Veröffentlicht am 22.02.2011 09:57

„Erhalt statt Streichung!“


Von E.S.
Die kleine Kapelle, der Landgasthof, der idyllische Langwieder Bach mitten durchs Dorf – trotzdem sieht das Denkmalschutzamt den „ländlichen Charakter“ Langwieds als „verloren gegangen“ an. (Foto: Eva Schraft)
Die kleine Kapelle, der Landgasthof, der idyllische Langwieder Bach mitten durchs Dorf – trotzdem sieht das Denkmalschutzamt den „ländlichen Charakter“ Langwieds als „verloren gegangen“ an. (Foto: Eva Schraft)
Die kleine Kapelle, der Landgasthof, der idyllische Langwieder Bach mitten durchs Dorf – trotzdem sieht das Denkmalschutzamt den „ländlichen Charakter“ Langwieds als „verloren gegangen“ an. (Foto: Eva Schraft)
Die kleine Kapelle, der Landgasthof, der idyllische Langwieder Bach mitten durchs Dorf – trotzdem sieht das Denkmalschutzamt den „ländlichen Charakter“ Langwieds als „verloren gegangen“ an. (Foto: Eva Schraft)
Die kleine Kapelle, der Landgasthof, der idyllische Langwieder Bach mitten durchs Dorf – trotzdem sieht das Denkmalschutzamt den „ländlichen Charakter“ Langwieds als „verloren gegangen“ an. (Foto: Eva Schraft)

Demnächst wird vom Landesdenkmalrat entschieden, ob die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geforderte Streichung der Dorfensembles Aubing, Lochhausen und Langwied aus der bayerischen Denkmalliste tatsächlich umgesetzt werden soll. Um nochmals einen „kraftvollen Appell“ an die Delegierten des Landesdenkmalrats zu richten, hatte Stadtrat Josef Assal als Bezirksausschussvorsitzender am Montagabend vergangener Woche zum Forum 22 unter dem Motto „Erhalt statt Streichung“ eingeladen. „Ein breites Interesse wäre sicher förderlich“, schrieb Assal in seiner Einladung an die Bürger. Dieses Interesse hielt sich dann allerdings sehr in Grenzen, saßen doch gerade mal 40 Teilnehmer/innen im großen Saal des Neuaubinger Hendlhauses, darunter auch CSU-Stadtrat Josef Schmid, Bezirksrätin Barbara Kuhn und etliche BA-Mitglieder.

Dabei war die Veranstaltung äußerst informativ, war doch als Referent Baudirektor Ludwig Semmler vom Münchner Planungsreferat, Abteilung für Denkmalschutz und Stadtgestaltung angetreten, um über die bisherigen Geschehnisse und den aktuellen Sachstand zu informieren. Mit einer kurzen Einführung aus Sicht des Bezirksausschusses (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied begrüßte der BA-Vorsitzende Josef Assal die Anwesenden. Er stellte klar, dass das Thema „Streichung des Ensembleschutzes“ seit 2008 ein „Dauerbrenner“ im BA ist und sich die Mitglieder des BA 22 immer einstimmig gegen eine Streichung ausgesprochen haben. Der zuständige Unterausschuss habe ein fundierte, zweiseitige Stellungnahme verfasst, und durch Bereisungen und Ortstermine habe man einiges bewirken können.

Von Menschen gemacht

Baudirektor Ludwig Semmler klärte anschließend in seinem engagierten Vortrag erstmal darüber auf, was ein Baudenkmal ist und wie sich ein Ensemble definiert. Ein Baudenkmal muss von Menschen gemacht sein und aus vergangener Zeit stammen sowie mindestens eines der folgenden fünf Kriterien erfüllen: Seine Erhaltung muss wegen geschichtlicher, künstlerischer, städtebaulicher, wissenschaftlicher und volkskundlicher Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegen. Für den Ensembleschutz ist wichtig, dass es „insgesamt erhaltungwürdig“ ist, auch wenn nicht „jede einzelne dazugehörige bauliche Anlage“ die Voraussetzungen eines Baudenkmals erfüllt.

In seinem Rückblick ging Semmler auf die Vorgeschichte in puncto Denkmalschutz und Ensembles im Stadtbezirk 22 ein: Um 1980 habe das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) die Dorfensembles auf ihre Denkmaleigenschaft geprüft; unter anderen sollten damals Aubing, Lochhausen und Langwied nicht in die Denkmalliste eingetragen werden. Nach dem Einspruch des Münchner Stadtrates wurden die Ensembles 1983 als „im Verfahren befindlich“ geführt, 1997 erfolgte die endgültige Aufnahme in die Denkmalliste.

Nachqualifizierung

Im Auftrag des Landesdenkmalrates führt das BLfD seit 2008 eine Nachqualifizierung der bayerischen Denkmalliste durch, mit folgendem Ergebnis für die Münchner Ensembles: In den 74 Münchner Ensembles sind 20 Orts-/Dorfensembles enthalten, von denen nur eines, nämlich Pipping, erhalten bleiben soll, fünf weitere müssten verkleinert werden, vierzehn sollten ganz gestrichen werden – darunter Aubing, Langwied und Lochhausen. Nach Beteiligung der betroffenen BA spricht sich das Planungsreferat gegen die beabsichtigten Streichungen aus, für zwölf Ensembles werden Gutachten beauftragt und der Landesdenkmalrat beschließt eine Bereisung der Ensembles, um sich selbst ein Bild zu machen. Im November 2010 beschließt der Münchner Stadtrat, dass alle Ensembles erhalten bleiben sollen, eventuell mit veränderten Grenzen; bzw. wie in Aubing, eine Entscheidung bis zur Vorlage weiterer Untersuchungen abzuwarten.

Anschließend ging Ludwig Semmler konkret auf die derzeitige Situation der Ensembles Aubing, Lochhausen und Langwied ein in puncto Begründung der Ensembleeigenschaft, neue Beschreibung des BLfD, Gutachten und Stadtratsbeschluss. „Aubing war schwierig zu vermitteln“, bestätigte Semmler, hier gebe es halt keinen Dorfbrunnen „mit Fachwerkhäusern drumherum gruppiert“. In der neuen Beschreibung wird für Aubing unter anderem bemängelt, dass „das Straßendorf mit den beiden parallel verlaufenden Hauptstraßen“ nicht mehr zu erkennen sei. Die Gutachter Schulz/Bödecker kommen zu dem Schluss: „Durch bauliche Maßnahmen wie zum Beispiel die Verbesserung der Straßen- und Platzräume, oder durch die teilweise Freilegung eines ehemaligen Bachlaufes sollte dem Ensemble zusätzliche Substanz wie etwa in Perlach verliehen werden.“ Das Planungsreferat erhielt nun vom Stadtrat den Auftrag, „zur künftigen Stärkung des Ensembles geeignete planerische Maßnahmen zu prüfen.

Zahlreiche Neubauten

Beim Ensemble Langwied sieht das BLfD unter anderem, dass der Ortskern durch zahlreiche Neubauten stark verdichtet wurde. Durch diese und wegen der neuen Wohnsiedlung im Osten sei der „ländliche Charakter“ verloren gegangen. Hier stellt das Gutachten fest: „Langwied besitzt einen historischen Dorfkern in weitgehend erhaltener landwirtschaftlicher Lage mit Resten landwirtschaftlicher Funktionen. Das Ensemble sollte mit einer geringfügigen Kürzung im Nordosten bewahrt werden.“

Für Lochhausen müsse laut BLfD der Ensembleschutz entfallen, da es neben dem Denkmal Kirche nur noch ein weiteres Baudenkmal, einen ehemaligen Bauernhof an der Schussenrieder Straße, gäbe, ansonsten wurden neuere Wohnhausbauten im wesentlichen das Umfeld der Kirche bestimmen. Die Gutachter kommen zu dem Schluss: „Die Kirche, ihre Umgebung und der Kirchweg stehen in einem erhaltungswürdigen, historisch bedeutsamen städtebaulichen Zusammenhang mit den wenigen Baudenkmälern.“ Der Stadtrat sprach sich dafür aus, das Ensemble in Lochhausen durch „Verkleinerung im Osten, aber durch Hinzunahme des Pfarrhauses und der historischen Bebauung im Westen“ zu stärken.

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