Vor 15 Jahren wurden die Flächen im Nördlichen Erdinger Moos als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Neben dem Großen Brachvogel, dem Kiebitz und der Wiesenschafstelze profitieren weitere 40 Vogelarten von einem hohen Schutzstatus auf dem Gelände des Münchner Flughafens. Das Vogelschutzgebiet ist rund 4.525 Hektar groß, was einer Fläche von etwa 6.400 Fußballfeldern entspricht. Es umfasst die circa 666 Hektar großen Flughafenwiesen, die an den beiden Start- und Landebahnen liegen sowie die nördlich und östlich an das Flughafengelände angrenzenden Bereiche des Nördlichen Erdinger Mooses.
Die Flughafenwiesen sind das Herzstück des Vogelschutzgebietes. Die hochwertigen, nährstoffarmen Wiesen dienen bereits seit fast drei Jahrzehnten als wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Störungen sind innerhalb des Flughafenzaunes für die Vögel sehr selten: Es gibt kaum Fressfeinde, keine Spaziergänger oder landwirtschaftliche Eingriffe. Die Fluggeräusche stören die Tiere nach Angaben der Pressestelle des Münchner Flughafens „weder bei der Futtersuche noch bei der Brut oder Jungenaufzucht”.
Erstmals wurden die Flughafenwiesen im Jahr 2006 eingehend kartiert und viele bedeutende Arten wie die Grauammer, die Wachtel oder die Feldlerche erfasst. Während die überregionale Entwicklung des vom Aussterben bedrohten Großen Brachvogels anhaltend negativ ist, zeigt der Bestand auf den Flughafenwiesen seit Jahren einen positiven Trend. Laut dem Landesamt für Umwelt (LfU) stellen die Flughafenwiesen mit 107 Brutpaaren sogar das bedeutendste Brachvogel-Brutgebiet in ganz Bayern dar. Dies wurde durch die siebte landesweite Wiesenbrüterkartierung im Jahr 2021 verifiziert.
Ähnlich wie beim Brachvogel sind die Flughafenwiesen auch für viele andere Wiesenbrüter von hoher Bedeutung. Sogar eines der bayernweit 19 Brutpaare der Uferschnepfe hat sich auf den Flughafenwiesen etabliert. Damit ist das Airport-Gelände neben der Regentalaue das einzige Gebiet, in dem flügge Jungvögel aufwachsen können. Zudem hat das Vogelschutzgebiet am Flughafen München mit 110 Revierpaaren die höchste Bestandsdichte des Kiebitzes in Oberbayern – ein Beweis, dass Natur und Technik nun schon seit vielen Jahren sehr gut miteinander harmonieren können.