Veröffentlicht am 26.01.2009 15:12

Einsatz auf Eis


Von red
Die Rettungssanitäter versorgen die eingebrochene Person am Ufer und haben sie in eine Rettungsdecke gewickelt. (Foto: cm)
Die Rettungssanitäter versorgen die eingebrochene Person am Ufer und haben sie in eine Rettungsdecke gewickelt. (Foto: cm)
Die Rettungssanitäter versorgen die eingebrochene Person am Ufer und haben sie in eine Rettungsdecke gewickelt. (Foto: cm)
Die Rettungssanitäter versorgen die eingebrochene Person am Ufer und haben sie in eine Rettungsdecke gewickelt. (Foto: cm)
Die Rettungssanitäter versorgen die eingebrochene Person am Ufer und haben sie in eine Rettungsdecke gewickelt. (Foto: cm)

Wenn eine Person ins eiskalte Wasser fällt, erfährt sie zunächst einen Kälteschock. Der Körper kämpft gegen das Erfrieren und so werden nur noch die lebenswichtigen Organe im Rumpf durchblutet. Die Extremitäten, also Arme und Beine, fangen aufgrund der mangelnden Durchblutung zu zittern an und schon nach wenigen Minuten hat die Person keine Kraft mehr, sich durch Rudern über Wasser zu halten und geht unter. Wird jedoch rechtzeitig die Wasserrettung der Feuerwehr alarmiert, kann die Person gerettet werden.

Damit im Ernstfall alles reibungslos funktioniert, finden jeden Winter Eisrettungsübungen statt. So auch vergangenen Donnerstag am Langwieder See. Eine Stunde lang übten 14 Männer der Schnelleinsatztruppe der Pasinger Feuerwache verschiedene Techniken zur Eisrettung. Wie bei einem richtigen Einsatz waren ein Einsatzwagen, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, ein Rettungswagen, ein Notarztwagen und ein Wassernotfahrzeug vor Ort. Wenn es nötig ist, kommt auch ein Rettungshubschrauber mit. „Dadurch wird eine schnelle Rettung aus der Luft möglich“, erklärte Werner Stock, Leiter der Tauchergruppe Feuerwache 6, Pasing. „Heute proben wir aber nur die Rettung am Boden.“

„Zeitfaktor ist das Wichtigste“

Als erstes sollte die einfachste und schnellste Rettungsform geübt werden: Die Rettung mit dem so genannten „Speinboard”. Dazu begab sich Feuerwehrmann Peter Hautz in ein ca. 20 Meter vom Ufer entferntes Loch im Eis und stellte so die eingebrochene Person dar. Zum Schutz seiner Gesundheit trug er einen Trockentauchanzug, der vor Erfrierungen schützt. „Bis zu 20 Minuten kann ich so im Wasser bleiben, aber richtig warm ist es nicht“, verriet der junge Mann, der sich freiwillig als „Opfer“ zur Verfügung gestellt hatte. Zu seiner Rettung kam in diesem Fall ein einzelner, durch ein Seil vom Ufer aus gesicherter Feuerwehrmann mit einem „Speinboard” unter dem Arm aufs Eis. Bei einem „Speinboard” handelt es sich um ein stabiles Brett aus Plastik, auf das sich der Retter legt während er den Eingebrochenen aus dem Wasser zieht.

Sobald der erste Schritt geschafft war und Hautz sich nicht mehr im eiskalten Wasser befand, wurde er vom rettenden Feuerwehrmann mit einem festen Griff gepackt und die Männer am Ufer zogen beide liegend über das Eis an Land. All das geschah innerhalb von nur wenigen Sekunden. „Der Zeitfaktor ist das Wichtigste“, betonte Werner Stock. „Wir versuchen, die Person so schnell wie möglich ans Ufer zu bringen.“ Dort warteten schon die Rettungssanitäter und hüllten Hautz in eine Rettungsdecke.

Klare Sicht unter Wasser

Im Anschluss fand eine ähnliche Übung statt, bei der Hautz jedoch nicht mit Hilfe des „Speinboards” ans Ufer gezogen wurde, sondern auf einem Eisrettungsgerät. Das Eisrettungsgerät ist stabiler auf dem Eis und für den Notfall auch mit einem Ruder ausgestattet. Es kann als Boot fungieren und 270 Kilogramm tragen. Auch hier wurde wieder Wert auf Schnelligkeit gelegt und Peter Hautz am Ufer sofort notversorgt. Schließlich kamen noch die Taucher zum Einsatz. „Taucher werden nur dann eingesetzt, wenn die Person im Wasser schon untergangen ist“, sagte Stock einleitend. Für die Übung war bereits eine Gummipuppe unter Wasser deponiert worden, die nun geborgen werden sollte.

Ein Taucher und ein Reservetaucher begaben sich in einem Boot, das als Plattform dient, zum Eisloch. Unter Wasser suchte dann Taucher Matthias Probst im Umkreis von 20 Metern nach der Gummipuppe. Dabei muss er ständig über Funk mit den Männern im Boot auf dem Eis Kontakt halten. „Unter Wasser hat man im Winter eine klare Sicht”, erklärte Werner Stock das Vorgehen. „Sollte jedoch im Umkreis von 20 Metern um das Einstiegsloch die ertrunkene Person nicht gefunden werden, schneiden wir mit der Stichsäge an einer anderen Stelle ein Loch ins Eis.“ Im Rahmen der Übung lief jedoch alles glatt und die Gummipuppe konnte schnell geborgen und an Land gebracht werden. Dort könnten die Sanitäter im Notfall sogar eine Person, die 20 Minuten im eiskalten Wasser war, reanimieren.

Regeln zur Rettung

Diesen Winter hatten die Feuerwehrmänner in München zum Glück keine ernsthafte Eisrettung durchzuführen. „Wenn jetzt bei wärmeren Temperaturen jedoch die Eisdecken schmelzen, ist die Gefahr wieder größer, dass jemand einbricht“, warnt Werner Stock. Eine Eisdecke gelte ab zehn Zentimetern als sicher zum Betreten. Trotzdem hält Stock jeden zur Vorsicht an: „Vor allem Kinder können nicht einschätzen, ob ein Eis trägt! Eltern sollten ein wachsames Auge auf ihre Kinder haben.“

Wer man mitbekommt, dass jemand auf einem See einbricht, soll auf jeden Fall zuerst die Wasserrettungsstaffel unter der Notrufnummer 112 alarmieren. Falls man einmal selbst helfen muss, gilt: „Nie dem Ertrinkenden die Hand reichen! Sonst ist man in Gefahr, selbst mit ins Wasser gezogen zu werden“, so Stock. „An allen Münchner Seen gibt es Rettungsringe und -leitern, die man langsam vorschieben kann. Im Notfall geht auch ein Ast oder Brett.“ Ist die Person nicht allzu weit vom Ufer eingebrochen und das Eis sehr dünn, könne sie sich auch selbst durch das Wegschlagen des Eises einen Weg bahnen und befreien.

Am Ufer sollte man dem „Opfer“ dann alle nassen Kleidungsstücke ausziehen und es in eine Decke wickeln. „Nicht an Armen und Beinen rubbeln, denn so gelangt das kalte Blut der Extremitäten in den Kreislauf und kann zum Herzkammerflimmern und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen“, warnt Rettungsassistent Robert Wagner. Am besten sei es, die in eine Decke gehüllte Person in einen windgeschützten, nicht überheizten Bereich zu bringen. Dort kann sich der Körper dann langsam wieder erholen.

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