Es ist eine bittere Enttäuschung für die Menschen aus Giesing, die als Anwohner des Mittleren Rings besonders im Streckenabschnitt entlang der Tegernseer Landstraße umfangreichsten Lärm- und Abgasbelastungen ausgesetzt sind.
Machbarkeitsstudie Tegernseer Landstraße Themenseite: Planung Tegernseer Landstraße
Eine Mehrheit des Münchner Stadtrates hat sich vor Wochenfrist gegen den vor allem vonseiten des Bezirksausschusses Obergiesing-Fasangarten formulierten Antrag ausgesprochen, entlang der Ringtrrasse zusätzlichen Lärmschutz zu errichten. Für die Anwohner auch deshalb eine Riesenenttäuschung, weil die weitreichendere Immissionsschutzmaßnahme eines Tunnelbaus wohl noch viele Jahre auf sich warten lassen dürfte.
»So haben die Menschen jetzt gar keinen Schutz«, fasste die örtliche BA-Vorsitzende Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne) das aus ihrer Sicht enttäuschende Ergebnis nach kontroversen Erörterungen im Stadtrat zusammen. Auch die Stadtteil-Bürgermeisterin war ins Rathaus geeilt, um aktiv an der wichtigen Sitzung teilzunehmen. »Tun Sie was!« hatte sie eingangs den Stadträten entgegengerufen und entsprechende Aktivitäten für die geplagten Bürger entlang der Hochfrequenz-Stadtautobahn gefordert. Nachvollziehbar blickt man auf den Umstand, dass ausgerechnet der aktuell stadtweit am stärksten frequentierte Ringabschnitt nach der Donnersberger Brücke weder untertunnelt, noch oberirdisch zusätzlich lärmgeschützt ist. »Die Menschen vor Ort müssen jetzt, nicht erst in 20 Jahren geschützt werden«, forderte Dullinger-Oßwald vor dem Hintergrund nur zäh fortschreitender Tunneldebatten und -planungen wenigstens alternativen Schutz. Denn die Rathaus-Koalition hatte zwar formell im vergangenen Jahr eine Untertunnelung der Tegernseer Landstraße beschlossen.
Haken: Zuvor soll die Unterführung entlang der Landshuter Allee realisiert werden. Für die Giesinger vor allem ein zeitintensiver Rückschlag. Was die Koalition im Rathaus zum Thema dachte, fasste Stadtrat Christian Amlong (SPD) zusammen. »Wir wünschen uns den Giesinger Tunnel, aber die Realisierung wird dauern.«
Als Gründe nannte der Rat vor allem die Kompliziertheit des Projektes, das dadurch zusätzlich teurer werde. Dadurch, so die eher niederschmetternde Botschaft an die Anwohner, werde die Maßnahme in Giesing »mit niedriger Priorität behandelt«. Koalitionskollege Manuel Pretzl (CSU) nannte auch handfeste Gründe. »Die ideale Schutzlösung für die Bürger ist ein Tunnel.« Eine Lärmschutzwand direkt vor den Fenstern der Anwohner wolle er dagegen nicht. Laut Grünen-Stadträtin Sabine Nallinger sei diese Ausführung eine »Unverschämtheit«. Konterkariere sie doch den einstimmigen Beschluss des Bezirksausschusses pro Lärmschutz. Es könne nicht angehen, dass die Menschen wegen langer Wartezeit auf einen Tunnelbau und die Verweigerung von alternativem Lärmschutz jetzt »Jahrzehnte im Regen stehen«.
Pretzl blieb bei seiner Einschätzung. »Sofortmaßnahmen« seien lediglich »ein Tropfen auf den heißen Stein«. Langfristig könne nur ein Tunnel helfen, die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern. Am Ring zu Giesing tut sich also erst einmal nichts. Mit der ablehnenden Rathaus-Mehrheit von SPD und CSU wurde die Akte sofortiger Lärmschutz erst einmal wieder geschlossen. Es wird zäh weitergehen in der Sache.
Harald Hettich