Nun ist es raus: Eine Biogasanlage auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd (HKW Süd) ist nicht möglich. Im Mai hatte der Sendlinger Bezirksausschuss (BA 6) die Stadtwerke München (SWM) aufgefordert, umgehend zu prüfen, ob und wie eine Umsetzung realisierbar sei. Unabhängiger werden von Erdgas und Erdöl sowie u.a. der nahe gelegene Standort am Großmarkt, der viele Bioabfälle produziere, waren für das Bürgergremium ausschlaggebend. Die SWM hingegen sehen aus verschiedenen Gründen aktuell keine Perspektive für die Errichtung einer Biogasanlage auf dem Gelände des HKW Süd.
„Im Rahmen der Entwicklung des Energiestandorts HKW Süd wurden die technischen Anlagen so geplant, dass eine nahezu optimale Ausnutzung des innerstädtischen Standorts erreicht werden konnte. Neben den vorhandenen KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) und dem aktuell größten Standort für Tiefengeothermie in Deutschland entstehen noch ein Großwärmespeicher und eine hocheffiziente und moderne Kälteversorgung für München”, erklären die SWM. Für die Errichtung einer Biogasanlage sehen die SWM auf dem Gelände des HKW Süd aktuell keine Perspektive, da es bereits ein „funktionierendes Abfallsystem in München, das durch den AWM (Abfallwirtschaftsbetrieb München) betrieben wird”, gebe. „25.000 Tonnen Küchen- und Gartenabfälle aus der braunen Tonne, somit Marktabfälle und sonstige Gartenabfälle, können derzeit bereits in der Trockenfermentationsanlage auf dem Entsorgungspark Freimann behandelt werden. Das gewonnene Gas wird in einem Blockheizkraftwerk verstromt, die Gärreste werden zu Fertigkompost verarbeitet”, so die SWM. Zudem sei kein Platz mehr frei auf dem Gelände des HKW Süd, um eine Biogasanlage zu betreiben: „Im Austausch mit dem AWM wurde für eine potenzielle neue Anlage mit circa 55.000 Tonnen pro Jahr ein Flächenbedarf von vier bis sechs Hektar ermittelt. Dies entspricht beinahe der gesamten Fläche des Standorts HKW Süd und ist damit nicht darstellbar.”
Die zehn Fermenter der jetzigen Trockenfermentationsanlage in Freimann liefern laut SWM Biogas für drei Blockheizkraftwerkmodule mit je 190 Kilowatt elektrischer Leistung. Zum Vergleich: Die erneuerte GuD2 (Gas- und Dampfturbine 2) am Standort erzeugt bis zu 430 Megawatt elektrisch. „Eine Biogasanlage auf Basis der Münchner Bioabfälle kann unter keinen Umständen die jetzigen Gasanlagen ersetzen. Biogasanlagen können zudem die umliegende Bevölkerung beeinträchtigen (Geruchsbelästigung durch Vergärung, Verkehrsbelästigung durch LKW-Verkehr für Abfälle, die nicht aus dem Großmarkt kommen) und sind daher für eine innerstädtische Aufstellung nach unserer Auffassung nicht geeignet“, wie die SWM weiter erklären.
Bioabfälle werden unter Luftabschluss in Gärbehältern mithilfe von speziellen Bakterienkulturen zum gären gebracht. Um optimale Lebensbedingungen für die Bakterien zu schaffen, wird das zu vergärende Material im Gärbehälter ständig feucht gehalten. Die Flüssigkeit, die dabei austritt, wird aufgefangen und wieder von oben dem Gärgut zugeführt - so kann der Gärprozess mithilfe der Bakterien kontinuierlich in Gang gehalten werden. Die Firma BEKON hat das Verfahren der Trockenfermentation seit dem Bau der Versuchsanlagen in Freimann im Jahr 2003 ständig optimiert und hält bereits mehrere Patente auf ihr entwickeltes Verfahren.
Auf der Anlage in Freimann entstehen so Biogas, Strom, Wärme und Kompost. Mit dem Biogas, das in der Trockenfermentationsanlage produziert wird, können so rund 3.400.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden, was in etwa dem Jahresverbrauch an Strom von circa 1.300 Haushalten entspricht.