Veröffentlicht am 20.09.2024 10:42

Filmmuseum zeigt Reihe über die ehemalige Haupstadt Bonn

In der Komödie „Das Spukschloß im Spessart” aus dem Jahr 1960 treiben Geister in Bonn ihr Unwesen. Im Bild die Darsteller Curt Bois und Georg Thomalla (v.l.) (Foto: © DEF)
In der Komödie „Das Spukschloß im Spessart” aus dem Jahr 1960 treiben Geister in Bonn ihr Unwesen. Im Bild die Darsteller Curt Bois und Georg Thomalla (v.l.) (Foto: © DEF)
In der Komödie „Das Spukschloß im Spessart” aus dem Jahr 1960 treiben Geister in Bonn ihr Unwesen. Im Bild die Darsteller Curt Bois und Georg Thomalla (v.l.) (Foto: © DEF)
In der Komödie „Das Spukschloß im Spessart” aus dem Jahr 1960 treiben Geister in Bonn ihr Unwesen. Im Bild die Darsteller Curt Bois und Georg Thomalla (v.l.) (Foto: © DEF)
In der Komödie „Das Spukschloß im Spessart” aus dem Jahr 1960 treiben Geister in Bonn ihr Unwesen. Im Bild die Darsteller Curt Bois und Georg Thomalla (v.l.) (Foto: © DEF)

Am 5. November 1949 wurde Bonn vom deutschen Bundestag zur provisorischen Hauptstadt West-Deutschlands gewählt. Aus dem Provisorium wurde mehr: Über 40 Jahre lang war die Stadt am Rhein dann Regierungssitz und Bundeshauptstadt. Und der Begriff „Bonner Republik” steht als Sinnbild für die zweite deutsche Demokratie. (Die erste war die 'Weimarer Republik', von 1918 bis zu Hitlers Machtergreifung im Jahr 1933.) Das Filmmuseum, Sankt-Jakobs-Platz 1, zeigt bis zum 4. Dezember, immer mittwochs um 18.30 Uhr, noch neun Programme, in denen die Stadt Bonn und ihr Politbetrieb in kurzen und langen Spiel- und Dokumentarfilmen im Fokus stehen. Der Eintrittspreis beträgt jeweils 4 Euro; Mitglieder im Freundeskreis des Filmmuseums München (MFZ) zahlen nur 3 Euro. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Tickets können auch online unter der Adresse www.muenchner-stadtmuseum.de/shop/tickets erworben werden.

›Grimmiges Märchen‹ entstand aus Angst

Beispielsweise wird am Mittwoch, 2. Oktober, der Spielfilm „Das Treibhaus” gezeigt. Gedreht hat ihn Peter Goedel (Regie und Buch) nach dem bekannten Roman von Wolfgang Koeppen aus dem Jahr 1953. Wolfang Koeppen hat auch eine Rolle in dem rund 100 Minuten langen Film inne: Er spielt sich selbst. Über Helmut Kohls Meinung zum Film sagte Koeppen einst: „Helmut Schmidt hat mal erklärt, kein Buch habe ihn je so 'genervt' wie 'Das Treibhaus'. Die aggressiven Reaktionen damals haben mich sehr amüsiert. Der Roman entsprang dem Entsetzen über die Hitlerzeit, der Furcht, so etwas könnte wieder passieren. Ich sehe ihn aber weniger als politisches Dokument denn als grimmiges Grimm'sches Märchen.” Die Geschichte eines Abgeordneten, der an den Widersprüchen der Bonner Politik – insbesondere an seinem vergeblichen Kampf gegen die Wiederaufrüstung der jungen Republik – scheitert, verfilmte Peter Goedel im Jahr 1987, also 34 Jahre nach Erscheinen des Romans: „Ich wollte über dieses Buch einen Film machen, der der literarischen Vorlage Respekt erweist, sie aber zugleich mit dem Blick und dem Wissen von heute erzählt. Ich wollte einen Bogen spannen zwischen den Zeiten, zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem, zwischen den Dokumenten der Nachkriegsgeschichte und der Fiktion dieses Romans”, sagt Goedel. Am Tag der Voführung im Filmmuseum wird der Filmemacher auch persönlich anwesend sein.

Komödie nimmt Zeitgeist der 1960er aufs Korn

Auch die Komödie „Das Spukschloss im Spessart” aus dem Jahr 1960 spielt in Bonn. Sie schließt thematisch an den bekannteren Film „Das Wirtshaus im Spessart” an und lässt die Räuber diesmal als Gespenster wiederauferstehen. Die mitreißende Musik stammt vom berühmten Filmkomponisten Friedrich Hollander, der unter anderem Marlene Dietrich mit Hits wie der „feschen Lola” oder „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt” ausgestattet hat. Der bekannte Theaterkritiker Friedrich Luft bezeichnete den Film damals als „eine neue Mischart des Filmischen”, die „teils Zauberposse, teils Cabaret, teils Gruselkintopp, teils Humsdibumsdi-Klamotte, teils scharfe Zeitverwarnung” sei. „Die guten Geister spuken, dass es komisch knackt. Sie rumoren in Bonn. Sie fegen zeitgenössische, aktuelle Gespenster beiseite. Sie putzen die deutsche Illustrierten-Weltanschauung sauber. Sie überdrehen manchen Blödsinn unserer Gegenwart. Und siehe: da sehen es plötzlich alle”, schrieb Luft weiter. „Das Spukschloss” im dauert ebenfalls circa 100 Minuten und wird am 9. Oktober gezeigt. Darsteller sind unter anderen Liselotte Pulver, Georg Thomalla und Hans Clarin.

Unter den anderen gezeigten Filmen befinden sich auch „Die verlorenen Ehre der Katharina Blum” nach der Erzählung von Heinrich Böll (13. November) und eine weitere Filmadaption eines Werkes dieses Autors, „Machorka-Muff” aus dem Jahr 1963 (27. November). Alle Programmpunkte erfährt man unter der Adresse www.muenchner-stadtmuseum.de/sammlungen/filmmuseum/filmreihen/bonner-republik (Hier bitte den Link „pdf der Filmreihe” anklicken!)

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