Historische Enklave: Ausstellung zur Grafschaft Ismaning in Unterföhring


Von Benjamin Schuldt
Grenzstein am Rochus-Dedler-Weg in Oberföhring: Hier verlief bis 1803 die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Bayern und der Grafschaft Ismaning. (Foto: bas)
Grenzstein am Rochus-Dedler-Weg in Oberföhring: Hier verlief bis 1803 die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Bayern und der Grafschaft Ismaning. (Foto: bas)
Grenzstein am Rochus-Dedler-Weg in Oberföhring: Hier verlief bis 1803 die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Bayern und der Grafschaft Ismaning. (Foto: bas)
Grenzstein am Rochus-Dedler-Weg in Oberföhring: Hier verlief bis 1803 die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Bayern und der Grafschaft Ismaning. (Foto: bas)
Grenzstein am Rochus-Dedler-Weg in Oberföhring: Hier verlief bis 1803 die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Bayern und der Grafschaft Ismaning. (Foto: bas)

Unterföhring und Oberföhring, aber auch Englschalking und Daglfing gehörten bis 1803 nicht zu Bayern, sondern zu Ismaning. An die Grafschaft Ismaning, die zum weltlichen Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Freising zählte, erinnert eine Wanderausstellung, die nun im Foyer des Unterföhringer Rathauses Station macht. Die Eröffnung findet am Freitag, 24. Januar, um 19 Uhr statt.

Fast 500 Jahre lang verlief im heutigen Münchner Nordosten eine Landesgrenze. Denn während Bogenhausen, Denning und Zamdorf im Herzogtum Baiern (zunächst mit „i”), später im Kurfürstentum Bayern, lagen, unterstanden die Dörfer Oberföhring, Englschalking und Daglfing dem Freisinger Fürstbischof. Die damalige Grafschaft Ismaning (auch Grafschaft auf dem Isarrain), ein Landstreifen östlich der Isar, erstreckte sich vom heutigen Stadtbezirk Bogenhausen über Unterföhring bis ins namensgebende „Krautdorf” Ismaning - und bildete so eine Enklave im Herzogtum, vergleichbar mit San Marino und Italien. Von einer „Insel in Bayern” spricht der Titel der Ausstellung.

Verkauft für 100 Mark Silber

Im September 1319 hatte Kaiser Ludwig der Bayer die genannten Orte für 100 Mark Silber an Bischof Konrad III. von Freising verkauft. Bis zur Säkularisation 1803 blieben die Freisinger Bischöfe Landesherrn in der Grafschaft Ismaning. Das Schloss Ismaning diente den Herrschern seinerzeit als Sommerresidenz. Neben der Grafschaft Ismaning gehörten Stadt und Burgfrieden Freising, die Herrschaft Burgrain (heute Markt Isen im Landkreis Erding) sowie die Grafschaft Werdenfels (in der Region um Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald) zum Hochstift.

Im Jubiläumsjahr konzipiert worden

Anlässlich der 700. Wiederkehr der urkundlichen Ersterwähnung der Grafschaft Ismaning konzipierten der NordOstKulturVerein, das Stadtmuseum Freising, das Schlossmuseum Ismaning und die Gemeinde Unterföhring 2019 gemeinsam eine Wanderausstellung, welche die Geschichte der zugehörigen Orte nachzeichnet. Die Heimatforscher gingen folgenden Fragen nach: Wie lebten die Menschen in der Grafschaft? Wie übten die Freisinger Fürstbischöfe und ihre Vertreter vor Ort ihre Herrschaft aus? Wie groß war der Einfluss der Kirche, welche Bedeutung hatten Landwirtschaft und Gewerbe in der kargen Region? Und welche Folgen hatte die Säkularisation? 1803 erlosch die Grafschaft Ismaning, die Orte kamen zum Kurfürstentum Bayern und bildeten bald eigene politische Gemeinden, was Ismaning und Unterföhring bis heute geblieben sind. Aus dem einst öden Landstrich zwischen Isar und Moos ist eine floriende Wirtschaftsregion geworden.

Über 30 Tafeln informieren

Auf über 30 informativen Tafeln veranschaulichen Dokumente, Bilder, Landkarten und Texte das religiöse und soziale Leben in der Grafschaft Ismaning vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit. Die Ausstellung kann von 24. Januar bis 21. Februar kostenlos zu den Öffnungszeiten des Rathauses Unterföhring (Münchner Straße 70) besichtigt werden. Diese sind: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und am Montagnachmittag von 13.30 bis 17.30 Uhr.

Und wer in Oberföhring am Rochus-Dedler-Weg unterwegs ist, kann dort den letzten verbliebenen Grenzstein entdecken. Auch wenn es sich dabei um ein Replikat handelt (das Original befindet sich im Münchner Stadtmuseum), zeigt der Grenzstein auf, dass Bayern früher bei Oberföhring endete - oder zumindest unterbrochen wurde.

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