Veröffentlicht am 11.05.2024 00:00

Sind Pferdekutschen noch zeitgemäß?


Von Elisabeth Schönberger

In vielen Städten wie Wien, Berlin, Brügge oder New York werden Ausfahrten mit 1 PS für Besucher angeboten. Doch die langjährige Tradition hat für Pferde schlimme Schattenseiten, vor allem im Sommer. „Bis zu zehn Stunden täglich müssen die Tiere teils bei sengenden Temperaturen ausharren, ohne Schattenplätze, mit zu wenig Wasser und oft nicht eingehaltenen Ruhepausen”, erklärt Kristina Berchtold, Sprecherin des Tierschutzvereins München. „Und selbst wenn die Arbeitsbedingungen optimal sind, haben die Pferde einiges auszuhalten: Der harte Asphalt, Lärm und Abgase der Autos und der hektische Straßenverkehr sind eine ständige Belastungsprobe für die sensiblen Fluchttiere, die in der Natur lieber das Weite suchen und ganz sicher nicht freiwillig durch unsere Städte traben würden.”

Auch das Gewicht der besetzten Kutschen dürfe nicht unterschätzt werden. „Schon leer wiegen die altmodischen Gefährte 200 bis 450 Kilo, mit Passagieren und Kutscher dann entsprechend mehr. Ein Pferd kann das ein- bis zweifache seines Körpergewichtes ziehen, je nach Rasse und Trainingszustand.”

Paris, London oder Barcelona haben zum Wohl der Vierbeiner ein Verbot ausgesprochen und erlauben die Kutschfahrten nicht mehr. Tierschützerinnen und Tierschützer begrüßen diese Entwicklung, darunter Kristina Berchtold: „Auch wenn früher Kutschfahrten absolut gängig und einst sogar Hauptverkehrsmittel waren, sind heutige Großstädte als Arbeitsort für Pferde gänzlich ungeeignet. Jedes Jahr ereignen sich zahlreiche Unfälle, bei denen sowohl Menschen als auch Pferde verletzt werden und sogar sterben.”

Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Touristen ebenfalls, während ihres Urlaubs gänzlich auf Kutschfahrten oder Reitausflüge zu verzichten. „Nur so kann das Leid der Tiere beendet werden. Es ist übrigens sowieso viel schöner, verkehrsreiche Städte auf Schusters Rappen zu erkunden”, so Berchtold.

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