Sie gilt als moderne Vorzeigeschule für ganz Bayern. Mit den Lernlandschaften bietet das neue Truderinger Gymnasium innovative Konzepte weg vom Frontalunterricht. Zum Schuljahr 2013 / 2014 begann der Unterricht an der für 1.000 Schüler konzipierten Schule mit halb gefülltem Haus.
Ein Gymnasium für Trudering
Truderinger Gymnasium Themenseite zum Bau und der Planung des Truderinger Gymnasiums, das im Jahr 2013 fertig sein soll
Der Südost-Kurier sprach mit Rektorin Susanne Asam über die ersten Monate im neuen Haus.
Südost-Kurier: Die ersten Monate sind vorbei wie läuft das neuen Gymnasium?
Susanne Asam: Viele engagierte Lehrer und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen helfen mit, dass unser »Schulschiff« das Trockendock verlassen konnte und langsam Fahrt aufnimmt. In vielen Bereichen sind wir schon sehr weit, in anderen Bereichen muss noch viel gearbeitet werden. Ich bemühe mich, deutlich zu machen, dass wir uns nicht überfordern dürfen und die Devise »volle Kraft voraus« sowohl die Mannschaft
als auch das Schiff überfordert.
Wie ist die Raumkapazität? Welche Ausblicke haben Sie für die kommenden Jahre?
Susanne Asam: Die Raumkapazität unterschreitet die Erwartungen. Sollte die Schule in den kommenden Jahren mehr als vierzügig belegt werden, sehe ich keine Möglichkeit, das pädagogische Konzept umzusetzen.
Wie viele Schüler und Klassen werden jetzt unterrichtet und mit welchen Fächerkombinationen? Was kommt noch später?
Susanne Asam: 540 Schüler werden momentan in 19 Klassen unterrichtet. Das Gymnasium Trudering führt die naturwissenschaftlich-technologische sowie die sprachliche Ausbildungsrichtung. Momentan denken wir darüber nach, im kommenden Schuljahr eine Streicherklasse einzurichten.
Wie sieht es aus beim Thema »Neues Lernkonzept?« Konnten Sie das schon komplett umsetzen und beginnen oder was entsteht erst? Was läuft anders als an klassischen Münchner Gymnasien?
Susanne Asam: Am Gymnasium Trudering sollen die Schüler sich eigenverantwortlich mit Lerninhalten beschäftigen. Dadurch werden zum einen Eigenverantwortung für den eigenen Lernweg gestärkt, zum anderen ist eine Individualisierung des Lernens möglich. Neu ist dies als Forderung nicht, neu in München ist allerdings, dass die Umsetzung der Forderung durch die Architektur unterstützt wird. Eigenverantwortlich wird am Gymnasium Trudering bereits gearbeitet. Vereinzelt wird außerdem mit einem Wochenplan gearbeitet: Das heißt, dass die Schüler sich selbst organisieren müssen, welche Inhalte sie wann erarbeiten oder üben müssen. Insgesamt werden wir hierbei immer wieder selbst überprüfen müssen, ob die Umsetzung unseren Erwartungen gerecht wird. Wirklich neu für
ein klassisches bayerisches Gymnasium ist, dass die Lehrkräfte in Jahrgangsstufenteam organisiert sind und in diesen Teams Schulentwicklung betrieben werden soll. Das heißt, dass gymnasiale Lehrkräfte nicht mehr nur Fächer unterrichten, sondern Kinder in Fächern.
Was bieten Sie über die reinen Schulfächer hinaus an?
Susanne Asam: Am Gymnasium Trudering gibt es ein reichhaltiges pädagogisches Nachmittagsangebot, das eine musische und künstlerische Ausrichtung besitzt. Zudem gibt es eine Kooperation mit FabLab, einer High-Tech-, 3D-Laser- und Modeling-Werkstatt eines Messestädter Informatikers. Dadurch können unsere Schüler den Umgang mit modernen Technologien kennenlernen. Daneben werden noch Fördermaßnahmen in einzelnen Unterrichtsfächern angeboten, die sich entweder mit Grundlagen beschäftigen oder den Schülern weiterführende Aspekte aufzeigen sollen. Außerdem wird für die Jahrgangsstufen 5 mit 7 eine offene Nachmittagsbetreuung angeboten. Drei Klassen werden als gebundene Ganztagsklassen geführt. Das Fahrten- und Exkursionskonzept soll die Kinder befähigen, selbst als Gruppe verantwortungsbewusst eine Fahrt durchzuführen. Zudem gibt es bereits einen Frankreichaustausch.
Was sind Ihre Pläne für die nächsten Jahre in Trudering?
Susanne Asam: Das pädagogische Schulkonzept soll weiter mit Leben gefüllt werden. Das Konzept definiert sich durch folgende Thesen: Schule ist Lebens- und Erfahrungsraum, Schule will erfolgreiches Lernen ermöglichen, Schule bemüht sich dem Einzelnen gerecht zu werden, Schule ist Gesellschaft im Kleinen, Schule ist selbst lernende Institution. Es wird darum gehen, das Konzept mit unterschiedlichen Maßnahmen umsetzbar zu machen. Dabei muss die gesamte Schulgemeinschaft mithelfen.
Die benachbarte Grundschule kämpft um Platz für ihre Mittagsbetreuung . Wären Räume bei Ihnen im Haus vorübergehend eine Option? Gibt es überhaupt eine Zusammenarbeit mit der Grundschule?
Susanne Asam: Die Rektorin der Grundschule an der Markgrafenstraße und ich haben ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben den Dialog über Kooperationsmöglichkeiten bereits begonnen. Sofern die Grundschule leere Räume brauchen kann, habe ich Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe signalisiert. Dauerhaft kann ich solche Räume aber nicht zur Verfügung stellen, es bliebe bei jährlichen Lösungen. Im Moment wäre noch Platz im Gymnasium vorhanden.
Baumängel in der Sporthalle bringen höchsten Lärmpegel. Auch die Außenanlagen werden noch gestaltet und bebaggert. Wie gut ist die neue Turnhalle aus Ihrer Sicht?
Susanne Asam: Die Sporthalle ist unser Sorgenkind, da die Raumakustik noch zu schlecht ist. Zurzeit habe ich die Halle für eine Dreifachbelegung gesperrt, da der Lärm mit drei Klassen in der Halle für Kinder und Lehrkräfte kaum erträglich ist. Die Bauleitung bemüht sich, die Akustik durch geeignete Maßnahmen zu verbessern. Nach den Weihnachtsferien werden wir sehen, wie viel Verbesserung die zu diesem Zeitpunkt bereits umgesetzten Maßnahmen bringen.
Was wäre noch auf Ihrer Wunschliste, wenn Sie eine haben dürften?
Susanne Asam: Momentan bin ich fast wunschlos glücklich. Die Akustik in der Turnhalle ist der Punkt, der verbesserungsbedürftig ist. Gott sei Dank wird bereits daran gearbeitet.
Was kommt ohnehin noch hinzu?
Susanne Asam: Die Lernflure werden noch ausgestattet werden. Sie sind die Zonen zwischen den Lernräumen, in denen Schüler eigenverantwortlich arbeiten können. Die Jahrgangsstufenteams haben bereits formuliert, welchen Ansprüchen aus ihrer Sicht das Mobiliar gerecht werden soll. Zudem wurde von der Stadt München versprochen, die Schule mit W-LAN auszurüsten. Dies wird Voraussetzung dafür sein, Medienpädagogik auf neuestem Stand durchzuführen. Wir denken hier vor allem an die Verwendung von Tablet-PCs. bus