Wer ein dringendes Bedürfnis verspürt, musste bisher rund um die Wiesentfelser Straße entweder schnell nach Hause laufen, in einer Gastwirtschaft nachfragen, wenn er oder sie nicht hinter Büsche verschwinden wollte, was sich im großstädtischem Bereich wegen fehlender Privatheit fast schon von selbst verbietet. Damit ist nun Schluss. Die Stadt München stellt bis Ende Februar vier neue öffentliche Toilettenanlagen im Stadtgebiet auf. Die erste war in Berg am Laim. Die weiteren haben ihren Standort in Sendling, in Haidhausen und an der Wiesentfelser Straße im 22. Stadtbezirk.
Mit Ekel-Toiletten wie den mobilen Klos, in die man nur im alleräußersten Notfall eintritt, haben die neuen Anlagen nichts gemein. Sie sehen modern und hygienisch aus. Es gibt Seifenspender, Handtrockner, Ablagen und einen Notruf. Nach der Benutzung reinigen sie sich vollautomatisch. Darüber hinaus sind sie barrierefrei auch für mobilitätseingeschränkte Personen zu benutzen. So können die Waschbecken beispielsweise mit dem Rollstuhl unterfahren werden. Nicht zuletzt bieten sie Wickelmöglichkeiten, an denen Eltern ihren Babys komfortabel die Windeln wechseln können.
Die Toiletten sind das ganze Jahr über täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet und können kostenlos benutzt werden. Für die Sauberkeit ist ein vom Baureferat beauftragter Betreiber zuständig. Besonders praktisch ist – angesichts der steigenden Temperaturen in den Sommermonaten – dass es außerhalb des Gebäudes einen Trinkwasserspender gibt, an dem man sich erfrischen oder seine Trinkflasche füllen kann
Für die Standortwahl hatte die Stadt einen speziellen Kriterienkatalog entwickelt. Die Toiletten sollten demzufolge vor allem an gut frequentierten öffentlichen Orten wie Skateranlagen, Spielplätzen oder an Grün- sowie Parkanlagen aufgestellt werden. Dabei wurde die Anzahl der Anwohner und die der Kinder, die Größe der Spielplätze und die bisherige Situation berücksichtigt. Außerdem wurden Beiräte und Arbeitskreise wie Senioren- und Behindertenbeirat, Gleichstellungsstelle für Frauen und Facharbeitskreis Mobilität nach den jeweiligen Bedürfnissen für funktionale Toiletten befragt. Auch die Belange der Natur, des Denkmalschutzes und der Nachbarn waren in die Planungen mit einbezogen.
Seit 2019 läuft die Toilettenoffensive der Stadt bereits. Mittlerweile gibt es die Klos schon an vielen Stellen in München darunter der Hirschgarten, die Isar, Badeseen, der Sendliner Wald sowie einige große Plätzen und Straßen. Als Ziel definierte Oberbürgermeister Dieter Reiter „die Anzahl der öffentlichen Toilettenanlagen in München deutlich zu erhöhen“. Mit 34 weiteren geplanten WCs „können wir weitere stark frequentierte Parks und Quartierszentren ausstatten“. Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer erklärte, dass das Baureferat in den letzten vier Jahren bereits 16 neue Toilettenanlagen auf öffentlichen Flächen errichtet habe. Und der Ausbau geht bis 2026 weiter.