Um herauszubekommen, welche „Vorstellungen Jugendliche vom Westkreuz und Aubing für die geplante Freizeitstätte Freiham entwickeln“, hatte der Verein „Kultur am Westkreuz“ am Montagabend zur Veranstaltung „Jugendliche heute und morgen“ in den Jugendtreff Aubinger Tenne eingeladen. Obwohl nur zirka 15 Jugendliche und genauso viele Erwachsene die Veranstaltung besuchten, konnte dank der gut vorbereiteten Moderation von Vereinsmitglied Sebastian Kriesel, Bezirksausschuss-Mitglied und bis 2008 Jugendbeauftragter des BA 22, eine umfangreiche Ideensammlung und Wunschliste aufgestellt werden. Dabei zeigte sich allerdings schnell, dass die Jugendlichen sich mehr für die Gegenwart interessierten, für die künftige Freizeitstätte Freiham gab es nur einen einzigen Wunsch – es solle ein selbstverwaltetes Jugendzentrum werden.
Bevor Sebastian Kriesel die Moderation übernahm, begrüßte Willi Fries als Vorsitzender von „Kultur am Westkreuz“ seine Gäste. Der Verein wolle in regelmäßigen Abständen Themen ins Gespräch bringen, die „uns hier am Westkreuz und in Aubing/Neuaubing bewegen“. Er ermunterte die anwesenden Jugendlichen, kein „Blatt vor den Mund zu nehmen“ und frei heraus zu reden, und versicherte ihnen außerdem: „Man kann was machen und was bewegen – auch ganz ohne Gewalt und Geschrei.“
Neben Jugendlichen und Teammitgliedern aus den Jugendtreffs Aubinger Tenne, Neuaubing und „sFredl“ (Westkreuz), konnte Sebastian Kriesel auch eine Streetworkerin, den Jugendbeauftragten der Polizei, weitere Vorstandsmitglieder von Kultur am Westkreuz und seine BA-Kollegen Andreas Fürst, Siegried Liedl und Anne Hirschmann begrüßen. Eigentlich sei man nicht schlecht aufgestellt im Stadtbezirk, begann Kriesel dann seine Zusammenfassung zum „Ist-Stand“: Mit drei Jugendeinrichtungen stehe der Stadtbezirk 22 im stadtweiten Vergleich gut da, allerdings sei der Stadtteil auch jetzt schon sehr groß und „Freiham kommt!“. Zu sehen sei momentan zwar nur das Gewerbegebiet, aber gegenüber werde ein großes Wohngebiet mit Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen kommen.
Momentan gebe es bereits Anträge durch den Bezirksausschuss für eine Skateranlage an und in der Unterführung Bergsonstraße in Aubing sowie für einen neuen Bolzplatz an der Gilchinger Straße zur A99 hin; außerdem werde eventuell auch beim ESV Neuaubing an der Papinstraße eine Skateranlage entstehen. Ob sich das alles „durchbringen“ lasse, sei allerdings fraglich, die beantragte Skaterbahn am Hörweg wurde wegen der Nähe zur Wohnbebauung bereits abgelehnt. Für den Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung in Freiham bestehe die BA-Forderung, diese baldmöglichst zu realisieren, mit einer Umsetzung könne man allerdings frühestens in zehn Jahren rechnen.
Kein Wunder also, dass sich die Jugendlichen in erster Linie dem Thema widmeten: „Was kann an unserer heutigen Situation verbessert werden? Was fehlt mir? Was wünsche ich mir?“. Zu den Anregungen gehörten hier weniger kostenaufwendige Dinge, die sich vielleicht rasch umsetzen lassen, genauso wie Wünsche, deren Realisierung mit hohem Planungsaufwand und erheblichen Kosten verbunden sind: Eine große, zusammenhängende Freizeitfläche in Aubing, auf der man auch Ballspielen kann; Instandsetzung des Bolzplatzes am Hörweg; mehr Basketballplätze mit richtigem Asphaltboden; Erweiterung der Aubinger Tenne; Fangzäune an den Bolzplätzen; bessere Reinigung öffentlicher Toiletten; mehr Sitzgelegenheiten an Freizeitflächen, gerne auch überdacht in Form von Pavillions, verbunden mit der Anbringung von Mülleimern; und eine bessere Beleuchtung verschiedener Wege sowie des Fußballplatzes hinter dem Jugendtreff Neuaubing, damit man auch im Herbst länger draußen spielen kann.
Gelächter gab es bei der Aussage eines Jugendlichen aus Langwied, der feststellte, in seinem Stadtteil gebe es „wirklich gar nichts“, nicht mal einen Bus, geschweige denn einen Spielplatz – ob er hier noch leben wolle, wenn er mal Kinder habe, bezweifelte er sehr – die Erwachsenen konnten ihm nur Recht geben; Kriesel berichtete, dass die schon mehrfach geäußerte BA-Forderung nach einer Busverbindung genauso oft vom MVV wegen nicht vorhandenen Bedarfs abgelehnt worden ist. Zu den ganz großen Wünschen der Jugendlichen gehörten ein Schwimmbad direkt im Stadtbezirk, „so was wie’s Westbad“, und eine Wirtschafts- beziehungsweise Realschule für zukünftige Schülergenerationen, „damit die nicht auch so früh aufstehen müssen und ans Isartor fahren!“.
Auf die anschließende Frage von Moderator Kriesel: „Wie stellen wir uns eine neue Jugendfreizeiteinrichtung für Freiham vor?“, meinte ein junger Erwachsener vom Westkreuz, bisher habe man im Stadtteil immer nur das „standardmäßige“ Jugendzentrum. Ein komplett anderes Konzept hätten das „Kafe Marat“ in der Thalkirchner Straße in München oder der „Freiraum“ in Dachau. Solch einen Jugendtreff „von Jugendlichen für Jugendliche“ wünsche er sich in Freiham, dann könne man „selbst anpacken und selbst Verantwortung übernehmen“. Weitere Ideen zu Freiham kamen nicht, weshalb sich Sebastian Kriesel bei allen Teilnehmern für die Mitarbeit bedankte: Die Ideen und Vorschläge würden nun über die Mitglieder des Bezirksausschusses aufbereitet und in einer der nächsten Sitzungen als Anträge eingebracht. Diese Anträge müssen dann von der Münchner Stadtverwaltung behandelt und beantwortet werden. Kriesels abschließender Vorschlag, so ein Treffen in naher Zukunft zu wiederholen, stieß auf Zustimmung von allen Seiten.