Die Anwohner im Lehel wollen beim Vorhaben der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom, auf der Wiese Am Gries eine Synagoge zu errichten, mitreden. Deshalb hat der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, zu dem Thema am 13. April eine Einwohnerversammlung einzuberufen. Wolfgang Püschel (SPD), der Vorsitzende des Stadtteilparlaments, sieht zudem rechtliche Probleme beim Bau des Gotteshauses.
Liberale Juden hoffen auf eigene Synagoge auf dem Jakobsplatz
Eine Synagoge auf dem Jakobsplatz Themenseite zum Synagogenbau für die liberale jüdische Gemeinde »Beth Shalom« in München (Beth Salom hebr.: Haus des Friedens)
Zwar hat das Gremium den Vorschlag, die Bewohner rund um das Baugrundstück Am Gries zu Wort kommen zu lassen, mehrheitlich verabschiedet und kam damit einem Antrag aus der Bürgerversammlung im vergangenem Dezember nach. Allerdings ist die beschlossene Einwohnerversammlung im BA umstritten. »So eine Veranstaltung lohnt sich nur, wenn konkrete Fakten vorliegen«, sagte Norbert Weigler, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Bislang sei das Projekt aber noch in einem »sehr vagen Zustand.«
Grundsätzlich befürworte seine Partei das Vorhaben von Beth Shalom, allerdings sei abzuwarten, welche Pläne vorgelegt würden: »Wenn die Entwürfe den Charakter des Ortes erhalten, haben wir nichts dagegen.« Auch habe er den Eindruck, dass die Anwohner den Synagogenbau keineswegs ablehnen, »die Leute wollen nur informiert werden.« Dies sei bei der derzeitigen Sachlage jedoch noch nicht möglich.
Anders schätzt die Situation Wolfgang Neumer, der Fraktionsvorsitzende der CSU, ein: »Die Anwohner wollen die Wiese dort erhalten.« Zwar seien die Isarauen und der Englische Garten in direkter Nähe, »aber dort ist bei schönem Wetter so viel los, dass von Erholung keine Rede sein kann.« Daher seien kleine Freiflächen wie das Areal Am Gries schützenswert.
Auch Püschel steht dem Projekt eher skeptisch gegenüber: »Hier wird viel Schaum geschlagen.« Zwar betonte er, Beth Shalom sei eine »sehr sympathische Gemeinde.« Allerdings sei noch völlig unklar, ob die Synagoge gebaut werden könne, da bislang die Finanzierung nicht gesichert und auch noch kein offizieller Bauantrag bei der Stadt eingereicht worden sei.
»Mich ärgert das Schalmeien der Grünen«, klagte er. Ernsthaft diskutiert werden könne das Thema erst, wenn die Bedingungen geregelt seien. Sich schon im Vorfeld auf die Seite von Beth Shalom zu schlagen sei »politisch unanständig.« Als Bürgervertreter sei es seine Aufgabe, die Interessen der Anwohner zu unterstützen, »die Einwohnerversammlung hat Entscheidungskompetenz.«
Da es für das Gelände bereits einen Bebauungsplan gebe, sei es zwar nicht möglich, die Grünfläche auf Dauer zu erhalten, »aber wir wollen sie verteidigen, so lange es geht.« Nach derzeitigem Stand sei es zudem rechtlich schwierig, dort eine Synagoge zu errichten. Vorgesehen sind auf dem Grundstück bislang nämlich nur Wohnhäuser. Um auf der Fläche ein Gotteshaus schaffen zu können, müsste der Bebauungsplan geändert werden ein langwieriges Verfahren, das mindestens eineinhalb Jahre dauert. Julia Stark