Herrschings Krankenhauspläne stecken in der Warteschleife. Die Realisierung einer modernen Klinik in Herrsching muss verschoben werden, obwohl bereits eine Million Euro in die Planung investiert wurden. Landrat Stefan Frey und Klinik-Geschäftsführer Thomas Weiler erläuterten vor kurzem die Hintergründe für diese Entscheidung. Ursprünglich sollte in Herrsching die 12.000 Quadratmeter umfassende 190-Betten-Klinik mit Radiologie, Nuklearmedizin und umfangreicher Notaufnahme errichtet werden. Die Schindlbeck-Klinik und das Seefelder Krankenhaus sollten darin aufgehen und zusammen mit dem Starnberger Krankenhaus den Verbund der Starnberger Kliniken bilden. Schon damals hing die ungewisse Finanzierung wegen der bevorstehenden Klinikreform aber wie ein Damoklesschwert drohend über den Plänen. Mitte Juli wurde die Klinikreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach öffentlich. Das brachte Unsicherheiten über die finanzielle Beteiligung von Bund und Freistaat für den Landkreis mit sich. Die Klinikreform verfolgt drei Ziele: Entökonomisierung, Qualitätssteigerung und Entbürokratisierung. Ein neues Transparenzgesetz ab 2024 informiert über Leistungen und Qualität der Krankenhäuser. Vorhaltepauschalen ersetzen Fallpauschalen, sichern Kliniken finanziell und fördern Qualität über Quantität. Ohne Reform drohen vielen Krankenhäusern Insolvenzen, so Lauterbach, der mit der Ampel-Koalition die Reform voran treibt. Für Starnberg bedeutet dies, dass die Versorgung des Landkreises in Bezug auf Krankenhäusern überdacht werden muss. In der ursprünglich geplanten Form kann das Neubauprojekt nicht realisiert werden. Zum Beispiel werden zwei Notaufnahmen – in Starnberg und in Herrsching – für einen Landkreis wohl nicht finanziert. Doppelte Angebote werden nicht möglich sein. „Wir stehen wieder am Anfang“, bedauerte Weiler.
Der Neubau in Herrsching betrifft auch das Starnberger Krankenhaus. Während der dringend benötigten etwa zehnjährigen Generalsanierung hätte Herrsching die dadurch fehlenden 100 Betten kompensieren sollen. Landrat Frey betonte, dass keine Sanierung durchgeführt werde, solange keine Ersatzkapazitäten verfügbar seien.
Die Zukunft des Krankenhausneubaus in Herrsching bleibt offen. Ein Strategiegutachten soll jetzt die besten Optionen für den Klinikverbund untersuchen. Dabei sollen die unterschiedlichsten Varianten geprüft werden: die drei bestehenden Häuser in Starnberg, Seefeld und die Schindlbeck-Klinik erhalten, ein Zentralkrankenhaus in Starnberg ausbauen, den Herrschinger Neubau errichten. Bis Mitte des nächsten Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Als gesichert gilt auf alle Fälle, dass es vor 2030 - anders als zuvor erhofft - keine neue Klinik im Landkreis geben werde.