Veröffentlicht am 20.10.2009 00:00

Lehel · »Ich mag den Platz«


Von red
»Ich mag den Platz«: Stararchitekt Daniel Libeskind (l.) will Am Gries (kl. Foto) eine Synagoge bauen. Laut Projektleiter Terry Swartzberg werden auch die Anliegen der Anwohner berücksichtigt.		 (Fotos: js)
»Ich mag den Platz«: Stararchitekt Daniel Libeskind (l.) will Am Gries (kl. Foto) eine Synagoge bauen. Laut Projektleiter Terry Swartzberg werden auch die Anliegen der Anwohner berücksichtigt. (Fotos: js)
»Ich mag den Platz«: Stararchitekt Daniel Libeskind (l.) will Am Gries (kl. Foto) eine Synagoge bauen. Laut Projektleiter Terry Swartzberg werden auch die Anliegen der Anwohner berücksichtigt. (Fotos: js)
»Ich mag den Platz«: Stararchitekt Daniel Libeskind (l.) will Am Gries (kl. Foto) eine Synagoge bauen. Laut Projektleiter Terry Swartzberg werden auch die Anliegen der Anwohner berücksichtigt. (Fotos: js)
»Ich mag den Platz«: Stararchitekt Daniel Libeskind (l.) will Am Gries (kl. Foto) eine Synagoge bauen. Laut Projektleiter Terry Swartzberg werden auch die Anliegen der Anwohner berücksichtigt. (Fotos: js)

Die Anwohner des Lehel haben am vergangenen Donnerstag prominenten Besuch bekommen. Der internationale Star­architekt Daniel Libes­kind hat die Wiese an der Kreuzung Reithmoorstraße und Am Gries besichtigt – sein Wunschgrundstück für die neue Synagoge, die er für die liberale jüdische Gemeinde Beth Shalom bauen will. Wolfgang Püschel (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA 1), will den Platz jedoch als Grünfläche für die Bewohner erhalten.

Liberale Juden hoffen auf eigene Synagoge auf dem Jakobsplatz

Eine Synagoge auf dem Jakobsplatz Themenseite zum Synagogenbau für die liberale jüdische Gemeinde »Beth Shalom« in München (Beth Salom hebr.: Haus des Friedens)

Libeskind hat das jüdische Museum in Berlin gebaut und Pläne für ein neues Gebäude auf der Fläche des World Trade Centers in New York entworfen. Er gilt als Architekt von Weltruf. Wo er auftaucht, scharen sich Journalisten und Kamerateams. So auch auf dem brach liegenden, städtischen Baugrund Am Gries, wo sein nächstes Projekt entstehen soll: eine zweite Synagoge, in der die liberale jüdische Gemeinde eine neue Heimat finden soll. Bislang hält die Gemeinde ihre Gottesdienste in einem Keller in der Isartalstraße ab.

Bevor Libeskind im Lehel eines seiner architektonischen Kunstwerke schaffen kann, müssen er und sein Team jedoch zunächst in die Niederungen der Basisdemokratie hinabsteigen. »Ich werde zu diesem Thema eine Bürgerversammlung einberufen«, kündigte Püschel an. Vor drei Jahren habe er die Bebauung dieser Grünfläche im Herzen der Stadt schon einmal erfolgreich verhindert. »Auch diesmal müssen die Interessen der Anwohner berücksichtigt werden«, so der BA-Chef.

Libeskind und seine Mitarbeiter indes sind für einen Dialog mit den Bürgern offen. »Wir sind gekommen, um mit den Menschen vor Ort zu reden«, sagt Terry Swartzberg, der das Bauprojekt leiten soll.

Neben dem Gotteshaus sollen auf der Fläche auch eine Kindertagesstätte, ein Kindergarten, Seniorenwohnungen und ein öffentliches Cafe entstehen. »Wir wollen auch der städtischen Gemeinde das geben, was sie braucht«, erklärte er. Auch Jan Mühlstein, Vorsitzender der liberalen Juden in Deutschland, versichert: »Wir werden alles dafür tun, dass das neue jüdische Zentrum ein offener Ort wird, der für die Bürger zugänglich ist.«

Wie die zweite Münchner Synagoge aussehen soll, ist zwar noch unklar. Fest steht für Libeskind jedoch: Sie wird sich deutlich von dem Bau am Jakobsplatz unterscheiden. »Die neue Synagoge soll nicht diese formale Strenge haben«, sagte er im Anschluss an die Grundstücksbegehung. Vielmehr wolle er spielerische Elemente mit einfließen lassen. »Jude zu sein bedeutet nämlich auch viel Spaß«, erklärte er. Er wolle einen Ort schaffen, an dem sich Kinder wohl fühlen und wo man auch einen Kaffee trinken gehe.

Noch nicht gesichert ist allerdings die Finanzierung des Projekts, das etwa elf Millionen Euro kosten soll. Stadt, Land und Beth Shalom sollen laut Thomas Dahmen, Vorsitzender der liberalen jüdischen Gemeinde, die Summe zu je einem Drittel übernehmen. »Das ist gesetzlich so festgelegt«, sagt er. In Kürze werde die Gemeinde die Gelder beim Freistaat beantragen.

Ist die Finanzierung geklärt, dürfte der BA wenig Chancen haben, das Projekt zu verhindern. »Irgendwann wird die Fläche ohnehin bebaut«, räumt Püschel ein. BA-Mitglied Angelika Horbach-Wilson (Grüne) sieht dem Projekt hingegen mit Freude entgegen. »Wenn die Grünfläche schon geopfert wird, dann wenigstens für ein Bauvorhaben, das der Allgemeinheit nutzt«.

Julia Stark

north