Der Kiosk an der U-Bahnstation Schwanthalerhöhe, der bislang leer stand, ist jetzt „wegen Überfüllung geschlossen“ – so zumindest zeigt es das Schild an der Scheibe an. Wo einst Zeitschriften, Tabakwaren und Süßigkeiten für jedermann über den Tresen gingen, herrscht nun Exklusivität so scheint es. Kunst ist hier am Werk, und zwar in Form einer Installation von Emanuel Mooner. Er hat einen von zehn Kiosken in Münchner U-Bahnstationen gestaltet, die zum Schmunzeln, Nachdenken oder Diskutieren einladen. Die leerstehenden Kioske an Münchner U-Bahnhöfen zu Kunsträumen umzuwandeln, entstand auf Initiative der „Plattform München“, ein Projekt der Stadt München zur Qualifizierung von Kunstschaffenden, und dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) München und Oberbayern e.V.. Sie riefen Künstler dazu auf, ihre Ideen für die Bespielung der Kioske einzubringen. Rund 200 Bewerbungen gingen Anfang des Jahres ein. Ende April sprach dann eine Fachjury ihre Empfehlung für fünfzehn künstlerische Projekte aus, die nun in zehn leerstehenden Kiosken realisiert wurden. Schirmherrin des Projekts ist die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden.
Den Kiosk an der Schwanthalerhöhe hat Emanuel Mooner mit angedunkelten Spiegelwänden ausgekleidet und mit Neonlichtern bestückt. Die Passanten, die rasch auf dem Weg zur U-Bahn vorbeieilen, sollen durch die bunten Lichter zum Näherkommen angezogen werden. Doch bevor man die Neugier befriedigen kann, wird man abgewiesen, denn die Location ist „wegen Überfüllung geschlossen“. Die Installation sei als ein Kopfnicken an Regina Zylberberg gedacht, erklären die Organisatoren von Plattform München. Regina Zylberberg besaß in Paris der 1950ern den ersten Nachtclub, der zum Treffpunkt der Pariser crème de la crème wurde, und der am Eröffnungsabend bereits wegen „Überfüllung geschlossen“ war. Mooners Arbeit sei da ein Glanzstück der umgekehrten Psychologie. Der Eintritt bleibt indes auch zum Kunstkiosk verwehrt.
Das Projekt Kunstkioske hat das Ziel, die seit einiger Zeit leerstehenden Kioske in den Münchner U-Bahnhöfen mit Kunst wiederzubeleben. Ein breites Publikum wollen die Macher von Plattform und dem BBK mit ihrer Idee erreichen, außerhalb der Galerie- und Museumsräumen. „In einer Stadt wie München, in der nicht nur die Mietpreise für Wohnraum, sondern auch für Atelier- und Ausstellungsräume nicht mehr finanzierbar sind, bietet das Projekt Künstlerinnen und Künstlern inspirierende Räume für ihre künstlerische Praxis“, erklärt Radmila Krstajic, Pressesprecherin von Plattform. Gefördert wird das Projekt durch das Kulturreferat und das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München sowie durch das Programm „Verbindungslinien“ des BBK Bayern aus den Mitteln des bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Auch sechs Bezirksausschüsse (BA) beteiligen sich an den Kosten für die Kunstkioske in ihren Bezirken, der BA 8 gehört nicht dazu.
Bis zum 15. Dezember gibt es noch Gelegenheit den Kunstkiosk an der Schwanthalerhöhe, aber auch andere, wie etwa an den U-Bahnstationen Brudermühlstraße, Hasenbergl, Michaelibad oder Quiddestraße zu sehen. Infos bietet die Seite www.kunstkioske.de im Netz.