Wer rechnet auf dem Weg zum Einkaufen damit, an das eigene Ende erinnert zu werden und sich zu fragen, was wirklich zählt?
Die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher der Meile Moosach, vor dem diese Aktion stattgefunden hat, waren vielfältig. Denn diese sollten den Satz individuell vervollständigen.
Auffallend war die Spontaneität der jungen Leute. Sie gingen offen an das Thema heran. Die meisten von ihnen schauten sich die Tafeln an und schrieben dann ohne jegliches Nachfragen oder ohne jegliche Aufforderung etwas auf die Tafel. Manche Jugendliche wollten auch bewusst provozieren („da stehen ja nur heilige und vernünftige Sachen, das werd´ ich jetzt mal ändern…“). Einige waren empört: „Ich sterbe doch noch nicht“ – „was für ein Schmarrn“- „fragen Sie mich in 20 Jahren wieder…“ Einige waren „wunschlos glücklich“. Viele brauchten Zeit zum Nachdenken. Sie gingen einkaufen und haben sich währenddessen Gedanken dazu gemacht. Danach haben sie etwas auf die Tafel geschrieben. Gute und zum Teil sehr lange und intensive Gespräche haben sich ergeben. Dabei ging es v.a. um Persönliches; um die Verarbeitung von gesundheitlichen und familiären Problemen sowie Schicksalsschlägen (die eine schwierige und zum Teil unlösbare Aufgabe für manche darstellt). Im Laufe des Tages kamen immer mehr Leute. Einige kamen nochmal und brachten Freunde mit.
Einige fragten: „von wem geht denn diese Aktion aus?“ Wenn sie dann erfuhren, dass es sich um eine weltweite Aktion handelt, die diesmal von einer Initiative der katholischen Gemeinde St. Martin in Moosach organisiert wurde, waren viele sichtlich überrascht und gaben positive Rückmeldung („dass die katholische Kirche so eine Aktion an so einem Ort anbietet, das hätte ich nie gedacht“). Nur einige wenige gingen beim Wort „Kirche…“ sofort weiter. Viele sind lange vor den Tafeln verweilt und haben alle 4 Seiten genau gelesen.
Wie an anderen Orten in der Welt war die Aktion auch in Moosach, trotz der nachdenklichen Frage, empathisch, spannend, sehr inspirierend und lebensfroh. Vielleicht konnte der Gedanke an das Ende bei manchen zum Neubeginn werden, konnte neue Energien und Ziele frei setzen. Die Menschen vor Ort kamen sich näher, sie kamen auch miteinander ins Gespräch. All das ließ die Initiative (AK) Herzlich willkommen den logistischen Aufwand, der für nur einen Tag doch unerwartet groß war, in den Hintergrund treten.
Der AK Herzlich willkommen in der Pfarrei St. Martin, München-Moosach wird die Aussagen auf den Tafeln genauer anschauen. Dabei war und ist grundsätzlich für den AK wichtig: Es gibt keine guten oder schlechten, falsche oder richtige Aussagen; alle Aussagen sind genau richtig für die Person, die sie aufgeschrieben hat. Der AK wird also nicht werten. Hier unterscheidet er sich davon, wie die Aktion anderswo weltweit abläuft. Dort sind Kommentare, Ergänzungen zu den Aussagen auf den Tafeln usw. sogar erwünscht. Der AK wird eher überlegen, ob und wenn ja welche Zielvorstellungen der Mitmachenden in die Tiefe gehen und welche eher an der Oberfläche hängen geblieben sind – soweit so eine „Bewertung“ überhaupt möglich ist. Interessant wäre auch, zu schauen, ob es Themen gibt, die sich oft wiederholen und die damit mehrere Menschen beschäftigen. Sollten sie nochmal in irgendeiner Weise aufgegriffen werden? Der AK ist selbst gespannt, was die Auswertung ergeben wird.
Weitere Informationen zum AK Herzlich willkommen der Pfarrei St. Martin in München-Moosach finden Sie unter www.st-martin-moosach.de/ak_willkommen.htm