Im Jahr 2017 feierten wir 1200 Jahre Menzing mit einer „Festschrift zur Ausstellung 1200 Jahre UnterMenzing“ im vollen Theatersaal des Hans-Sieber-Hauses mit vielen Ehrengästen. Ich hatte die Aufgabe, diese und andere um die Ausstellung verdiente Personen mit einem Untermenzinger Löwen (Bild 1) auszuzeichnen.
Das Modell dieses Löwen im Bild-Hintergrund, stammt etwa aus den 1970er Jahren, wurde von dem bekannten Dachauer Maler und Bildhauer Karl Huber (1928-2009) für die Untermenzinger Firma Baukeramik O. Birk, vormals Nagy Keramik, angefertigt und trug dann, wie heute noch erkennbar am Boden, das Hersteller-Kennzeichen der Firma Birk (Bild 2). Huber war mit der Familie Birk eng befreundet.
Karl Huber (1928-2009), war in Dachau eine künstlerische Institution und dort einer der bedeutendsten Repräsentanten der zeitgenössischen Bildhauerei. Deshalb verlieh ihm die Stadt Dachau im Jahr 2006 die Bürgermedaille in Gold. Geboren in Freising, beschäftigte er sich bereits am dortigen Gymnasium mit der Malerei, war dann einige Jahre in der schwedischen Künstlerkolonie in Kaseberga, kam 1963 nach Dachau, wurde Mitglied der Künstlervereinigung Dachau und blieb von 1966 bis 1984 deren einflußreicher und geschätzter Vorsitzender.
Huber (Bild 3) war vor allem Landschaftsmaler in der Tradition der Dachauer Freilichtmalerei, wobei es ihm vor allem um das Naturerleben ging. Seit 1964 wandte er sich immer mehr der Bildhauerei zu. Bärbel Schäfer, promovierte Kunsthistorikerin und vereidigte Sachverständige für Gemälde des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere der Dachauer Schule, schreibt zu Karl Huber: „In seiner natürlichen Figürlichkeit, die er mit Abstraktion paarte, gehört er zu den letzten Vertretern einer der klassischen Moderne verpflichteten Bildhauertradition. Seine Bildwerke … sind ein Beweis seiner Liebe zur Natur…“ Wie B. Schäfer weiter ausführt, war „Hubers letzte große Arbeit die 2006 gefertigte Brunnenplastik der Tassilo-Eiche in Altomünster (vor Sparkasse)“.
Neben Malerei und Bildhauerarbeit hatten Bronzeplastiken und Mosaiken einen hohen Stellenwert in seinem künstlerischen Schaffen. Ein Beispiel für seine religiöse Kunst ist die Eingangstür zur Klosterkirche in Schönbrunn. Zur Vollendung seines „Hexenkarussells“ fehlte ihm dann die Kraft, er starb am 11. Juni 2009. Sein Sohn Korbinian trat in die Fußstapfen seines Vaters, ist ebenfalls Bildhauer und stellt jedes Jahr seine Kunst in Ostbayern aus.
Die oben erwähnte Freundschaft Hubers mit der Familie Birk ist auch im Bild 4 aus dem Jahr 1973, das mir vom damaligen Birk jun. zur Verfügung gestellt und im nicht mehr bestehenden Augsburger Hof in Dachau aufgenommen wurde, zu erkennen.
Die Baukeramik O. Birk wurde vom Schwiegersohn als Nachfolgefirma der Nagy-Keramik, deren Firmenschild bei mir archiviert ist, gegründet. Otto Birk sen. lernte bei seinem Schwiegervater Franz Nagy, dem Gründer der Porzellan-Manufaktur Allach (PMA), das Keramiker-Handwerk. Nagy und das Allacher Porzellan ist eine eigene Geschichte, die vermutlich im Oktober dieses Jahres veröffentlicht wird. Birk jun., Keramikmeister und Kachelofenbauer, hat die 20 für das UnterMenzinger Jubiläumsjahr 2017 (Bild 5) ausgerichteten Huber-Löwen aus Keramik meiner Initiativgruppe geschenkt.
Den Untermenzinger Huber-Löwen für die 1200-Jahr-Feier fertigte Otto Birk - seine Eltern Otto und Rosa sind schon viele Jahre tot – in einer Stückzahl von 20 an und stellte sie dem Festkomitee kostenlos zur Verfügung. Die bei der Verleihung übrig gebliebenen Löwen kauften Untermenziger Handwerker und Geschäftsleute mit einem Betrag für die Festkasse. Bei meinen Einkäufen sehe ich auch heute noch diese Löwen ausgestellt. Der Wunsch mehrerer Privatpersonen, auch einen Löwen käuflich erwerben zu können, konnte leider nicht erfüllt werden.
Herr Birk war und ist noch als Keramikkünstler tätig und fertigte z.B. für die Bayerische Staatskanzlei den sog. Rauch-Löwen (30 cm) an, der vom Ministerpräsidenten an verdiente Sportler verliehen wurde. Prof. E. A. Rauch (1901-1990) wurde auf dem Obermenzinger Friedhof im Gräberfeld 20 begraben. Das Grab ist inzwischen aufgelöst. Zugleich widmete O. Birk sich der Nachformung des Osel-Löwen (22 cm) in vielen Exemplaren. Hans Osel (1907-1996) war ein begnadeter Bildhauer, der mit seinen Brunnen und Figuren (Bild 6) das Stadtbild von Pasing prägte. Nach ihm ist dort eine Straße und eine Schule benannt. Osel wurde auf dem Pasinger Friedhof begraben.