Wenn am Mittwochabend in der Dritten Liga die Reserve des FC Bayern um 20:30 Uhr im Grünwalder Stadion den TSV 1860 München empfängt, dann treffen sportlich zwei Welten aufeinander. Was der heuer zum achten Mal in Folge Deutscher Meister gewordene Branchenprimus mit seiner Reservemannschaft personell auf den Platz bringt, sucht bundesweit seinesgleichen und darf sportlich als eine Klasse für sich bezeichnet werden.
Finanziell stellt die Reserve des FCB ohnehin eine eigene Liga der Millionäre dar. Ihr Kaderwert ist für einen Drittligisten utopisch und liegt mehr als das Vierfache über dem des TSV 1860 München. Es ist nicht ohne Ironie, wenn hochgehandelte Nachwuchsprofis wie Fiete Arp, Leon Dajaku, Lars Lukas Mai, Chris Richards, Joshua Zirkzee oder Michaël Cuisance in der Dritten Liga antreten und dabei von ihren Anhängern in den Spielen als "Amateure" gefeiert werden.
Doch nicht nur in Zahlen, sondern auch auf dem Rasen ist die nicht aufstiegsberechtigte Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß in dieser Saison das Nonplusultra. Stürmer Kwasi Okyere Wriedt führt mit 23 Treffern die Torjäger-Liste der Dritten Liga an. Nach Saisonschluss zieht es den 25-Jährigen zum holländischen Erstligisten Willem II Tilburg. Angeführt wird die junge Bayern-Mannschaft vom 33-jährigen Kapitän Nicolas Feldhahn.
Auffällig ist, dass kaum ein Bayernspieler tatsächlich dem eigenen Nachwuchs jüngerer Jahrgänge entspringt. Das Ensemble ist vielmehr das Ergebnis einer weltweiten Suche nach hochkarätigen Talenten. Zirkzee (Feyenoord Rotterdam), Arp und Köhn (beide Hamburger SV), Cuisance (Borussia Mönchengladbach), Wriedt (VfL Osnabrück), Kuhn (Ajax Amsterdam), Jeong (Incheon United FC, Südkorea), Denjaku (VfB Stuttgart), Meier und Will (beide 1. FC Kaiserslautern), Musiala (FC Chelsea), Singh (Wellington Phoenix), Kern (Waldhof Mannheim), Senkbeil und Yilmaz (beide RB Leipzig), Richards (FC Dallas) sind Beleg für das mittlerweile gut funktionierende internationale Scouting des Rekordmeisters.
Die Reserve des FC Bayern geht als klarer Favorit in das Derby mit dem TSV 1860 München. Die Gastgeber hoffen zudem am Saisonende ein besonderes Double feiern zu dürfen – die Meisterschaft beider Herrenteams. Das 2:2-Remis der Bayern am vergangenen Spieltag beim abstiegsbedrohten 1. FC Magdeburg hat sportlich nicht viel Aussagekraft. Nach Sachsen-Anhalt waren die Roten mit einer ganzen Reihe an A-Jugendlichen gereist, weil Cuisance, Zirkzee, Meier, Musiala, Richards und Singh im Bundesligakader gegen den SC Freiburg standen. Im Punktspiel gegen die Münchner Löwen darf man sie wieder zurück erwarten. Zweite Mannschaften von Erst- und Zweitligisten dürfen übrigens maximal drei Spieler, die zum 1. Juli 2020 das 23. Lebensjahr vollendet haben, gleichzeitig in einem Spiel einsetzen.
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist die Partie des FC Bayern II gegen den TSV 1860 München für Fußballfans nicht zu sehen. Die Begegnung läuft nur beim Bezahlsender "MagentaSport". Die Münchner Wochenanzeiger bieten ab 20 Uhr einen Live-Ticker. (https://ssl.wochenanzeiger.de/ticker/index.php?tag=bayern-tsv1860) (as)