„Es sieht nicht japanisch aus, aber in Wirklichkeit habe ich noch nie so etwas Japanisches gemacht”, schreibt Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo. Die Japanmode, auch „Japonismus” genannt, war Ende des 19. Jahrhunderts dabei, die Sichtweise der westlichen Welt zu revolutionieren. Nachdem Vincent van Gogh bei dem Kunsthändler Siegfried Bing japanische Farbholzschnitte kopiert hatte, verlässt er im Frühjahr 1888 Paris. „Mein Japan” soll er ausgerufen haben, als er das erste Mal die Fenster seines neuen Refugiums in Arles öffnete. Das war vor mehr als 130 Jahren. Der „Blutstropfen”, der laut Siegfried Bing Ende des 19. Jahrhunderts in das Blut der europäischen Malerei „eingedrungen” war, wirkt bis heute - wie auch die Ausstellung des Dießener Malers Martin Gensbaur zeigt, die noch bis Freitag, 6. Mai, im Saal der Abtei Venio OSB (Döllingerstr. 32) zu sehen ist.
Für den Dießener Maler Martin Gensbaur bedeutet die Ausstellung eine Spurensuche. Der Großonkel lebte in Tokio und versorgte die Familie mit japanischem Kunsthandwerk. Die Begegnung mit Werken des in Japan hochverehrten Malers Kaii Higashiyama (1908-1999) und andere Anregungen fernöstlicher Berg-Wasser-Malerei wirken in seiner Malerei lange nach. Bis heute, wenn auch seine aktuellen Bilder von Tankstellen und vom Walchensee ganz und gar nicht nicht japanisch aussehen.
Zitate von Vincent van Gogh, François Jullien und Lovis Corinth begleiten die ausgestellten Arbeiten. Der Besuch der Ausstellung ist nach telefonischer Absprache unter Tel. 089/1795986 möglich; es gelten die aktuellen Bestimmungen zum Infektionsschutz. Die Finissage findet am Freitag, 6. Mai, um 19.30 Uhr statt.