Über 15.000 Schaulustige wohnten am 17. Februar 2008 einem spektakulären Ereignis bei: Das Agfa-Hochhaus an der Tegernseer Landstraße wurde gesprengt. Kurz nach 12 Uhr war der markante 52 Meter hohe Turm Geschichte.
Was für viele Münchnerinnen und Münchner ein Aufbruch zu neuen Ufern war, war für manche langjährige Mitarbeiter von Agfa eher ein Grund zu trauern. „Die Neugierigen in der Tegernseer Landstraße haben gejohlt und geklatscht. Wir standen in der Weißenseestraße. Es war totenstill. Viele hatten Tränen in den Augen”, erzählt ein Mitarbeiter im 2011 veröffentlichten Dokumentarfilm „Zeitenwende in Giesing”, der die Entwicklung des Agfa-Areals vom Industriegelände zum heutigen Wohnviertel dokumentiert.
Für viele Angestellte des Film- und Kameraherstellers war der Gebäudekomplex in Obergiesing, der sogar über eigene Sportanlagen verfügte, zu einer zweiten Heimat geworden. 1927 hatte sich Agfa zwischen Tegernseer Landstraße und Untersbergstraße angesiedelt und dort bis zu 6000 Menschen beschäftigt, während des Zweiten Weltkriegs allerdings auch Zwangsarbeiterinnen. Nachdem die Gebäude zuletzt den modernen Anforderungen nicht mehr entsprachen und zudem über die Jahre der Flächenbedarf der Firma Agfa merklich zurückgegangen war, kam das Aus für den Standort.
Das rund 11 Hektar große Gelände wurde in der Folge komplett umgestaltet und so Teil eines „neuen Giesings”, das inzwischen weit mehr ist als ein traditionelles Arbeiterviertel. Wo früher die Industrie angesiedelt war, entstand ab 2011 das „Parkviertel Giesing” mit Wohnhäusern, Büros, Geschäften, ausgedehnten Grünflächen, Spielplätzen und einem eigenen Sozialbürgerhaus für Giesing. Weil die meisten Ortsansässigen das Areal „Agfa-Park” nennen, lebt der Name des Industriegiganten weiter.