Veröffentlicht am 20.06.2017 09:31

Der Graf von Berg


Von me
Der Schauspieler Gerd Anthoff (re) liest anlässlich der Oskar Maria Graf Festtage aus dessen Roman"Dorfbandit". Musikalisch begleitet wird er von Josef Brustmann. (Foto: Gemeinde Berg)
Der Schauspieler Gerd Anthoff (re) liest anlässlich der Oskar Maria Graf Festtage aus dessen Roman"Dorfbandit". Musikalisch begleitet wird er von Josef Brustmann. (Foto: Gemeinde Berg)
Der Schauspieler Gerd Anthoff (re) liest anlässlich der Oskar Maria Graf Festtage aus dessen Roman"Dorfbandit". Musikalisch begleitet wird er von Josef Brustmann. (Foto: Gemeinde Berg)
Der Schauspieler Gerd Anthoff (re) liest anlässlich der Oskar Maria Graf Festtage aus dessen Roman"Dorfbandit". Musikalisch begleitet wird er von Josef Brustmann. (Foto: Gemeinde Berg)
Der Schauspieler Gerd Anthoff (re) liest anlässlich der Oskar Maria Graf Festtage aus dessen Roman"Dorfbandit". Musikalisch begleitet wird er von Josef Brustmann. (Foto: Gemeinde Berg)

Die Gemeinde Berg ehrt einen ihrer größten Söhne, den Schriftsteller Oskar Maria Graf, mit einem mehrwöchigen Festival. Zum Anlass seines Todestages, der sich am 28. Juni zum 50-ten Mal jährt, finden von Dienstag, 27. Juni bis Sonntag, 16.Juli, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Filme und andere Veranstaltungen statt, die an den bekanntesten „Provinzschriftsteller“, wie er sich selbst in einem seiner Bücher nennt, erinnern. Natürlich war er alles andre als ein Dorfschreiberling. Bis heute zählt er zu den wenigen bayerischen Schriftstellern, deren schriftstellerisches Werk Weltrang erreichte und weit über die deutschen Sprachgrenzen hinaus gelesen wird.

Heimatloser Heimatdichter

Oskar Maria Graf, geboren am 22. Juli 1894 in Berg am Starnberger See, liebte seine Heimat Bayern mehr, als es ihm zuträglich war. Welche staatlichen Obrigkeiten auch immer gerade an der Macht waren, immer fanden sie Gründe, ihn für seine wache Haltung und die daraus resultierende kritische Beschreibung seiner Heimat und Mitmenschen zu strafen. Das Kaiserreich, für das er in den ersten Weltkrieg zog, sperrte ihn wegen Befehlsverweigerung ein, das Naziregime verbrannte seine Bücher und zwang ihn zur Flucht – nicht zuletzt wegen seiner jüdischen Lebensgefährtin - und sogar das frühe Nachkriegsdeutschland tat sich mit dem vermeintlichen Heimatschriftsteller schwer, der seine alte Heimat nach einem seiner späteren Besuche als „satt, arrogant und von einer literarischen und politischen Frechheit, die ankotzt” bezeichnete. Seiner Heimatliebe tat das jedoch keinen Abbruch. Stattdessen dokumentierte er seine innige Verbundenheit mit den bayerischen Wurzeln, indem er sogar im fernen New York noch tagtäglich seine Krachlederne trug und auch im Exil nimmer müde wurde, die vertrauten urigen Charaktere aus dem Heimatdorf zum Vorbild seiner Romanfiguren zu machen.

Der Graf kehrt heim

Verwurzelung und Entwurzelung, Sehnsucht und Verachtung sind daher auch die zentralen Themen der Ausstellung „Das Bier ist gut hier! – Oskar Maria Graf kehrt heim nach Berg“, die am Freitag, 27. Juni in der Galerie Wimmer eröffnet wird. Zur Vernissage, die zugleich Auftaktveranstaltung der Festwochen ist, liest Bürgermeister Rupert Monn Gedichte des hochverehrten Schriftstellers.

Auch dies ist bezeichnend für das gesamte Festivalprogramm. Alles was in Rathaus und Gemeinde Rang und Namen hat, scheint an der Organisation oder der Realisierung beteiligt zu sein. So wurde beispielsweise die Ausstellung, die sich durch bemerkenswerten Kenntnisreichtum und große Liebe zum Detail auszeichnet, von Katja Sebald und Dr. Andreas Ammer, selbst Schriftsteller, Regisseur und Gemeinderatsmitglied, konzipiert. Federführend verantwortlich für alles zeichnet sich die dritte Bürgermeisterin Elke Link. Sie alle wollen nur eines, nämlich mit den Festtagen ihren Oskar Maria endlich wieder zurück in seine Heimatgemeinde holen.

Annäherung

Neben der Ausstellung, die das Leben des Exilschriftstellers beleuchtet, wird vor allem sein Werk während der Festwochen vorgestellt und gewürdigt. Den Anfang machen hier bereits die Schüler der Oskar-Maria Graf-Grundschule, die sich im Rahmen der Projekttage mit ihrem Namenspatron beschäftigt haben und die Ergebnisse am Dienstag, 30, Juni während eines Tages der offenen Tür präsentieren. Auch die bildenden Künstler Bergs widmen ihre Ateliertage im Marstall am See (Mühlstraße), die ebenfalls am 30. Juni eröffnen und bis zum 5. Juli dauern, heuer ganz dem berühmten Dorfkind. Sehr aufschlussreich und daher besonders empfehlenswert ist ein Rundgang mit Katja Sebald, die zu „Menschen und Orten im Werk Oskar Maria Grafs“ geleitet. Die Dorfbegehung findet drei Mal, jeweils samstags um 16 Uhr statt. Lesungen aus dem Oeuvre des Meisters finden - zumeist mit musikalischer Begleitung - am 27. Juni (Rupert Monn, Gedichte), am 2. Juli (Gerd Anthoff, „Dorfbandit“) und am 16. Juli (Wowo Habdank, Das bayrische Dekameron) statt. Das abwechslungsreiche Berger Festprogramm, bietet somit die einmalige Gelegenheit den berühmten Heimatdichter, der fast die Hälfte seines Lebens weit weg von Zuhause verbrachte, näher kennenzulernen und an dem Ort zu begegnen, der ihm zeitlebens als sprudelnde Quelle seines Schaffens diente. Das komplette Programm der Festtage ist unter www. omg-berg.de nachzulesen. Dort können auch Tickets bestellt werden.

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