Cleo Groß hat im vergangenen Schuljahr einen der besten Schulabschlüsse Bayerns im Bereich der Mittelschule geschafft und wurde dafür vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in der Münchner Residenz geehrt. Das Besondere daran: Sie ist Schülerin der inklusiven Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein - einer Einrichtung, in der Kinder und Jugendliche mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam lernen. Cleo ist das beste Beispiel dafür, dass Inklusion an Schulen eben keine Ideologie und auch kein Hemmnis für „normale” Kinder und Jugendliche ist, sondern dass dort der Lehrstoff genauso umfassend vermittelt wird, darüber hinaus aber noch viele Kompetenzen und Soft Skills wie Teamarbeit, kritisches Denken und Einfühlungsvermögen erworben werden.
Zu den Vorurteilen gegenüber Inklusion, die vor allem aus der rechten Ecke kommen, hat die 16-Jährige eine klare Meinung. „Es ist völlig egal, ob ein Kind behindert ist oder nicht, es ist immer eine Bereicherung”, erklärt sie in einem Interview für „Lichtblicke”, die interne Zeitung der Aktion Sonnenschein, in dem sie auch über die Selbstverständlichkeit im Umgang mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf spricht.
„Es fällt gar nicht richtig auf, viele lesen dieselben Bücher und man unterhält sich dann gemeinsam darüber. Auch bei den Hobbys gibt es viele Gemeinsamkeiten, man unternimmt gerne etwas zusammen, besucht dieselben Kurse und bringt sich ein, bei mir ist es vor allem unser inklusives Mon-Theater”, berichtet sie. Und weiter: „Wir unterteilen an unserer Schule nicht in 'die Person ist so oder die Person ist so'. Man sollte auf keinen Fall separieren und sich Vorurteile bilden. Man sagt ja auch nicht zu einem Fisch, 'Du bist dümmer als der Affe, weil du nicht auf einen Baum klettern kannst'. Es ist merkwürdig, wenn sich Kinder immer an bestimmte Maßstäbe anpassen müssen. Wenn ein Kind nicht gut in Mathe ist, ist es vielleicht super in Deutsch und schreibt ganz tolle Texte. Deshalb kann man sich bei den Hausaufgaben immer gegenseitig helfen – das ist ganz zentral bei der Montessori-Pädagogik.” Ihr Fazit: „Ich lerne hier wirklich fürs Leben!”
In die inklusive Montessori-Schule wechselte Cleo nach vier Jahren Regelschule in der 5. Klasse. Ihre Mutter hatte vom Konzept der Aktion Sonnenschein erfahren und war begeistert davon, dass Kinder dort ohne Druck lernen dürfen. „Meine Mutter wollte, dass ich eine schöne Schulzeit ohne viel Stress habe. Und natürlich hat dabei das Inklusionskonzept auch eine wichtige Rolle gespielt. Hier ist es viel entspannter und macht viel mehr Spaß, als ich das von früher her kenne”, resümiert sie und fügt hinzu, dass die Prüfung, die sie extern in der Schule an der Blumenauer Straße geschrieben habe, sie an die nicht so entspannte Zeit vor der Montessori-Schule erinnert habe.
Die Ehrung durch den bayerischen Ministerpräsidenten war für die Zehntklässlerin ein aufregendes Erlebnis. „Ich war ziemlich nervös”, gibt sie zu. „Jeder durfte zwei Gäste mitbringen, wir wurden dann namentlich aufgerufen und bekamen vom Ministerpräsidenten die Urkunde überreicht. Da ist man natürlich schon stolz, aber genauso toll waren die vielen netten Leute und guten Gespräche. Für mich war das Schönste, dass ich überhaupt vorgeschlagen wurde. Selbst wenn ich die Ehrung nicht bekommen hätte, hat mich das am meisten gefreut.”