Veröffentlicht am 25.02.2010 13:23

„Geschrei wird groß sein”

Innenminister Joachim Herrmann (r.) und Gerhard Flaig von der Bayernlabo sehen weitere Spannungen auf den bayerischen Wohnungsmarkt zukommen. (Foto: SE)
Innenminister Joachim Herrmann (r.) und Gerhard Flaig von der Bayernlabo sehen weitere Spannungen auf den bayerischen Wohnungsmarkt zukommen. (Foto: SE)
Innenminister Joachim Herrmann (r.) und Gerhard Flaig von der Bayernlabo sehen weitere Spannungen auf den bayerischen Wohnungsmarkt zukommen. (Foto: SE)
Innenminister Joachim Herrmann (r.) und Gerhard Flaig von der Bayernlabo sehen weitere Spannungen auf den bayerischen Wohnungsmarkt zukommen. (Foto: SE)
Innenminister Joachim Herrmann (r.) und Gerhard Flaig von der Bayernlabo sehen weitere Spannungen auf den bayerischen Wohnungsmarkt zukommen. (Foto: SE)

Wer neu nach München zieht oder in der Stadt eine größere Wohnung sucht, hat bereits am eigenen Leib erfahren, wofür Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der vergangenen Woche deutliche Worte gefunden hat: Allein in München fehlen derzeit 252.500 Wohnungen und damit 29 Prozent des bayerischen Gesamtbedarfs. „Gerade für weniger gut Betuchte ist es schwer, in hochpreisigen Ballungsräumen wie München eine angemessene und bezahlbare Wohnung zu finden”, so Herrmann. Bezogen auf den vorhandenen Wohnungsbestand beträgt der Neubaubedarf in München ein Fünftel.

Höchster Neubaubedarf

Geschlagen wird die Landeshauptstadt hierin nur noch von der Region Landshut: Dort beträgt der Neubaubedarf 23 Prozent bezogen auf den jetzigen Bestand. Grund dafür sei vor allem ihre Fernwirkung als größere Flughafenregion, wie Gerhard Flaig von der Bayerischen Landesbodenkreditanstalt (Bayernlabo) erklärte, aus deren neuen Wohnungsmarktbericht die Zahlen stammen. In ganz Bayern bleibt die derzeitige Wohnbautätigkeit weit hinter dem Bedarf zurück. Im Jahr 2008 wurden nur etwa 36.000 Wohnungen fertig gestellt. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951. Und für 2009 erwarten die Experten ein ähnliches Ergebnis.

„Wenn dort, wo der Bedarf groß ist, die Bautätigkeit nicht bald wieder deutlich zunimmt, muss mittelfristig mit erneuten Anspannungen auf den Wohnungsmärkten gerechnet werden”, erklärte Herrmann. Deshalb sei jetzt etwas zu tun: „Wenn man die Situation nur auf sich zukommen lässt, dann wird das Geschrei in ein paar Jahren groß sein. Aber dann kann man nicht einfach mal schnell neue Wohnungen beschaffen”, so Herrmann. Für den Großraum München prognostizierte er in fünf bis zehn Jahren Wohnraummangel und daraus folgende massive Mietpreissteigerungen, wenn der Situation nicht entgegen gesteuert werde.

215 Millionen für Wohnraumförderung

Als schwerstes Geschütz gegen diese Entwicklungen führt Herrmann das Bayerische Wohnungsbauprogramm 2010 in die Schlacht, für das er auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche den Startschuss gab: „Wir halten die Wohnraumförderung in Bayern im Gegensatz zu anderen Bundesländern auf hohem Niveau und stellen wie schon im Vorjahr wieder insgesamt 215 Millionen Euro zur Verfügung”, so Herrmann. Die Fördermittel werden entsprechend dem regionalen Bedarf verteilt. Dabei liegt der Schwerpunkt der Mietwohnraumförderung in den Ballungsgebieten, während auf dem Land eher Eigentumswohnungen und -häuser gefördert werden.

Wie in den letzten Jahren so wird München auch 2010 im Vergleich zur Einwohnerzahl einen überproportional hohen Anteil an den gesamten Fördermitteln erhalten. 2009 wurden für München 95 Millionen Euro bewilligt. Nach Herrmann ist das Bayerische Wohnungsbauprogramm zwar eine wichtige und unverzichtbare Stütze für den Wohnungsbau, doch er ist der Überzeugung, dass dieses allein nicht ausreichen wird, um die Spannungen auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen. Er will deshalb zusätzliche Anreize für den Wohnungsbau schaffen, wie zum Beispiel die Wiedereinführung einer degressiven Abschreibung im Mietwohnungsbau, die von steuerlichen Maßnahmen zur Förderung der Klimaschutzziele flankiert werden soll.

Zinsverbilligte Baudarlehen

Eine wichtige Funktion des Bayerischen Wohnungsbauprogramms ist die Förderung des Neubaus und des Erwerbs von Eigentumswohnungen. Für den Kauf einer selbstgenutzten Immobilie stellen die Bayerische Landesbodenkreditanstalt sowie der Freistaat Bayern für Haushalte mit mittlerem Einkommen zinsverbilligte beziehungsweise zinslose Baudarlehen zur Verfügung. Für Familien lässt sich damit die monatliche Belastung deutlich reduzieren.

Doch eine Prognose darüber, wie sich der private Eigenheimbau im nächsten Jahr entwickeln wird, ist schwierig. „In diesem Bereich stellen wir gegenläufige Entwicklungen fest”, erklärte Flaig. Auf der einen Seite erklären viele Experten, dass die Zeiten für den Erwerb einer Immobilie im Moment günstig sind. Die Leitzinsen sind mit 1 Prozent auf einem Tiefstand und auch die Baufinanzierungszinsen sind mit etwas über vier Prozent sehr niedrig. Zudem scheint sich die Investition in eine Immobilie momentan mehr zu lohnen, als das Geld anderweitig anzulegen. „Auf der anderen Seite ist die wirtschaftliche Lage aber sehr unsicher. Die Menschen fürchten um ihren Arbeitsplatz und sind sich nicht sicher, ob sie das Risiko auf sich nehmen wollen, eine solche langjährige Kreditbelastung zu tragen”, so Flaig.

Wohnungsbauprogramm 2009

Mit dem Bayerischen Wohnungsbauprogramm wurde im letzten Jahr der Bau von 485 Heimplätzen und 1.453 Mietwohnungen gefördert. Zudem wurde der Bau und Kauf von 4.755 Eigenwohnungen unterstützt. 5.245 Mietwohnungen und Heimplätze konnten mit staatlicher Hilfe modernisiert werden. Weitere Informationen auch zu den Möglichkeiten der Antragstellung unter www.wohnen.bayern.de oder spezifisch für München unter http://www.muenchen.de/Rathaus/referate/plan/stadtsanierung/wohnungsbau/38825/index.html .

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