten, dass der Beschlussvorlage zu Grunde liegt, zweifelt der Vorstand der Bad Allach AG indessen an: „Wir werden umgehend ein eigenes Gutachten durch einen unabhängigen Gutachter erstellen lassen.“ Wenn dieser zu einem gleichen Ergebnis komme, sei die Sache natürlich zu Ungunsten der Bürgerinnen und Bürger von Allach entschieden. „Wir sind uns natürlich bewusst, dass, falls diese Berechnung richtig ist, ein Weiterbetrieb nicht möglich sein wird“, so der Vorstand.

Die BA-Vorsitzende Heike Kainz ist nach wie vor enttäuscht über die Argumentation im Fall Allacher Sommerbad: „Ich habe nur Argumente für den Abriss gehört, jedoch kein einziges für das Bad. Das erschüttert mich.“ Die Bürger hätten das Recht, dass auch einmal Geld für ihr Viertel ausgegeben werde. „Für Allach-Untermenzing wurden nie große Summen in die Hand genommen!“

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