Veröffentlicht am 21.10.2024 09:05

Schüler Noah Flämig im Gespräch mit Gregor Gysi


Von Patrizia Steipe
Nicht nur in TV-Talkrunden zu Gast: Gregor Gysi im evangelischen Gemeindehaus Herrsching.  (Foto: pst)
Nicht nur in TV-Talkrunden zu Gast: Gregor Gysi im evangelischen Gemeindehaus Herrsching. (Foto: pst)
Nicht nur in TV-Talkrunden zu Gast: Gregor Gysi im evangelischen Gemeindehaus Herrsching. (Foto: pst)
Nicht nur in TV-Talkrunden zu Gast: Gregor Gysi im evangelischen Gemeindehaus Herrsching. (Foto: pst)
Nicht nur in TV-Talkrunden zu Gast: Gregor Gysi im evangelischen Gemeindehaus Herrsching. (Foto: pst)

Auf der einen Seite der Bundestagsabgeordnete, Talkshowgast und brillante Rhetoriker Gregor Gysi (Die Linken). Auf der anderen Seite der 18-jährige Schüler, Mitglied der evangelischen Jugend und Schülersprecher am Christoph-Probst-Gymnasium (CPG), Noah Flämig. Diakon Hans-Hermann Weinen ist es gelungen, ein interessantes Gespann für den Gesprächsabend im evangelischen Gemeindehaus Herrsching zu gewinnen. Auf den Abend konnte er stolz sein: Gysis Pointen waren messerscharf und das Publikum begeistert.

„Herr Gysi, muss man Sie noch vorstellen?“, fragte Diakon und Moderator Hans-Hermann Weinen zu Beginn der Talkrunde. „Nö, ich kenne mich ja“, lautete die Antwort, mit der Gysi gleich die leicht ironische Stimmung des Abends vorgab. Einerseits gab es Seitenhiebe Richtung Ampel („es gäbe nur eine Regierung, die nicht überfordert wäre – eine unter meiner Leitung“), andererseits milderte Gysi seine harschen Aussagen mit Witzen und Anekdoten ab. So berichtete er, dass er vor vielen Jahren seinen ersten Eintrag in ein Goldenes Rathausbuch in Bayern machte. Ganz schön mutig, ihn in einer CSU geprägten Region um eine Unterschrift zu bitten, habe er mit Respekt dem Rathauschef mitgeteilt, und ob er nicht Angst vor Ärger habe. Darauf folgte die Ernüchterung. „Das ist mir egal. Ich trete sowieso in sechs Wochen ab“. Gelächter im Saal.

Klimaprotest ist „völlig richtig”

Auch wenn Gysi immer wieder ins Politikkabarett abdriftete, stellte er sich den ernsten Themen. Natürlich ging es um das Klima. Ein Thema, das besonders dem 18-jährigen Noah Flämig unter den Nägeln brennt. Sein leidenschaftliches Plädoyer für eine klimagerechte Welt stieß bei seinem 76-jährigen Gesprächspartner auf offene Ohren. „Ich verstehe euch“, so Gysi. Er bezeichnete den Protest der Jugend, die die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen werden, als „völlig richtig”. Was die Klimakleber betrifft, sei die Idee gut gewesen, die Ausführung aber schlecht. „Warum Proteste, bei denen ihr die Mehrheit gegen euch aufbringt?“, habe er Vertreter der „Letzten Generation“ gefragt. Als Rechtsanwalt hatte er einen vor Gericht verteidigt. Mit einem Grinsen fragte Gysi, wie wohl der Protest in der Öffentlichkeit aufgenommen worden wäre, wenn sich die Jugend vor Regierungsgebäuden geklebt hätten und Beamte deswegen später nach Hause gekommen wären. Auch „die Reichen“ bekamen ihr Fett ab. Vor allem die Superreichen müssten mehr zur Kasse gebeten werden, „denen tut es gar nicht weh“, so Gysi.
Was die Religion betrifft, so outete sich Gysi als Agnostiker. Der Kirche ist für ihn trotzdem eine wichtige Einrichtung. „Sie vermittelt Wert und bringt Menschen zusammen“.
Einig waren sich alle am Schluss, dass aller Hiobsbotschaften zum Trotz man den Spaß am Leben und eine positive Einstellung nicht verlieren dürfe. Der 1,64 Meter große Gysi gab gleich einen Witz über sich selbst zum Besten: „Norbert Blüm und ich gehen in eine Kneipe. Dem Wirt rufen wir zu: ‚Zwei Kurze. Der antwortet: ‚Das sehe ich, aber was wollt ihr trinken? ‘“

north